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Ätiologie

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Die primäre Erkrankungsursache ist ein spezielles Toxin – der virulenteste unter allen Erkrankungserregern. Dieses Gift, dessen genaue Beschaffenheit unbekannt ist, behält seine Ansteckungskraft lange. Es gibt vom Initialfieber bis zur schließlichen Desquamation keine Phase, in der diese Erkrankung nicht kontagiös ist, die größte Ansteckungsgefahr besteht jedoch in der Eiterungsphase. Wurde der Patient einmal von dieser Erkrankung befallen, schützt ihn das in der Regel vor einem nochmaligen Befall. Obgleich die Erkrankung höchst kontagiös ist und das Eindringen jenes speziellen Giftes in das System sie verursacht, gelang es bisher niemandem, einen Keim, einen Virus oder ein Toxin zu entdecken bzw. zu kontrollieren. Um sich anzustecken, ist es nicht einmal notwendig, ein schon erkranktes Individuum zu berühren oder ein Krankenzimmer zu betreten. Es kann ausreichen, ein Kleidungsstück zu berühren, das zuvor ein Pockenpatient getragen hat oder das in seiner Nähe hing. In großen Städten erfolgt die Übertragung der Erkrankung am häufigsten zwischen Passanten auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, und dort sogar auch dann noch, wenn der Erkrankungsträger das Fahrzeug bereits verlassen hat. Die Erkrankung überträgt sich am leichtesten während der Abschuppungs- und Austrocknungsphase – also zwischen der dritten und der sechsten Woche –, selbst wenn die Hautoberfläche schon ganz abgeheilt ist. Die Patienten sollten sich also eine Zeit lang nicht unter andere Menschen mischen. Selbst der Körper eines an Pocken gestorbenen Menschen ist eine ergiebige Ansteckungsquelle.

Die Empfänglichkeit für Pocken variiert – wie die für alle anderen Infektionserkrankungen auch – je nach Individuum und Rasse. Welche Bedingungen sie beeinflussen, ist noch unbekannt. Manche Personen sind weder für die Erkrankung noch für die Vakzination empfänglich. Andere wieder werden gleich drei Mal von Pocken befallen. Neger und Indianer scheinen für diese Erkrankung empfänglicher zu sein als etwa Weiße. Zudem scheint sich die allgemeine Empfänglichkeit der Menschen in Abständen von ein paar Jahren zu erhöhen, sodass dann Pockenfälle zahlreicher auftreten als gewöhnlich.

Von beachtlichem Interesse ist die Tatsache, dass das Kind im Mutterleib zusammen mit der Mutter an Pocken erkranken kann und so schon vor seiner Geburt die in der Regel durch einen einmaligen Pockenbefall bewirkte Immunität gegen diese Erkrankung erwirbt. Und obgleich es in den meisten Fällen von Pocken bei Schwangeren zu einem Abgang oder einer Fehlgeburt kommt, gibt es nachweislich doch genügend Fälle, in denen gesunde Kinder geboren werden, welche die charakteristischen Pockennarben aufweisen und für den Impfstoff nicht empfänglich sind. Ebenso kommt es vor, dass eine schwangere Frau Pocken hat, der Fötus in der Gebärmutter aber völlig von der Erkrankung verschont bleibt. Höchst selten ist, dass der Fötus in der Gebärmutter von Pocken befallen wird, während die Mutter, durch deren Körper der Befall des Fötus erfolgte, dank einer früheren Pockenerkrankung oder einer Vakzination31 verschont bleibt. Mag es auch keinen Grund für die Annahme geben, dass sich eine Pockenerkrankung durch künstliche Mittel abbrechen lässt oder jemals abgebrochen werden konnte, so herrscht doch die Meinung vor, dass während bestimmter Pockenepidemien ein solcher Abbruchprozess stattfindet. Es sind Fälle bekannt, bei denen die betreffenden Individuen alle Symptome aufwiesen, die für einen Pockenbefall sprechen, und dennoch zeigte sich bei ihnen kein Ausschlag – wohl aber waren sie hinterher immun gegen weitere Pockenerkrankungen wie auch gegen die Vakzination. Die Mortalität im Fall einer Pockenerkrankung differiert ebenso wie die Empfänglichkeit für diese Erkrankung je nach Alter des Patienten. Sie hängt vermutlich auch von bestimmten, noch unerforschten Gegebenheiten in der Atmosphäre oder im Boden, die das Auftreten von Epidemien begünstigen ab. Im Durchschnitt endet wahrscheinlich nicht mehr als einer von neun oder 10 Fällen tödlich. Zu einem tödlichen Ausgang kommt es in der zweiten Woche der Erkrankung häufiger als in anderen Phasen. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass die Gefahr durch eine Ausbreitung des Ausschlags angezeigt wird.

Osteopathische Diagnostik und Therapie

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