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ОглавлениеWAS SIND REICHE OHNE GERECHTIGKEIT – WENN NICHT GROSSE RÄUBERBANDEN?
AUGUSTINUS VON HIPPO (354–430)
IM KONTEXT
IDEENLEHRE
Christentum
SCHWERPUNKT
Gerechte Herrschaft
FRÜHER
4. Jh. v. Chr. In Der Staat und Nomoi betont Platon die Bedeutung der Gerechtigkeit im idealen Staat.
1. Jh. v. Chr. Cicero ist gegen den Umsturz und die Einführung eines römischen Kaisers.
306 n. Chr. Konstantin I. wird der erste christliche Kaiser des Römischen Reiches.
SPÄTER
13. Jh. Thomas von Aquin definiert mit den Argumenten des Augustinus einen gerechten Krieg.
14. Jh. Ibn Khaldun sagt, es sei Aufgabe der Regierung, Ungerechtigkeit zu verhüten.
um 1600 Francisco Suárez und die Schule von Salamanca begründen eine Philosophie des Naturrechts.
Das Christentum wurde 380 n. Chr. zur offiziellen Religion im Römischen Reich. Macht und Einfluss der Kirche wuchsen und ihre Beziehung zum Staat wurde zu einem umstrittenen Thema. Einer der ersten politischen Philosophen, die sich mit diesem Verhältnis beschäftigten, war Augustinus von Hippo, der zum Christentum konvertierte. Er versuchte, die klassische Philosophie in die Religion zu integrieren, und war stark von den platonischen Schriften beeinflusst, die auch die Grundlage seines politischen Denkens bildeten.
Als römischer Bürger glaubte Augustinus an einen Staat, der dem Gesetz unterworfen ist, aber als Gelehrter stimmte er Aristoteles und Platon zu: Das Ziel eines Staates liegt darin, dem Volk ein gutes und tugendhaftes Leben zu ermöglichen. Für einen Christen bedeutet das, nach den göttlichen Gesetzen zu leben, die von der Kirche erlassen werden. Dabei glaubte Augustinus, dass in der Praxis die große Mehrheit der Menschen in einem Zustand der Sünde lebte. Er unterschied zwischen zwei Reichen: der civitas Dei (dem Gottesstaat) und der civitas terrena (dem irdischen Staat). Den Einfluss der Kirche auf den Staat sah Augustinus als unumgänglich an, damit die Gesetze eines Landes unter Beachtung der göttlichen Gesetze gestaltet werden. Und gerechte Gesetze machten für ihn den wesentlichen Unterschied zwischen Staat und Räuberbande aus. Räuber und Piraten verbünden sich unter einem Führer, um ihre Nachbarn zu berauben. Sie halten sich an Regeln, aber die sind nicht gerecht. Außerdem wies Augustinus darauf hin, dass selbst in einer sündigen civitas terrena die Autorität des Staates mithilfe von Gesetzen für Ordnung sorgen könne – und Ordnung sei doch etwas, das wir uns alle wünschen.
»Ohne Gerechtigkeit kann eine Gesellschaft von Menschen … unmöglich fortbestehen.«
Augustinus
Gerechter Krieg
Augustinus legte großen Wert auf die Gerechtigkeit, die in der christlichen Lehre wurzelt, und das galt auch für den Krieg. Er glaubte, aller Krieg sei schlecht, gestand jedoch zu, dass ein Krieg für eine gerechte Sache als letztes Mittel möglich sei – um beispielsweise den Staat gegen Angriffe zu verteidigen oder den Frieden wiederherzustellen. Mit dem Konflikt zwischen weltlichem und göttlichem Recht und dem Versuch, beides zusammenzubringen, begann der Machtkampf zwischen Kirche und Staat, der sich durch das gesamte Mittelalter zieht.
Augustinus umriss seine Vision eines Staates nach christlichen Prinzipien in Vom Gottesstaat (De civitate Dei). Es ging um das Verhältnis zwischen Römischem Reich und göttlichem Recht.
Augustinus von Hippo
Aurelius Augustinus wurde in Thegaste (heute Algerien) geboren. Sein Vater war Heide, seine Mutter Christin. Er studierte lateinische Literatur in Madaurus und Rhetorik in Karthago, wo er auf die persische Religion der Manichäer stieß.
Angeregt durch die Werke Ciceros begann Augustinus sich für Philosophie zu interessieren. Bis 373 lehrte er in Thegaste und Karthago. Danach lebte er in Rom und Mailand. Der dortige Bischof Ambrosius forderte ihn dazu auf, die platonische Philosophie zu erkunden. 378 wurde Augustinus getauft und 391 in Thegaste zum Priester geweiht. Schließlich ließ er sich in Hippo (heute Algerien) nieder und gründete eine religiöse Gemeinschaft, deren Bischof er 396 wurde. Neben seinen autobiographischen Confessiones schrieb er eine Reihe theologischer und philosophischer Werke. Er starb während einer Belagerung von Hippo durch die Vandalen im Jahr 430.
Hauptwerke
387–395 Der freie Wille
397–401 Bekenntnisse
413–425 Vom Gottesstaat