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Das Brot in der Wüste: Lukas 9,1–22

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Die Verbindung zwischen der Aussendung der Zwölf (9,1–10), der Speisung der Menge (9,11–17) und dem ersten Bekenntnis des Petrus (9,18–22) wird in Johannes 6 sehr viel deutlicher herausgearbeitet. Maurice Goguel hat zu Recht angenommen, dass dieses Kapitel historisch ernstzunehmen ist. Diese nach Tausenden zählende Menge war nicht der harte Kern geprüfter Jünger, sondern eine erste Welle Fragender, die sehen wollten, was es mit dem von den Zwölfen angesagten Königreich auf sich hätte. Wie der Teufel gesagt hatte, brachte die Verteilung von Brot die Menge dazu, Jesus als den neuen Moses auszurufen, den Ernährer, den erwarteten Wohlfahrtskönig. Sein Ausweichen vor ihrer Akklamation ist (in allen Evangelien) die Gelegenheit der ersten Ankündigung, dass sein Wirken von Leiden geprägt sein würde und dass seine Jünger bereit sein müssten, dieses Kreuz mit ihm zu tragen. Zu diesem Zeitpunkt fordert er Petrus zu seinem Bekenntnis heraus und heißt ihn dann schweigen. Unmittelbar darauf folgt das erste Anzeichen, dass Petrus den Christus nicht als leidend begreifen will. Zu diesem Zeitpunkt ziehen sich andere Jünger wegen seiner harten Worte zurück (Joh 6,60–66). Und genau dann „richtet er sein Angesicht nach Jerusalem“. Wie gering auch die Chance sein mag, aus den Evangelienberichten eine fortlaufend erzählende Biografie zu konstruieren, diese Geschichte vom Brot in der Wüste ist sicher eine der Gelenkstellen allen Geschehens.63 Sie markiert den Höhepunkt des massenwirksamen Auftretens in Galiläa und den Übergang zu einem mehr auf die Jünger bezogenen Wirken wie auch zum Gang nach Jerusalem. „Auf dem Weg nach Jerusalem“ (9,51) heißt die Überschrift des zweiten Drittels des Lukasevangeliums.

Dieser erste Hinweis auf das Kreuz wird schon in seinem auf die Krone bezogenen Kontext sehr deutlich. Kreuz und Krone sind Alternativen, und dies nicht nur da, wo Jesus es seinen Jüngern sagt, gleichsam als Element moralischer Unterweisung (vgl. S. 46), sondern auch in der eigenen Sicht seines Wirkens und in seiner Antwort auf die fordernde Akklamation des Volkes. Er beginnt, sich nicht nur von den Führern der Juden, sondern auch von der Menge zu entfremden, denn seine Messianität ist nicht nach ihrem Geschmack. Doch was er vorschlägt, ist nicht Rückzug in die Wüste oder in einen Mystizismus; es ist ein erneuerter messianischer Anspruch, ein Gipfelgespräch mit Mose und Elia, und der Marsch nach Jerusalem. Das Kreuz beginnt sich abzuzeichnen, nicht als rituell vorgeschriebenes Instrument der Versöhnung, sondern als die politische Alternative zu Rebellion und Quietismus.

Die Politik Jesu

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