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KEINE FREMDEN WAREN

PROTEKTIONISMUS UND HANDEL

IM KONTEXT

SCHWERPUNKT

Weltwirtschaft

VORDENKER

Thomas Mun (1571–1641)

FRÜHER

Um 1620 Gerard de Malynes meint, England solle den Devisenhandel so regulieren, dass Gold und Silber nicht mehr ins Ausland abfließen könnten.

SPÄTER

1691 Der englische Kaufmann Dudley North betrachtet den Konsum als die Hauptquelle für größeren nationalen Wohlstand.

1791 Der US-Finanzminister Alexander Hamilton plädiert dafür, junge Industriezweige zu schützen.

1817 Der britische Ökonom David Ricardo argumentiert, der Außenhandel komme allen Nationen zugute.

1970er-Jahre US-Ökonom Milton Friedman vertritt die Ansicht, der Freihandel helfe den Entwicklungsländern.

In den letzten 50 Jahren finden sich unter den Ökonomen zahlreiche Verfechter des Freihandels. Sie argumentieren, nur durch die Aufhebung von Handelsschranken könnten Waren und Geld frei um die Welt zirkulieren und die globalen Märkte sich entfalten. Andere stimmen dem nicht zu. Ihrer Meinung nach sind Arbeitsplätze und Wohlstand gefährdet, wenn im Handel zwischen zwei Staaten zu großes Ungleichgewicht herrscht.


Die merkantilistische Sicht der Dinge

Die Diskussion um den Freihandel reicht zurück bis in die Zeit des Merkantilismus, die im 16. Jahrhundert begann und bis ins späte 18. Jahrhundert andauerte. Mit dem Aufstieg des niederländischen und englischen Seehandels begann die Verlagerung des Wohlstands von Südeuropa nach Norden.

Gleichzeitig traten zu dieser Zeit die Nationalstaaten auf den Plan, zusammen mit der Vorstellung vom Wohlergehen der Nation, das an der Größe des »Staatsschatzes« (an Gold und Silber) gemessen wurde. Die Merkantilisten glaubten, die Welt lebe aus einem »begrenzten Topf«, daher sei der Wohlstand einer Nation abhängig von einer günstigen »Handelsbilanz«, bei der mehr Gold zufließt als ausgegeben wird. Fließt zu viel Gold ab, sinkt der Wohlstand der Nation, die Löhne fallen und Arbeitsplätze gehen verloren. England versuchte, den Abfluss von Gold durch Luxusgesetze einzuschränken, die darauf abzielten, den Konsum ausländischer Waren einzuschränken.

Malynes und Mun

Gerard de Malynes (1586–1641), ein englischer Experte für Devisenhandel, plädierte für eine Beschränkung der abfließenden Goldmenge. Wenn zu viel abfloss, so argumentierte er, verfalle der Wert der englischen Währung.

Doch der bedeutendste merkantilistische Theoretiker Englands, Thomas Mun, hielt dagegen, dass es nicht so sehr darauf ankomme, ob Zahlungen im Ausland erbracht würden, sondern darauf, wie Handel und Zahlungen einander letztendlich ausglichen. Mun wollte zwar den Export fördern und den Import durch sparsamen Verbrauch von inländischen Produkten reduzieren. Aber er sah kein Problem darin, Gold im Ausland auszugeben, wenn es zum Ankauf von Waren diente, die dann für eine umso größere Summe re-exportiert wurden. Das kurbelte den Handel an, gab den Reedern Arbeit und vergrößerte den Staatsschatz.

Freihandelsvereinbarungen

Adam Smith vertrat im 18. Jahrhundert eine andere Auffassung. In Der Wohlstand der Nationen betonte er, entscheidend sei nicht der Reichtum einzelner Nationen, sondern der Wohlstand aller Nationen. Und die Größe des Topfes sei nicht vorgegeben: Er könne mit der Zeit wachsen – aber nur, wenn der Handel zwischen den Nationen nicht beschnitten werde. Ließe man ihm die Freiheit, würde der Markt immer weiter wachsen und alle Länder reich machen.

In den letzten 50 Jahren war Smiths Ansicht vorherrschend. Die meisten westlichen Ökonomen halten Handelseinschränkungen zwischen den Nationen für schädlich für die Volkswirtschaften. Heute sind Freihandelszonen die Regel, während globale Organisationen wie die Welthandelsorganisation WTO und der Internationale Währungsfonds IWF die Länder zur Senkung ihrer Zölle drängen, damit ausländische Mitbewerber Zugang zu ihren Märkten erhalten. Barrieren im Außenhandel werden als protektionistisch kritisiert.


2010 in Paris: Französische Bauern mit ihren Traktoren demonstrieren nach einer Liberalisierung der Importe gegen den Verfall der Getreidepreise.

Doch manche Ökonomen sorgen sich um die Entwicklungsländer, denn ihnen könnte es schaden, mächtigen globalen Unternehmen ausgeliefert zu sein. Sie können dann nicht ihre jungen Industrien hinter Schutzbarrieren pflegen, wie Großbritannien, die USA, Japan und Südkorea es taten, ehe sie zu bedeutenden Industrienationen aufstiegen. China dagegen verfolgt eine Handelspolitik, die in vieler Hinsicht Muns Denken entspricht. Die Handelsüberschüsse sind enorm und das Land baut gewaltige Devisenreserven auf.

Thomas Mun

Thomas Mun wurde 1571 geboren und wuchs in einer reichen Londoner Kaufmannsfamilie auf. Sein Vater starb, als er drei war, und seine Mutter heiratete Thomas Cordell, einen späteren Direktor der Ostindien-Kompanie. Mun begann seine Karriere als Kaufmann im Mittelmeerraum. 1615 wurde er Direktor der Ostindien-Kompanie. Seine Vorstellungen entwickelte er, um die Kompanie zu verteidigen: Sie exportierte große Mengen Silber – gut für den Re-Export-handel, sagte Mun. 1628 suchte die Kompanie die Unterstützung der britischen Regierung, um ihren Handel gegen die niederländische Konkurrenz zu schützen. Mun trug dieses Anliegen im Parlament vor. Als er 1641 starb, hatte er ein erhebliches Vermögen angesammelt.

Hauptwerke

1621 A Discourse of Trade

um 1630 England’s Treasure By Foreign Trade

Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch

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