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Neue Denkansätze
ОглавлениеViele Ökonomen begrüßten den Wohlstand, den die moderne Industriegesellschaft mit sich brachte, und plädierten für eine Haltung des »Hände weg!« oder Laisserfaire: Allein der Markt mit seinem Wettbewerb sollte für Wohlstand und technische Innovation sorgen. Andere dagegen zögerten, das Wohl der Gesellschaft ausschließlich den Märkten anzuvertrauen.
»Ökonomie ist im Kern eine Untersuchung über die Wirkung von Anreizen. Es geht dabei um die Frage, wie die Leute bekommen, was sie wollen oder brauchen, besonders wenn andere Leute dasselbe wollen oder brauchen.«
Steven D. Levitt Stephen J. Dubner
US-Ökonomen (geb. 1967 und 1963)
Sie bemerkten Mängel im System und glaubten, diese ließen sich durch staatliche Eingriffe überwinden. Daher plädierten sie für eine Mitwirkung des Staates bei der Bereitstellung bestimmter Güter und Dienstleistungen und für die Einschränkung der Macht der Produzenten. In der Analyse mancher Ökonomen, insbesondere des deutschen Philosophen Karl Marx, war die kapitalistische Gesellschaft mit grundlegenden Fehlern behaftet und nicht überlebensfähig.
Die Vorstellungen der frühen »klassischen« Ökonomen wie Smith wurden einer immer strengeren Prüfung unterzogen. Ende des 19. Jahrhunderts näherten sich wissenschaftlich ausgebildete Fachleute dem Thema mithilfe der Mathematik, Physik und der Ingenieurswissenschaften. Diese »neoklassischen« Ökonomen erfassten die Wirtschaft mithilfe von Diagrammen und Formeln und entwickelten Gesetze, die das Verhalten der Märkte beschrieben und ihren Ansatz rechtfertigen sollten.
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich nationale Varianten der Wirtschaftslehre: An den Universitäten entstanden Zentren des ökonomischen Denkens und mit ihnen deutliche Unterschiede zwischen den wichtigsten Strömungen in Österreich, Großbritannien und der Schweiz, vor allem in der Beurteilung staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft.
Im 20. Jahrhundert prägten sich die Unterschiede weiter aus. Nach den Revolutionen in Russland und China stand beinahe ein Drittel der Welt unter kommunistischer Herrschaft – mit Planwirtschaft, ohne jeglichen Wettbewerb. Der Rest der Welt fragte sich derweil, ob Märkte allein für ausreichenden Wohlstand sorgen können. Die größte Auseinandersetzung fand in den USA statt, während der Weltwirtschaftskrise nach dem Börsencrash an der Wall Street 1929.
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts verlagerte sich das Zentrum des ökonomischen Denkens in die USA, die zur wirtschaftlich beherrschenden Supermacht geworden waren und immer stärker eine Politik des Laisser-faire verfolgten. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR 1991 schien es, als habe sich die freie Marktwirtschaft als der richtige Weg zum wirtschaftlichen Erfolg erwiesen, wie Smith es prophezeit hatte. Aber nicht alle waren dieser Ansicht. Zwar glaubte die Mehrzahl der Ökonomen an die Stabilität, die Effizienz und die Vernunft der Märkte, doch manche hegten Zweifel. So entstanden neue Ansätze.