Читать книгу Die Chroniken von Gor 26 - Die Zeugin - John Norman - Страница 5

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Ich blickte mich um, doch niemand sah in meine Richtung.

Hastig überquerte ich den einen Fuß hohen und zehn Fuß weiten Streifen kleiner spitzer Steine, der sich an die innere Gartenmauer schmiegte. Meine Füße, die klein, weich und nackt waren, schmerzten.

Selbst unsere Fußsohlen müssen weich sein, weswegen wir zahlreiche Salben und Lotionen benutzen und uns nur auf einer bestimmten Art von Untergrund bewegen dürfen.

Es war gerade die heißeste Stunde des Tages.

Der Reif um meinen Knöchel klimperte leise, und ich blieb stehen, um mich umzuschauen. Schreckliche Furcht erfüllte mich, doch niemand war zu sehen. Zum Glück hatte man mir keine Glöckchen umgebunden! Normalerweise sind es nur die neuen Mädchen, manchmal aber auch freie Frauen, denen man Glöckchen umbindet, aber grundsätzlich kann man uns jederzeit – und, wenn es gewünscht wird, auch dauerhaft – ein solches Band umlegen. Glücklicherweise werden wir aber meist nur während des Dienstes oder eines Tanzes damit versehen, um auf Nummer sicher zu gehen, müssen wir sie dann sogar in unseren Pelzen tragen. Die Glöckchen dienen vielerlei Zwecken, und die Sicherheit ist einer davon, denn die Gegenwart und die Bewegungen eines Mädchens lassen sich so problemlos wahrnehmen. Das ist besonders nachts nützlich. Einer der Gründe, aus dem neue Mädchen und manchmal auch freie Frauen sie umgebunden bekommen, ist, damit sie verstehen, was sie sind oder wozu sie gerade werden. Das begreift man schnell, wenn man Glöckchen an den Fußgelenken trägt. Welche Frau oder welches Mädchen würde denn schon Glöckchen tragen? Dieser Grund fällt später natürlich weg, denn dann gibt es keinen Zweifel mehr daran, was man ist – nicht für die anderen, und auch nicht für einen selbst.

Ich schlich zur Mauer, presste meine Finger gegen die glatte marmorne Oberfläche und blickte nach oben. Die Wand war vierzig Fuß hoch. Natürlich standen Bäume in dem Garten, aber keiner von ihnen nahe der Mauer. Sie waren mir also keine Hilfe, obwohl man leicht hinaufklettern konnte. Die Mauer, so hatte man mir gesagt, war zehn Fuß dick. Angesichts der Art, wie ich hierher gelangt war, konnte ich nicht abschätzen, ob es nur die Innenseite war, die aus Marmor bestand. Ich hatte gehört, dass die Fundamente sogar mehrere Fuß in den Boden hinabreichten. Als ich nun von der Mauer zurücktrat, konnte ich sehen, dass die Mauerkrone mit nach innen gekrümmten Klingen gekrönt war. Ich schauderte. Vermutlich gab es an der Außenseite einen ähnlichen Schutz, vielleicht nach außen gekrümmte Klingen.

Ich schob den Reif an meinem Arm hinauf, der sich warm anfühlte. Die meisten Mädchen schliefen noch. Ich blickte mich um, wollte nicht, dass mich irgendjemand in der Nähe der Mauer sah, denn wir sollten uns ihr nicht nähern. Die Sonne spiegelte sich auf dem Marmor, und der grelle Schein schmerzte in meinen Augen. Es war uns verboten, den Streifen der spitzen Steine zu überqueren.

Ich trug ein kurzes Gespinst aus gelber Seide, befestigt mit einer Schleife an der linken Schulter; dies war mein einziges Kleidungsstück. Ich war dankbar dafür. Man hatte es mir erst vor ein paar Tagen zugestanden, doch es war, wie gesagt, ein heißer Tag. Ich strich meine Haare zurück. Sie sind ebenso braun wie meine Augen und mittlerweile so lang, dass sie meinen Rücken hinabreichen. Das ist nichts Ungewöhnliches, viele der anderen Mädchen hier haben noch längere Haare.

Erneut schaute ich zur Mauer, sie war so glatt und steil. Ein wunderschönes Muster zierte den Marmor, aber im grellen Schein der Sonne konnte man es nicht in seiner ganzen Schönheit erfassen. Abermals glitt mein Blick an der Mauer entlang nach oben. Sie war völlig ebenmäßig, bot keinerlei Halt, und sie war sehr hoch, mit Klingen auf der Mauerkrone.

Hinter mir konnte ich im Inneren des Gartens das Plätschern des Brunnens hören. Er befand sich zwischen den Bäumen und ergoss sein Wasser in ein Becken.

Noch einmal sah ich zur Mauer.

Aus Richtung des Hauses erklangen Stimmen. So schnell ich nur konnte, zog ich mich von der Wand zurück, mein Gesicht vor Schmerz verzerrt, als ich über die Steine hastete. Ich wollte mich in einem Kreis durch die Büsche und vorbei an den kleinen, lieblichen Bäumen des Gartens schleichen, bis ich die Nähe des Brunnens erreichte.

Die Chroniken von Gor 26 - Die Zeugin

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