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Ein radikaler Denker

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Von unserem heutigen Standpunkt aus gesehen könnte der Eindruck entstehen, dass Thomas von Aquin lediglich die politischen Theorien des Aristoteles wiederentdeckt hat. Doch vor dem Hintergrund des mittelalterlichen Christentums sind seine Ansichten als radikale Veränderung im politischen Denken zu bewerten: Er hinterfragte die traditionelle Macht der römischkatholischen Kirche. Trotzdem wurden seine Ideen, dank seiner Gelehrsamkeit und seiner Frömmigkeit, bald von der etablierten Kirche akzeptiert und bilden bis heute die Grundlage für einen großen Teil der katholischen politischen Philosophie.


Thomas von Aquins Ansichten über die Voraussetzungen für einen gerechten Krieg (richtige Absicht, Autorität und gerechter Anlass) gelten noch heute und motivieren Kriegsgegner.


Die Vereinten Nationen wurden 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Absicht gegründet, den Weltfrieden zu erhalten und für jene Prinzipien einzutreten, die Thomas von Aquin »Naturgesetz« genannt hätte.

Die Prinzipien für einen gerechten Krieg – richtige Absicht, Autorität des Herrschers und gerechte Sache – passen ganz klar zu Thomas von Aquins allgemeinen Vorstellungen von politischer Gerechtigkeit auf Grundlage des Naturrechts und des Prinzips der Vernunft, sie haben weniger mit dem göttlichen Recht zu tun. Mit seinen Ideen hat Thomas von Aquin viele spätere Theorien zum gerechten Krieg beeinflusst und seine Gedanken zum Naturgesetz wurden von Theologen und Juristen übernommen. Im Lauf der Jahrhunderte rückte das menschliche Gesetz und der damit verbundene Konflikt zwischen der Kirche und den weltlichen europäischen Mächten immer stärker in den Blick, weil immer mehr Nationalstaaten ihre Unabhängigkeit vom Papsttum forderten.

Thomas von Aquin


Thomas von Aquin, wurde in Roccasecca (Italien) geboren und in Monte Cassino und an der Universität von Neapel ausgebildet. Er sollte Benediktinermönch werden, doch 1244 trat er in den neuen Dominikanerorden ein. Ein Jahr später ging er nach Paris. Um 1259 unterrichtete er in Neapel, Orvieto und Santa Sabina; außerdem war er päpstlicher Berater in Rom.

1269 wurde Thomas von Aquin nach Paris zurückgeschickt, vielleicht wegen eines Streites über die Verträglichkeit der Philosophien von Averroes und Aristoteles mit der christlichen Lehre. 1272 gründete er eine neue dominikanische Universität in Neapel. Hier führte eine mystische Erfahrung dazu, dass ihm alles, was er geschrieben hatte, »wie Stroh« vorkam. 1274 wurde er als Berater nach Lyon gerufen, doch er starb nach einem Unfall auf dem Weg dorthin.

Hauptwerke

1254–1256 Sentenzenkommentar

um 1258–1260 Summa contra gentiles

1267–1273 Summa theologica

Big Ideas. Das Politik-Buch

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