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2. ABSCHLUSSREDE ZUR APRILKLASSE 1898

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Journal of Osteopathy (V), 1898, S. 115–121.

Graduierte: Es ist mir eine große Ehre, Ihnen im Namen der gesamten Fakultät einige Worte der Gratulation zu diesem glücklichen Ereignis in Ihrer Berufslaufbahn zu sagen. Nachdem Sie zwei Jahre in dieser klassischen Institution verbracht haben, die weltweit als einzigartige Gründerschule der Osteopathie bekannt ist, erhalten sie nun die Autorisierung dieser Schule, die eine Imprimatur des Gemeinwesens und auch die Befugnis durch uns, Ihre Lehrer, umfasst. Sie bestätigt, dass Sie vollständig dazu qualifiziert sind, überall unter dem weiten Himmel die osteopathische Profession zu praktizieren. Wir hoffen, dass Sie sich nicht so fühlen, wie sich der arme Hawthorne fühlte, als er in klagenden Tönen diese Zeilen schrieb: „Ich kann nicht Arzt werden und von den Krankheiten der Menschen leben.“ Sie leben deshalb nicht von den Krankheiten, sondern von deren Erfassung zum Zweck der späteren Heilung.

Zur Neige des 19. Jahrhunderts ist es ein bedeutendes Vorrecht, in seinem Leben an den wissenschaftlichen Fortschritten und Bewegungen teilzuhaben, die versprechen, die Kultur mit ihrem größten Ruhm zu krönen. Wir leben in einem Zeitalter, in dem es sich zu leben lohnt. In dieser Dämmerzeit finden im Bereich der Medizin Veränderungen statt, die in anderen Zeitaltern unbekannt waren. Auch in anderen Bereichen macht die Künstlichkeit der Natürlichkeit Platz. Der Ballast, den man der Wissenschaft hinzugefügt hat, wird abgeladen. Und die Methoden der Beobachtung und des Experiments führen uns zurück zu den schlichteren und sicheren Methoden der Natur. Dies gilt wahrscheinlich mehr für die Medizin als für alle anderen Wissenschaften. Die ihrer Natur nach künstliche Symptomatologie weicht der Erörterung der tatsächlichen Ätiologie und Natur anomaler Zustände.

Es kann als gut bestätigte Maxime gelten, dass nichts außerhalb der angemessenen Zeit entsteht.36 Zur Krönung des Lebens, die im Horizont der Menschheit erschien, heißt es: Er erschien „[…] in der Fülle der Zeiten.“ 37 Und es kann passend über jede große Wissenschaft im Fortschritt der Geschichte gesagt werden, dass sie in der Fülle der Zeiten entstanden ist. Unter allen großen Wohltaten der Menschheit nimmt keine eine derartig hohe Stellung ein wie die Wissenschaft und Kunst der Heilung. Ein antiker Wissenschaftler hat unsere Profession begeistert so gelobt:

„Der Mensch kommt den Göttern nirgends so nahe wie dann, wenn er den Mitmenschen Gesundheit verleiht.“ Worin auch die Ursache des Beginns von Krankheit, Leiden und Tod besteht und worin auch immer der Zweck ihrer Existenz liegen mag: Es ist eine gut bestätigte Tatsache, dass sie überall herrschen, wo es Menschen gibt. Leiden zu erleichtern und Krankheit zu bekämpfen, gehört zu jenen Bestrebungen des Menschen, die am höchsten geschätzt werden. Doch wenige haben die Ehre erlangt, Gründer und Pionier in dieser großen Bewegung zu werden. Zu diesen wenigen zählt Andrew Taylor Still, und die mit eisernem Stift auf die Berge der Zeit geschriebene Geschichte wird von seinem wundervollen Leben erzählen, von seinem über ein Vierteljahrhundert dauernden, geduldigen Arbeiten, durch das Sie und ich bereichert worden sind, indem wir von ihm die Prinzipien der Osteopathie empfangen haben. Gott hat der Menschheit die besten Gaben stets in der Form eines menschlichen Lebens geschenkt. Und stets hat Er ein menschliches Leben von überdurchschnittlichem Ernst, Beredsamkeit und Kraft zum Mittel und Maß seiner Gaben an die Menschheit gemacht. Keinem einzelnen Zeitalter ist alles Wissen offenbart worden, doch wie Zeit und Gelegenheit nach Wissen verlangten, kam es zum Menschen. Von keiner Profession als der Ihren lässt sich mit mehr Berechtigung sagen, dass Wissen das tatsächliche Fundament ihrer Existenz und ihres Fortschritts ist, die wesentliche und grundlegende Basis ihrer Fortdauer. Jene Menschen, die alleine standen, wurden zu Helden der Welt. Schon ein Fingerschnippen von Caesar beeindruckte den Römischen Senat. So hat Dr. Still, der Vater und Gründer der Osteopathie, nachdem er Jahre im Labor der Natur beim Studium der menschlichen Anatomie und Physiologie zugebracht hatte, seine Wissenschaft gegründet, diese jüngste und noch jungfräuliche Tochter der Wissenschaft, die als Vorbote von Gnade und Gesundheit für eine leidende und schwache Menschheit auf die Erde kam. Diese Wissenschaft wurde Ihnen vermittelt. Und Sie sind nun die Verwahrer dieses Wissens und die Praktizierenden dieser Wissenschaft. Die Osteopathie ist eine Kunst, denn „Wissen ist Macht“, wie Bacon sagte. Und wo Wissen keine Macht ist, ist es nutzlos und sogar schlechter als nutzlos, denn es wird gefährlich. Geben Sie ihr Wissen weiter, denn Bildung generiert Macht.“

Es hat viele Erörterungen zur Wissenschaft der Medizin und ihrer Realität gegeben. Ich habe mehrmals den Ausdruck Medizin verwendet. Er kommt von medicus, medicina und medeor, was heilen bedeutet. Das Enzyklopädische Wörterbuch definiert Medizin als „[…] eine Wissenschaft und Kunst, die sich primär auf die Vermeidung von Krankheiten und sekundär auf deren Heilung richtet.“ Man hat behauptet, es gebe keine Wissenschaft der Medizin. Sofern Sie unter Medizin Medikamente verstehen, ist das auch korrekt. Doch jeder von Ihnen, der mit den großen medizinischen Schulen dieses Landes und Europas vertraut ist, weiß sehr gut, dass Medikamente nur einen kleinen Teil des Ausbildungssystems einnehmen, nach dem in diesen berühmten Schulen gelehrt wird. Anatomie, Physiologie, Pathologie und Symptomatologie haben in diesen Schulen ihre Wächter und Förderer gefunden. Und wenn wir die Pharmakologie beiseite lassen, bleibt ein großer Bereich der medizinischen Ausbildung, der für uns beim Aufbau der Wissenschaft der Medizin sehr wertvoll ist. Von 17 Lehrstühlen in der Universität Edinburgh befassen sich nur zwei direkt mit Medikamenten, die übrigen 15 behandeln das menschliche System in seinem normalen und anomalen Zustand. Die Wissenschaft der Medizin handelt von der Erhaltung und Verlängerung des menschlichen Lebens und befasst sich mit der Vermeidung und Heilung jener anomalen Zustände bzw. Krankheiten, die das Leben bedrohen und zerstören. Da der Gründer der Osteopathie anwesend ist, wage ich nicht, die Osteopathie zu definieren. Es genügt zu sagen: Sie geht davon aus, dass der Körper ein vollkommener Mechanismus ist und dass dann, wenn er gestört ist, die Natur in ihrer eigenen ressourcenreichen Ökonomie alle Heilmittel bereithält. Man braucht nur die magische Hand eines kunstfertigen Maschinisten, um diese Heilmittel einem erkrankten Teil als Hilfe zu bringen. Während Sie der Osteopathie treu sind, erinnern Sie sich daran, dass Sie all jenen Vorfahren großen Dank schulden, die das Feld der normalen und der morbiden Anatomie und Physiologie gepflügt und es uns, denen der Gründer der Osteopathie deren Prinzipien gab, ermöglicht haben, diese mit Genauigkeit und Bestimmtheit am menschlichen System anzuwenden.

Das homöopathische Prinzip similia similibus curantur ist insofern nicht auf die Osteopathie anwendbar, als Medikamente verwendet werden oder verwendet werden sollten; jedoch ähnelt es dem osteopathischen Prinzip in der Hinsicht, dass die einzige rationale Methode, Krankheiten zu heilen, auf einem natürlichen Prinzip gründet. Warum erzielt die Osteopathie ihre gegenwärtigen Triumphe, die noch lange anzudauern versprechen? Weil wir eine exakte Wissenschaft sind – und weil diese Wissenschaft fest auf dem Fundament der Natur ruht. Die Natur hat ihre Siege auch in anderen Bereichen errungen. Im Bereich der Erziehung errang sie einen Sieg und die Namen von Rabelais, Rousseau, Montaigne, Pestalozzi und Fröbel bezeugen die wissenschaftliche Macht der Natur in den Händen fähiger Erzieher, unter deren Genius die moderne Erziehung aufgehört hat, ein System des Paukens zu sein. Jetzt verspricht sie, Stimulation des mentalen Wachstums zu sein, das gefördert wird durch fachkundiges Kommunizieren von Wissen auf natürliche Art und Weise. Was die Natur in anderen Bereichen geschafft hat, kann sie auch im Bereich der Medizin erreichen. Triumphiert die Natur, wird alles Unnatürliche ausgetrieben und man wird den Körper endlich als perfekten Medizinschrank verstehen, der auf die Hand jenes Genius wartet, der ihn öffnet und die lindernden Ströme der Natur frei fließen lässt. Jemand hat behauptet, der Unterschied zwischen Allopathie und Homöopathie bestehe darin, dass bei letzterer die verabreichte Medikamentendosis auf ein solches Minimum reduziert wird, dass der Patient gerade noch das Gefühl habe, er nehme etwas ein. Der Unterschied zwischen Allopathie und Homöopathie auf der einen Seite sowie der Osteopathie auf der anderen besteht darin, dass im Fall der Osteopathie keine Medikamente verwendet werden – außer die der Natur.

Sie werden, wie überall, auch in der medizinischen Profession auf zwei Arten von Menschen treffen. Es gibt ehrbare und geehrte Mediziner, die Medizin niemals im Sinne von Medikamenten verstanden haben. Diese werden unsere Wissenschaft willkommen heißen, sofern Sie Ihren Teil erfüllen. Seien Sie aber nicht erstaunt, wenn die Masse der medizinischen Bruderschaft sie kalt empfängt. Sie müssen Ihr Recht, Arzt genannt zu werden, durch ihre Arbeiten beweisen. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ 38, ist eine göttliche Maxime. Ihre Worte werden weniger Wirkung haben als Ihre Taten. Mögen Ihre größten Leistungen dazu führen, dass dies von Ihnen gesagt werden kann, wenn Sie losmarschieren:

„Vorwärts geht er: Tod und Krankheit flieh’n;

murmelnde Dämonen hassen und bewundern ihn.“

Unter den Menschen werden Sie welchen begegnen, die Ihre Wissenschaft willkommen heißen, aber auch anderen, die sie ablehnen, weil sie ebenso mit den Medikamenten verheiratet sind wie der medizinische Berufsstand, der sie nach ihrem Bedarf beliefert. Auch in diesem Bereich läutet jedoch wie in jedem anderen das Totenglöckchen für den Dogmatismus. „Der Tag der Orthodoxien ist vorüber und eben bricht der Tag der wahren Wissenschaft an.“ Nehmen Sie das Banner dieser jungfräulichen Wissenschaft39, wie Sie dies mit der amerikanischen Flagge auf dem Schlachtfeld tun würden. Lassen Sie es über sich wehen, wohin Sie auch gehen, und Sie werden Pioniere und Verteidiger der Wahrheit sein. Wir schicken Sie hinaus, weil wir nicht selbst gehen können. Der Alte Doktor40 hat hier das Fort gebaut. Er steht auf seinem Wachturm. Er hat uns, Ihre Lehrer, als persönliche Kameraden berufen, um sich um die Flagge zu scharen, die er in der Hand hält und über seinem Kopf schwenkt. Wir können nicht das Fort verlassen, um in die entfernten Teile unseres großen Landes zu gehen und dort einer leidenden Menschheit die Geschichte von der Wahrheit zu erzählen. Doch Sie nehmen die Flagge auf, um sie von Küste zu Küste zu tragen und sie auf jeder Bergspitze und jeder Zitadelle aufzupflanzen. Auf Ihnen liegt eine noch größere Verantwortung als auf uns, weil wir uns zusammenscharen können, während sie alleine hinausgehen. Und dennoch sind Sie in Wirklichkeit nicht allein, weil der Geist der Kameradschaft mit Ihnen geht. Bewahren Sie die Inspiration ihrer alten Alma Mater. Nehmen Sie Ihre Erinnerungen an die A.S.O. mit in die Welt, damit sie Ihre Herzen durchdringen und Ihre Leben begeistern, sodass Sie in Gedanken noch bei uns sind und wir bei Ihnen. Wir werden jeden von Ihnen in Erinnerung behalten. Erinnern Sie sich an uns und unsere Arbeit und melden Sie uns Ihre Triumphe, damit wir einen Bericht über Leistungen erstellen, auf die wir alle stolz sein können.

Keine Tugend ist heute im osteopathischen Bereich so nötig wie Klugheit. Sie wissen so gut wie ich, dass die Welt von Täuschungen heimgesucht wird. Klugheit und jene der Wahrheit gewidmete Loyalität, welche die Osteopathie derzeit repräsentiert, verändern die Ordnung der Dinge. Sobald die Osteopathie auch in der öffentlichen Wahrnehmung so klar von der Idee der Glaubens- oder Geistheilung getrennt wird, wie sie es tatsächlich ist, und sich als Naturheilmethode etabliert, wird sie schnell voranschreiten. Kritik und sogar Skepsis werden dabei sogar helfen, denn „[…] die Wahrheit ist groß und soll stets herrschen.“ Das Schicksal der Osteopathie liegt nun in Ihren Händen und in denen Ihrer Mitarbeiter. Bringen Sie das Licht in Ihnen auf kluge Weise zum Leuchten. Seien Sie bestärkt in der Gewissheit, dass die in den Staub gedrückte Wahrheit in einer nicht fernen, ruhmreichen Zukunft wieder auferstehen und dann doppelt so hell leuchten wird, weil sie bei ihrer Auferstehung eine erneuerte Menschheit mit sich bringt, die endlich befreit ist von den Qualen, Deformationen und Schwächen, denen das menschliche Fleisch so lange unterworfen war.

Es gibt etwas, das in dieser epochemachenden Periode der osteopathischen Geschichte dringend erforderlich ist. Wir sind ein Verbund aus Spezialisten, die ihrer Profession so treu sind wie die Sonne ihrer Aufgabe, dem Universum Licht zu schenken. Verschwenden Sie aber Ihre Zeit nicht damit, Ihre Nachbarn zu einem Disput herauszufordern, denn dies wird nur bittere Gefühle hervorrufen. Wenn Sie sich keinen Freund machen können, dann machen Sie sich niemals unklug einen Gegner. Denn mit jedem Feind, den Sie sich schaffen, wächst die Schwierigkeit der Aufgabe, die von der Osteopathie gelöst werden muss. Vertiefen Sie sich in das Labor der menschlichen Natur – nutzen Sie das Wissen, das Sie schon erworben haben, und die Kunstfertigkeit, die Sie schon besitzen. Vermehren Sie das so erlangte Wissen tagtäglich, und werden Sie in ihrem gewählten Beruf immer bewanderter. Begnügen Sie sich nicht damit, hinauszugehen und eine allgemeine Behandlung durchzuführen. Erinnern Sie sich, dass darin die Gefahr der Osteopathie liegt, wie es auch der Gefahrenpunkt der Medikamente war. Dr. Smith, Arzt und Chemiker und Professor an einem College im Osten, erzählt folgende Geschichte von sich selbst: Auf seinem Tisch stand, wie er sagt, ein Gefäß, in das er die Reste jedes von ihm verordneten Arzneimittels, also jedes Pulver, jeder Lösung usf., schüttete. Sobald ein schwieriger Fall auftrat, den er nicht diagnostizieren konnte, füllte er einfach eine Flasche mit dieser allgemeinen Mixtur in der Hoffnung, sie werde irgendetwas bewirken. Meine Damen und Herren, wir wollen uns darüber nicht lustig machen. Dies kann unserer Profession ebenso widerfahren. Der Maschinist, der einfach nur allgemeine Behandlungen gibt in der Hoffnung, schon irgendwie den richtigen Punkt zu treffen, sitzt im selben Boot. Mithin benötigen wir Spezialisten, die exakt wissen, wo und wie zu behandeln ist.

Meine Damen, ich freue mich, Ihnen zur Zulassung zu dieser edlen Profession gratulieren zu dürfen. Ich hoffe, dass der Tag nicht so fern ist, an dem unsere Schwestern und Mütter Zutritt haben zu allen Feldern und Alleen des Lebens, die sie betreten möchten. Es ist mehr als angemessen, dass sie den höchsten Platz in diesem Bereich einnehmen. Keine wahrere Philosophie wurde von menschlichen Lippen je geäußert als diese Worte von Scott:

„Oh, Frau, wenn Schmerz und Pein die Augenbraue verzerren […]

Du dienender Engel.“

Lassen Sie die Erinnerung an die Geduld, die selbstaufopfernde Hingabe und die heroische Sanftheit von Florence Nightingale und Clara Barton, den Botschafterinnen der Liebe, den Engeln des göttlichen Friedens für die leidende und verwundete Bruderschaft, für sich eine Inspiration sein, sodass die Welt ihre Schmerzen und ihren Kummer als erleichtert und ihre Leiden in Ihren Armen als gestillt empfinden kann.41 Möge die Welt Sie mit echter und ausdrücklicher Dankbarkeit anerkennen, wie es Wordsworth tat, als er diese unnachahmlichen Zeilen über Dora Wordsworth schrieb:

„Sie gab mir Augen, sie gab mir Ohren,

Ein Herz als Quelle süßer Tränen,

Liebe, Freude und Andenken.“

Meine Brüder, während wir diese Eloge an unsere Schwestern richten, möchte ich nicht, dass Sie denken, es gäbe für Sie keine Arbeit oder Sendung mehr. Sie sind die Repräsentanten des stärkeren Geschlechts. Und während unsere Schwestern durch feines Fingerspitzengefühl und eine unergründbare Sanftheit die Bewunderung der Welt für unsere Wissenschaft gewinnen, liegt es an Ihnen, die harten Schlachten zu schlagen, Ihre Männlichkeit mit der ganzen Ihnen verfügbaren Stärke einzusetzen, um diese großartige Profession zu verteidigen. Jedem Einzelnen von Ihnen möchten wir sagen, dass seine erste Pflicht darin besteht, die Kranken zu heilen, die Leidenden zu entlasten und die Gebeugten aufzurichten. Lassen Sie sich nicht von einer erbärmlichen Liebe zum Geld oder von Gewinnsucht verleiten, nicht von Ruhmsucht oder von Hochmut antreiben, andere auszustechen. Die Osteopathie erbittet keine Gunsterweise. Bitten Sie nicht für sich selbst. Die Osteopathie bittet einfach nur um einen offenen Bereich, und Sie sollen ihn in Besitz nehmen – nicht in ihrem eigenen Namen, sondern im Namen unserer Wissenschaft. Vermeiden Sie das Glänzen und die Großspurigkeit der Wichtigtuer. Vertrauen Sie auf Ihre Fähigkeit, seien Sie in Ihrem Vertrauen auf die Wissenschaft unerschütterlich, und überlassen Sie die Glorifizierung Ihrer Person der Nachwelt. Eine der Bedrohungen Ihrer Profession ist die Quacksalberei. Dieser kann nicht durch wie immer ehrenhafte oder gut gemeinte Gesetzgebung begegnet werden. Denn die Gesetzgebung vermag die Menschen nicht moralisch zu machen. Wir müssen die Menschen in den Prinzipien unserer großartigen Wissenschaft ausbilden und sie lehren, dass die größte Weihe des Männertums und des Frauentums dieser Wissenschaft gewidmet ist. Das Beste, was Sie den Vorurteilsbeladenen antun können, ist, ihnen die Augen zu öffnen. Denn wie John Ruskin sagt: „Klar sehen bedeutet die Verschmelzung von Poesie, Prophetie und Religion.“ Jene lassen sich wie das scheinheilige Element in der Gesellschaft nur durch eine erdbebenartige Eruption aus ihrem gegenwärtigen Zustand erwecken – eine Eruption, die sie aus ihren einfallsreich ausgestalteten eigenen Krankenhäusern hinausbefördert, um sie in die frei atmende Atmosphäre natürlicher Räume zu führen, wo freier Sauerstoff die Medizin der Natur ist.

Graduierte, im Namen der Fakultät entbiete ich Ihnen nochmals unsere aufrichtige und herzliche Gratulation zu der Arbeit, die Sie bei der erfolgreichen Vollendung Ihres Kurses geleistet haben, und gebe Ihnen unser ‚Viel Glück!‘ für Ihre praktische Berufsausübung mit auf den Weg. Wir reichen Ihnen heute Abend die Hand und sagen ‚Adieu‘ – es ist ein ‚Adieu‘ zu Ihren Studententagen – ein ‚Adieu‘ zu den angenehmen und verbindenden Ereignissen, die wir mit Ihnen tagtäglich erlebt haben – ein ‚Adieu‘, bis wir uns wiedersehen. Viele Bänder der Freundschaft und der Sympathie wurden zwischen uns geknüpft, Bänder, die von Arbeit, Kameradschaft und Sieg sprechen. Diese werden heute symbolisch durchtrennt, da Sie hinausgehen und Ihre Lebensarbeit beginnen. Ich vertraue darauf, dass diese glücklichen Verbindungen unauslöschlich in unserer Erinnerung bleiben werden, und ich hoffe, dass der nebelartige Vorhang der Zeit sie niemals in Vergessenheit geraten lassen oder den Schatten des Vergessens über unsere Herzen breiten wird. Wenn Sie Ihr Segelschiff auf den stürmischen Ozean der Zeit setzen, um das Meer des Lebens zu überqueren, lassen Sie das weiße Banner mit seinen kastanienbraunen Streifen, das die Osteopathie darstellt, vom Besantop wehen, lassen Sie die blendenden Lichter der Wahrheit, der Anstrengung und Weihe am Bug, am Backbord und am Steuerbord Ihres Schiffs scheinen. Dann werden Sie im Existenzkampf eine Rolle als jene spielen, die es – inspiriert vom Genius und gelockt von der Hoffnung – wert waren, zur Verteidigung der Wahrheit an die Waffen gerufen zu werden.

„Kameraden, geht,

nicht um die vermodernde Beute irdischer Schätze zu beanspruchen

Nicht um einen verblendenden Namen aufzubauen,

nicht um in angenehmen Zelten zu wohnen.

Denke nicht, dass der Weg bequem ist,

hoffe nicht, dass die Dornen Rosen sind;

Wirf kein sehnsüchtiges jugendliches Auge dorthin,

wo der Sonnenstrahl ruht;

Du hast eine ernstere Arbeit zu tun,

Heerscharen durchschneiden Deine Passage;

Direkt hinter Dir brennen Meerbusen.

Vorwärts! Es gibt keine Umkehr.

Nutzt das Recht zu kämpfen!

Bereitet den Weg!“

Meine Damen und Herren Graduierte, ich danke Ihnen für Ihre freundliche Aufmerksamkeit.

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