Читать книгу Big Ideas. Das Politik-Buch - John Farndon - Страница 23

Оглавление

DAS VOLK WILL DIE HERRSCHAFT DER TUGENDHAFTEN NICHT

AL-FARABI (UM 870–950)

IM KONTEXT

IDEENLEHRE

Islam

SCHWERPUNKT

Politische Tugend

FRÜHER

um 380–360 v. Chr. Platon schlägt in Der Staat vor, es sollten »Philosophenkönige« herrschen.

3. Jh. n. Chr. Philosophen wie Plotin interpretieren Platons Werke neu und führen theologische und mystische Ideen ein.

9. Jh. Der arabische Philosoph al-Kindi bringt klassische griechische Texte ins Haus der Weisheit nach Bagdad.

SPÄTER

um 980–1037 Der persische Autor Avicenna verbindet rationale Philosophie und islamische Theologie.

13. Jh. Thomas von Aquin definiert christliche und Kardinaltugenden und unterscheidet zwischen natürlichem, menschlichem und göttlichem Recht.

Als sich das islamische Reich im 7. und 8. Jahrhundert ausbreitete, blühten Kultur und Gelehrsamkeit auf. Daher wird diese Zeit als goldenes Zeitalter des Islam bezeichnet. In vielen großen Städten des Reiches wurden Bibliotheken eingerichtet, um Texte der griechischen und römischen Denker aufzubewahren. Insbesondere Bagdad wurde zu einem Zentrum der Gelehrsamkeit. Hier erwarb sich al-Farabi seinen Ruf als Philosoph und Kommentator der Werke des griechischen Philosophen Aristoteles.

»Ziel des Musterstaats ist es nicht nur, das materielle Wohlergehen seiner Bewohner sicherzustellen, sondern auch ihr zukünftiges Schicksal.«

Al-Farabi

Wie Aristoteles glaubte al-Farabi, der Mensch müsse natürlicherweise in einer sozialen Struktur leben, beispielsweise in einem Stadtstaat, um ein gutes und glückliches Leben führen zu können. Das gleiche Prinzip gelte für Nationalstaaten, Reiche oder sogar ein Weltreich, die Stadt betrachtete er als kleinste Einheit. Doch vor allem prägte Platon, der Lehrer des Aristoteles, das politische Denken al-Farabis. Genau wie Platon plädierte er für die Herrschaft von Philosophenkönigen, weil nur sie die wahre Natur der Tugenden verstünden. In Der Musterstaat beschrieb er eine »Vorzugsstadt« unter der Herrschaft eines tugendhaften Führers, der sein Volk anleitet, im tugendhaften Leben wahres Glück zu finden.


Göttliche Weisheit

Al-Farabi unterscheidet sich von Platon darin, dass er andere Vorstellung vom Ursprung und Wesen der Tugenden des idealen Herrschers hat: Für ihn handelt es sich um göttliche Weisheit. Statt für einen Philosophenkönig plädierte er für die Herrschaft eines gerechten Imam. Die Vorzugsstadt sei jedoch als politische Utopie zu verstehen, betonte al-Farabi.

Zudem beschrieb er verschiedene Staatsformen, die real existierten, und wies auf ihre Mängel hin. Er nannte drei Gründe, warum sie seinem Ideal nicht entsprachen: Sie seien dumm, irregeleitet oder moralisch verdorben. In einem Staat der Dummen wüssten die Menschen nicht, dass wahres Glück durch ein tugendhaftes Leben entstehe. In einem irregeleiteten Staat missverstünden sie das Wesen der Tugend. Und in einem moralisch verdorbenen Staat wüssten sie, was ein tugendhaftes Leben ausmache, entschieden sich aber dagegen. Laut al-Farabi streben die Menschen in diesen »Torheitsstaaten« nach Reichtum und Vergnügen und nicht nach dem guten Leben. Er glaubte, die Seelen der Dummen und Irregeleiteten würden nach dem Tod einfach verschwinden, während die der moralisch Verdorbenen ewiges Leid ertragen müssten. Nur den Seelen der Menschen aus einem Musterstaat würde ewiges Glück zuteil. Al-Farabi schlussfolgerte: Solange die dummen, irregeleiteten und moralisch verdorbenen Bürger und ihre Führer irdischen Vergnügungen nachgehen, lehnen sie die Führung durch einen tugendhaften Herrscher ab, weil er ihnen nicht gibt, was sie wollen. So kann kein Musterstaat entstehen.


Al-Farabi entwickelte seine Ideen in Bagdad (Irak), einem Zentrum der Gelehrsamkeit im Goldenen Zeitalter des Islam. Noch heute befinden sich hier einige der ältesten Universitäten der Welt.

Al-Farabi

Die islamischen Philosophen nennen ihn den »zweiten Lehrer« (nach Aristoteles), über das Leben des Abu Nasr al-Farabi ist aber nur wenig bekannt.

Möglicherweise wurde er um das Jahr 870 in Farab (heute Kasachstan) geboren und ging dort und in Buchara (heute Usbekistan) zur Schule. 901 reiste er nach Bagdad, um seine Studien fortzusetzen. Al-Farabi studierte Alchemie und Philosophie bei christlichen und islamischen Gelehrten und war ein berühmter Musiker und bekannter Linguist. Den Großteil seines Lebens verbrachte er als qadi (Richter) und Lehrer in Bagdad. Auf ausgedehnten Reisen besuchte er Ägypten, Damaskus, Harran und Aleppo. Den Großteil seiner Werke soll er in seiner Zeit in Aleppo verfasst haben, wo er am Hof des syrischen Herrschers Saif ad-Daula arbeitete.

Hauptwerke

um 940–950

Der Musterstaat

Epistle on the Intellect

The Book of Letters

Big Ideas. Das Politik-Buch

Подняться наверх