Читать книгу Hereinspaziert! - Johannes Reimer - Страница 17
2.3Gemeinde Jesu – Gottes erwählter Evangelist
ОглавлениеDas Evangelium kommt zu den Menschen durch Botschafter des Evangeliums. Es bedarf eines Evangelisten. Die „Präsenz“ des Evangeliums setzt die „Präsenz“ eines Evangelisten voraus.32 Nur wo ein solcher Botschafter ist, findet die Botschaft ihren Adressaten. Doch wer ist dieser Botschafter? Traditionell sah man besonders begabte Verkündiger als Träger der Evangelisation. Und sicher ist das nicht falsch.
Aber auf den begabten Prediger allein kommt es nicht an. Philip W. Keevil schreibt in seiner Untersuchung der Predigt in Zeiten amerikanischer Erweckungen: „Wenn die Predigt ein Teil der Bewegung des Geistes in den Gemeinden ist, die geistliche Vitalität verursacht und in supranaturalen Effekten resultiert, dann kann man Erweckung beobachten.“33 Der Geist Gottes wirkt also in der Gemeinde und er wirkt auch durch die Predigt, aber nicht nur. Das ganze Gemeindeleben ist hier gefragt. Leben und Wort gehören zusammen.
Gott ist der eigentliche Agent der Evangelisation in der Welt. Und die Gemeinde ist sein wichtigster Botschafter. Sie ist „die Übersetzerin und Verständlich-Macherin des Evangeliums.“34 Die Gemeinde ist der wichtigste Agent, durch den Gott in der Welt evangelisiert.35 Und Evangelisation ist „Herz und Leben der Gemeinde“, wie Hans Kasdorf es so treffend ausdrückte.36 Ihr Arbeitsplatz ist Evangelisation.37 Sie sollte deshalb immer von ihrem missionarischen Auftrag her gedacht und gebaut werden.38 So gesehen kann sie nur als missionale Gemeinde, eine Gemeinde, die von ihrem Wesen her missionarisch ist, geglaubt und gelebt werden. Als solche wird sie nicht einfach zu sich rufen, sondern zu den Menschen gehen, die Gott noch nicht kennen. Sie existiert in der „Geh- und nicht in der Komm-Struktur“39 Damit ist alles, was sie ausmacht, evangelistisch bestimmt. Wenn man will, hat das Evangelium in der Gemeinde seine Gestalt gefunden. Und zwar immer jene lokale Gestalt, die Gottes Wort Fleisch werden lässt und so den Menschen verständlich wird. Eine solche Gemeinde wird immer als gesellschaftliche Alternative, aber nie als Fremdelement40 wahrgenommen werden.
In dieser evangelistischen Gemeinschaft haben Menschen von Gott die besondere Begabung eines Evangelisten erhalten (Eph 4,11). Diese sollen „die Heiligen zurüsten zum Werk ihres Dienstes“ (Eph 4,12). Damit leiten sie die Evangelisation der Gemeinde im jeweiligen Kontext. Wichtig ist, dass es nicht um die Evangelisation einzelner Evangelisten in der Welt geht. Die Evangelisten sind eingebunden in das evangelistische Gesamtwerk der Gemeinde. Und jede selbstständige Gemeinde ist laut Henry Venn und Rufus Anderson eine selbst-proklamierende41 und damit selbst-evangelisierende Gemeinde. Sie wird sich zwar auch der Hilfe von außen erfreuen, bedarf dieser jedoch nicht direkt. Ein Gastevangelist oder auch Evangelisationswerk sind Hilfsinstrumente der Evangelisation – der Hauptakteur in der Evangelisation ist jedoch die Gemeinde. Hilfsinstrumente können nur in einzelnen evangelistischen Veranstaltungen, nicht aber in der Evangelisation der Gemeinde an sich eingesetzt werden. Und da Evangelisation weit mehr ist als Veranstaltung,42 ist auch der Einsatz solcher Hilfsinstrumente begrenzt.
Dabei ist es wesentlich, dass alle Glieder der Gemeinde mit allen ihnen gegebenen Gaben des Heiligen Geistes in den Prozess der Evangelisation hineingenommen sind. Wie der Körper des Menschen sich nur dann unbeschwert voranbewegen kann, wenn alle seine Glieder intakt und gesund sind und „mitgehen“, so auch der Leib Christi, die Gemeinde. Sie wird evangelistisch erfolgreich, wenn sich alle ihre Glieder für Evangelisation einsetzen. Die Koordination aller Gaben auf das eine missionarisch-evangelistische Ziel bewirkt Multiplikation.43 Evangelisation wird somit zu einem „Wagnis für alle“.44 Man kann diesen Team-Einsatz in der missionarischen Arbeit der Urkirche deutlich beobachten, wie Gottfried Schille in seiner Darstellung der Mission der apostolischen Gemeinden plausibel macht. Er spricht sogar von der „urchristlichen Kollegialmission“.45
Die evangelistische Gemeinde steht im Auftrag Gottes, folgt der Methode Christi und wird vom Heiligen Geist geleitet. Aus der trinitarischen Theologie der Evangelisation ergeben sich die wichtigsten Setzungen für den evangelistischen Alltag der Gemeinde.46