Читать книгу Big Ideas. Das Politik-Buch - John Farndon - Страница 4
ОглавлениеPOLITISCHES DENKEN IN ALTEN ZEITEN
800 V.CHR.–30 N.CHR.
UM 770 V. CHR.
In China beginnt die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen; die »Hundert Schulen des Denkens« entstehen.
600–500 V. CHR.
Konfuzius plädiert für ein Regierungssystem, das auf traditionellen Werten beruht und von einer Gelehrtenklasse verwaltet wird.
UM 510 V. CHR.
Die Römische Republik wird gegründet.
UM 470–391 V. CHR.
Der chinesische Philosoph Mozi schlägt eine rein meritokratische Klasse von Ministern und Beratern vor, ausgewählt nach Tugend und Befähigung.
600 V. CHR.
Der chinesische General Sunzi schreibt seine Abhandlung Die Kunst des Krieges für König Helü von Wu.
594 V. CHR.
Solon schafft eine Verfassung für Athen und ebnet damit den Weg für einen demokratischen Stadtstaat.
476–221 V. CHR.
Zur Zeit der »streitenden Reiche« kämpfen die sieben größten chinesischen Staaten um die Vorherrschaft.
UM 460 V. CHR.
Die Sophisten in Griechenland, darunter Protagoras, meinen, politische Gerechtigkeit beruhe auf menschlichen Werten und sei nicht naturgegeben.
399 V. CHR.
Sokrates stellt wiederholt die athenische Politik und Gesellschaft infrage – und wird zum Tode verurteilt.
372–289 V. CHR.
Menzius verbreitet das konfuzianische Gedankengut in China.
335–323 V. CHR.
In seiner Schrift Politik beschreibt Aristoteles verschiedene Staatsformen; die Politie (eine Mischung aus Oligarchie und Demokratie) hält er für die zweckmäßigste.
200 V. CHR.
Die Han-Dynastie erklärt den Konfuzianismus zur offiziellen chinesischen Philosophie.
UM 380–360 V. CHR.
In Der Staat plädiert Platon für die Herrschaft von »Philosophenkönigen«, die so weise sind, dass sie erkennen können, was ein gutes Leben ausmacht.
UM 370–283 V. CHR.
Chanakyas Rat an Chandragupta Maurya trägt zur Gründung des Maurya-Reiches in Indien bei.
300 V. CHR.
In dem Bestreben, China zu vereinigen, werden die autoritären Vorstellungen von Shang Yang und Han Feizi als Lehre des Legalismus übernommen.
54–51 V. CHR.
Cicero schreibt De re publica (Über das Gemeinwesen) in Anlehnung an Platons Der Staat. Dabei plädiert er für eine demokratischere Regierungsform.
Die Anfänge des politischen Denkens lassen sich ins alte China und in die griechische Antike zurückverfolgen. In beiden Kulturen gab es Denker, die die Welt infrage stellten und sie auf eine Art analysierten, die wir heute Philosophie nennen. Ab rund 600 v. Chr. rückte die Frage in den Mittelpunkt, wie eine Gesellschaft zu organisieren ist. Zunächst wird sie als Teil der Moralphilosophie oder Ethik betrachtet. Die Philosophen untersuchten, wie eine Gesellschaft strukturiert sein sollte, um nicht nur das Glück und die Sicherheit der Menschen zu garantieren, sondern ihnen ein »gutes Leben« zu ermöglichen.
Politisches Denken in China
Ab rund 770 v. Chr. erlebte China eine Phase des Wohlergehens, die als »Zeit der Frühlings- und Herbstannalen« in die Geschichte einging. Verschiedene Dynastien regierten friedlich über getrennte Staaten. Gelehrsamkeit stand hoch im Kurs; die »Hundert Schulen« der klassischen chinesischen Philosophie entstanden. Der einflussreichste Vertreter war Konfuzius. Er plädierte für die Aufrechterhaltung traditioneller chinesischer Werte in einem Staat, der von einem tugendhaften Herrscher, unterstützt von Beratern, geführt werden sollte.
Diese Idee haben Mozi und Menzius weiterentwickelt, um Korruption und despotischer Herrschaft vorzubeugen. Doch als die zwischenstaatlichen Konflikte zunahmen und im 3. Jahrhundert v. Chr. die Zeit der »streitenden Reiche« anbrach, kämpften die Beteiligten um die Vorherrschaft in einem vereinten China. In dieser Atmosphäre plädierten Denker wie Han Feizi und die legalistische Schule für Disziplin als leitendes Staatsprinzip; der Militärführer Sunzi übertrug Kriegsstrategien auf die Außen- und Innenpolitik. Dieses autoritäre politische Denken brachte dem neuen Reich Stabilität, das später zu einer Form des Konfuzianismus zurückkehrte.
Griechische Demokratie
Etwa gleichzeitig erblühte die griechische Kultur. Wie China war Griechenland keine geeinte Nation, sondern eine Ansammlung von Stadtstaaten mit unterschiedlichen Regierungsformen – meist Monarchie oder Aristokratie. In Athen bestand jedoch eine Art Demokratie nach einer Verfassung des Staatsmannes Solon von 594 v. Chr. Die Stadt wurde zum kulturellen Zentrum Griechenlands, hier entstand intellektueller Freiraum, in dem Philosophen über den idealen Staat spekulieren konnten. Platon zum Beispiel plädierte für die Herrschaft einer Elite von »Philosophenkönigen«, während sein Schüler Aristoteles die verschiedenen möglichen Regierungsformen miteinander verglich. Gemeinsam legten diese Denker den Grundstein für die westliche politische Philosophie.
Mit Aristoteles endete dann das »goldene Zeitalter« der klassischen griechischen Philosophie: Alexander der Große unternahm eine Reihe von Feldzügen, um sein Reich von Mazedonien nach Nordafrika und quer durch Asien bis zum Himalaja auszudehnen. Doch in Indien stieß er auf organisierten Widerstand.
Der indische Subkontinent bestand aus verschiedenen unabhängigen Staaten, doch der innovative politische Theoretiker Chanakya trug dazu bei, dass ein einheitliches Reich unter der Herrschaft seines Protegés Chandragupta Maurya entstand. Chanakya war pragmatisch in seinem politischen Denken: Er trat für strenge Disziplin ein mit dem Ziel, die Existenz des Staates wirtschaftlich und materiell zu sichern, es ging weniger um Moral und Wohlergehen des Volkes. Sein Realismus half, das Maurya-Reich vor Angriffen zu schützen: Der Großteil Indiens wurde von einer Stelle aus regiert, dies hatte mehr als 100 Jahre Bestand.
Der Aufstieg Roms
In der Zwischenzeit begann in Europa der Aufstieg einer anderen Macht. Nach dem Sturz einer tyrannischen Monarchie wurde 510 v. Chr. die Römische Republik gegründet. Ähnlich wie in Athen handelte es sich um eine repräsentative Demokratie. Die Regierung unter der Führung von zwei Konsuln wurde jährlich von den Bürgern gewählt; ihr stand ein Gremium von Senatoren beratend zur Seite. Die Römische Republik wurde immer mächtiger und übernahm Provinzen fast überall auf dem europäischen Festland. Im 1. Jahrhundert v. Chr. kam es zum Bürgerkrieg, mehrere Parteien stritten um die Macht. 48 v. Chr. setzte sich Julius Cäsar durch und wurde zum Kaiser. Rom befand sich damit erneut unter monarchischer Herrschaft. In den folgenden 500 Jahren beherrschte das neue Römische Reich den Großteil Europas.