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2.8Transformation als Ziel der Evangelisation

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Evangelisation will Leben verändern. Es geht ihr um Menschen. Sie sind ihr eigentliches Ziel.69 Es geht um mehr als nur um eine bloße Vermittlung von Offenbarungsinhalten. Natürlich will Evangelisation, dass Menschen über Gott Bescheid wissen, aber das allein genügt nicht – sie sollen Gott kennenlernen und ihr Leben nach seinen Geboten ausrichten. Evangelisation will Konversion und Transformation im besten Sinne dieser Worte.70 Damit ist sie aber viel mehr als nur ein Beitrag zur Diskussion über Gott und die Welt; sie ist ein Aufruf zur Bekehrung und Lebensveränderung. Sie mutet ihren Zuhörern eine radikale Neuorientierung in allen Lebensbereichen zu, eine „ganzheitliche Umorientierung, in welcher ein einzelner Mensch oder eine Gruppe das vergangene Leben re-interpretiert, die Abwendung von diesem vollzieht und das Künftige in einem veränderten gesellschaftlichen Beziehungsnetz neu begründet und gestaltet.“71 Evangelisation will bekehren, und zwar zum Herrschaftswechsel im Leben des Menschen. Es ist ein Totalanspruch: hier ist der ganze Mensch gemeint, sein ganzes Leben, nichts wird ausgeschlossen, nichts ist belanglos, alles, absolut alles wird unter den Herrschaftsanspruch Gottes gestellt.72 Wenn Evangelisation nicht mehr bekehren will oder wenn sie nur noch Teilbereiche des menschlichen Daseins meint, wenn sie sich auf rein spirituelle Inhalte reduzieren lässt, wenn sie aufhört, ganzheitliche Umkehr und Buße zu predigen, dann hört sie auf, Evangelisation zu sein. Wo Evangelisation ganzheitlich bekehrt, da werden alle Lebensbereiche des Menschen betroffen sein und vom Evangelium verändert werden.73 Das Reich Gottes gewinnt dann nicht nur „in uns“ Gestalt, sondern „mitten unter uns“ (Lk 17,21)74 und durchzieht dann konsequenterweise auch die „sozialen Strukturen, die Kultur, die Politik und die Wirtschaft“, um diese „auf Gottes Willen hin zu verändern“.75

Damit ist nicht der Weg zum Ziel, sondern das Ziel selbst beschrieben. Freilich geht es dabei um weises und nicht manipulatives Evangelisieren. Niemals darf sich Evangelisation zu einer manipulativen Propaganda hinreißen lassen, niemals seelischen und geistigen Druck ausüben. Menschen werden nicht ins Reich Gottes gedrängt. Wie fatal eine solche Haltung ist, hat die Geschichte der Christianisierung nur zu deutlich gezeigt. Menschen werden zu Christus immer durch Liebe gezogen. Und Liebe kennt keinen Zwang, auch keinen seelischen Zwang. Liebe will immer freiwillige Einsicht und Umkehr. Das Ziel aller Evangelisation – Umkehr und bewusste Nachfolge Christi – wird durch den „sanften Ruf“ nicht korrigiert, sondern eher bestätigt. Ohne Konversion keine Evangelisation. Evangelistische Verkündigung muss mit O. Weber verstanden werden als „Kundmachung der Entscheidung Gottes, die zur Entscheidung ruft“76. Wo das Evangelium gelebt und gepredigt wird, da werden Menschen mit der Frage konfrontiert, ob sie ihr Leben ohne Gott leben wollen, und sie werden eingeladen, sich mit Gott zu versöhnen. „Evangelistische Verkündigung ist also nichts anderes als solche Provokation zur Antwort, Einladung zum Einverständnis und dringende Bitte zur Versöhnung. Sie zielt darauf, dass ihre Hörer Gottes rettendes Handeln als die ihr Leben bestimmende Wirklichkeit annehmen.“77 Erst so kann eine umfassende Änderung ihrer Lebensverhältnisse einsetzen. Volker Kessler bringt es auf den Punkt wenn er schreibt: „erst eine Erneuerung des Sinnes, des „mind-sets“, bewirkt nachhaltige Änderungen.“78

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