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Kapitel 8 Die Schwertprüfung

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>> Verdammt nochmal, Götz! Rück endlich raus mit der Sprache, wo befindet sich meine Mutter? <<, rief Darian entnervt, sprang von seinem Stuhl auf und drehte weiter seine Runden durch den Gemeinschaftsraum.

>> Immer mit der Ruhe, las uns noch auf Lucia warten, dann erzähle ich dir alles. Wir können sowieso nicht einfach losziehen und sie ohne Plan da herausholen! <<, versuchte Götz ihn zur Vernunft zu bringen.

>> Wer weiß, was Xian alles mit ihr anstellt? <<, bluffte Darian ihn an, >> Wäre deine Mutter in Gefahr, würdest du auch nicht eher ruhen, bis sie in Sicherheit wäre! << Götz zwang sich zur Ruhe, indem er kurz die Augen schloss und tief durchatmete. Manchmal fragte er sich, ob es wirklich klug gewesen war, sich dieser Gruppe bei solch nervenaufreibenden Mitgliedern anzuschließen.

>> Darian, meine Mutter wurde Opfer der Dunklen, ich habe versucht, sie zu retten und bin dabei ebenfalls fast umgekommen, also urteile nicht zu vorschnell, da du nicht viel von mir weißt! <<

>> Hey Jungs, lasst eure Wut an den Dunklen aus, statt hier Zwietracht zu sähen. <<, ging Nahiri dazwischen. Dann wandte sie sich an Darian, >> Götz hat Recht, wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und dürfen uns nicht nur von unseren Gefühlen leiten lassen. Wir werden Sabella schon zum richtigen Zeitpunkt befreien. <<, sprach sie ihm Mut zu.

>> Was gibt es denn hier für ein Krawall mitten in der Nacht? <<, fragte Sadalon, der in seinem Nachtgewand in der Tür stand und verschlafen ins Licht blinzelte.

>> Es gibt Neuigkeiten! <<, rief Julius, der ungewöhnlich ruhig auf seinem Stuhl verharrte. >> Ein Suchtrupp hat Sabella entdeckt. <<

Grübelnd setzte sich auch jetzt der Schwertmeister an den großen runden Tisch, >> Hm, das könnte genauso gut eine Falle sein. Seid ihr sicher, dass es sich wirklich um Darians Mutter handelt und nicht um irgendein Trugbild? <<

Auf Sadalons Frage meldete sich ein schlanker junger Mann mit feuerrotem Schopf zu Wort, >> Nach Darians Beschreibung muss es Sabella sein. Ich habe mich näher an das Haus herangeschlichen und ich kann dir mit Sicherheit bestätigen, dass es sich um einen echten Menschen handelt und nicht um eine Illusion. <<, der junge Mann, den Darian seltsamerweise noch nicht kannte und auch bis gerade nicht bemerkt hatte, rückte aus einer dunklen Ecke, in der er die ganze Zeit über gesessen hatte. Darian konnte nun das Gesicht besser im Schein der Fackeln erkennen, seine Züge waren kantig, er hatte eine große Nase, langes Haar, das offen über seine Schultern fiel und einen langen schmalen Mund. Auch sein Kleidungsstil wirkte eher ungewöhnlich, er trug einen langen Mantel mit glänzenden Knöpfen der in allen Farben des Regenbogens schillerte. Er wunderte sich, dass ihm diese Person nicht schon vorher aufgefallen war.

Sadalon war mit seiner Erklärung aber immer noch nicht zufrieden, >> Sie könnten jemand anderes dort platziert und dann verkleidet haben. <<

Der Fremde schüttelte entschieden den Kopf, >> Nein, ihre Angst und Sorge war echt. So etwas kann man nicht spielen. Vertrau mir. Wenn ich sage, sie ist es, dann ist sie es auch. << Scheinbar immer noch nicht vollends überzeugt lehnte sich der Schwertmeister zurück und grübelte weiter.

>> Langsam könnte Lucia sich aber mal blicken lassen. <<, beschwerte sich jetzt auch Finn, der genauso angespannt wirkte wie Darian, der unruhig Runde um Runde um den Tisch lief. Nach und nach trudelten noch ein paar weitere verschlafene Mitglieder im Gemeinschaftsraum ein, unter anderem Zorc, Varek, Yako, Alrik und andere Mitglieder, die Interesse zeigten. Auch Livia und Gerron waren unter den Anwesenden.

Schon bald war der Raum voll und ungeduldig warteten sie weiter. Darian gab es auf, sich die Nerven durch auf- und ablaufen zu beruhigen und setzte sich neben seinen Freund, der sich im Gegensatz zu ihm kaum regte.

Dann endlich betrat Lucia den Raum und abrupt endeten die Gespräche. Auch in diesem etwas größerem Raum vernahm Darian Lucias Aura, oder Geist, er wusste selber nicht, wie er dieses Phänomen in Worte fassen sollte. Jedenfalls erging es den Anderen genauso, auch bei ihnen konnte er erkennen, dass sie Lucias Anwesenheit spüren konnten. Jeder suchte sich schnell eine Sitzgelegenheit und als ihre Anführerin an den Tisch trat, hätte man eine Feder zu Boden fallen hören können. Dann erhob sie ihre Stimme, >> Ihr alle wisst, warum wir uns zu solch später Stunde noch versammelt haben? << Ein zustimmendes Raunen ging durch die Reihen und viele nickten mit dem Kopf.

>> Jeder, der nicht zur Rettung von Darians Mutter beitragen will, kann jetzt den Raum verlassen. Ich brauche Freiwillige, die mir wirklich helfen wollen und mit ganzem Einsatz dabei sind. << Keiner rührte sich und ein Gefühl des Stolzes breitete sich in Darian aus. Sie wollten ihm alle helfen!

>> Gut. Bevor wir irgendetwas planen, sollten Götz und Joshua uns erst einmal über die Situation in Kenntnis setzen. << Mit diesen Worten nahm auch Lucia Platz und Götz erhob sich von seinem Stuhl, der laut unter seinem Gewicht knarrte. Darian musste nicht zu Julius gucken, er wusste, dass dieser sich bereits darüber amüsierte. Götz tiefe Stimme klang nicht ganz so eindrucksvoll wie Lucias, aber auch er erzielte eine gewisse Wirkung bei den Zuhörern, >> Wir sind Gerüchten nachgegangen, die in der Stadt kursieren. Die Leute auf der Straße munkeln, dass die Dunklen eine Frau vom Gefängnis in ein Haus am Stadtrand gebracht haben, doch niemand konnte uns sagen, welchen Zweck sie damit verfolgen. <<

>> Das hört sich für mich sehr nach einer Falle an! <<, fuhr Sadalon dazwischen. >> Bestimmt haben die Dunklen das Gerücht selbst in die Welt gesetzt, um uns zu ködern! <<

>> Vielleicht. <<, antwortete Lucia, >> Dennoch müssen wir Sabella befreien, Hinterhalt hin, oder her. Götz, fahre bitte fort. <<

>> Nachdem wir ungefähr in Erfahrung gebracht hatten, wo das Gebäude lag, gingen wir dort hin um den Gerüchten auf den Grund zu gehen. Wir stießen auf ein Anwesen, welches unbewohnt aussah. Jedenfalls war es ziemlich heruntergekommen, manche Fenster waren verrammelt und der Putz bröckelte von den Wänden. Eine löchrige Mauer schütze das Anwesen früher vor Überfällen, heute ist es kein Hindernis mehr. <<

>> Solch ein Haus könnte auch in unserem Viertel stehen. <<, bemerkte Julius und einige Mitglieder konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

>> Jedenfalls konnte Joshua mühelos bis zum modrigen Gebäude vordringen und zumindest die Zimmer auf den unteren Etagen durch die Fenster genauer in Augenschein nehmen. << Jetzt erhob sich der rothaarige junge Mann mit der auffälligen Kleidung, der Joshua sein musste, elegant von seinem Stuhl in der Ecke.Viele Mitglieder bemerkten ihn erst, als er sich räusperte, >> In einem Zimmer konnte ich eine Frau sehen, die an einem Stuhl gefesselt war, der mitten in einem Raum zusammen mit vielen Ritterrüstungen, Gemälden und anderen Statuen stand. Die Frau passt genau auf Sabellas Beschreibung und glaubt mir, sie ist es. Ich habe ganz genau hingeschaut und bin mir absolut sicher. Auch ihre Schmerzen, ihre Sorgen und ihre Trauer konnte ich auf ihrem Gesicht lesen, es ist nichts gespielt. Sie ist es definitiv. << Bevor jemand etwas einwenden konnte, setzte sich Joshua wieder auf seinen Stuhl in die düstere Ecke, wo er scheinbar wieder verschwand. Fragend wandte sich die Menge wieder an Götz, der noch stand. >> Gibt es sonst noch etwas, dass wir wissen müssen? Irgendwelche Wachen? Die Dunklen, oder andere Kreaturen? <<, fragte Lucia.

>> Ich habe keine Wachen sehen können und auch Joshua nicht. Das könnte sich aber natürlich noch ändern. Ansonsten haben wir euch alles berichtet, was wir in Erfahrung bringen konnten. << Auch Götz setzte sich wieder und Lucia nickte zufrieden. Einen Moment herrschte Stille, dann wandte sie sich den Versammelten zu, >> Egal, ob dies eine Falle der Dunklen ist, wir werden Sabella befreien. Ich weiß nicht genau, was uns erwarten wird, aber wir werden sicherlich mit Schwierigkeiten rechnen müssen. Deswegen will ich auch dieses Mal zwei Gruppen bilden. Die Eine versucht Sabella zu befreien, die Andere deckt uns den Rücken und kommt uns zu Hilfe, falls wir in Bedrängnis geraten, sodass wir immer noch ein Ass im Ärmel haben, falls etwas schief läuft. <<

>> Ihr sagtet ‘‘uns ‘‘, also leitet Ihr die eine Gruppe? <<, fragte Sadalon.

>> Ihr habt richtig erkannt. Ich werde die erste Gruppe leiten, mit mir haben wir größere Chancen, dass niemand verletzt wird. <<

>> Ich würde mich anbieten, die andere Gruppe zu leiten. <<, sagte Götz, >> Ich kenne die Umgebung bereits und könnte Euch zu Hilfe eilen, wie Ihr erwähnt habt. <<

Nach einigem Überlegen schüttelte sie den Kopf, >> Nein, ich brauche dich und deine körperliche Stärke in meiner Gruppe. Falls Sabella bewegungsunfähig ist, kannst du sie immer noch am besten tragen. <<

>> Das leuchtet ein. <<, sagte Götz.

>> Ich habe an Euch gedacht, Meister Sadalon. Könntet Ihr unsere Rückendeckung übernehmen? << Auch Sadalon ließ sich Zeit bei seiner Antwort, stimmte am Ende aber zu, >> Ihr könnt Euch auf mich verlassen! <<

Lucia atmete erleichtert aus, >> Danke. Wir werden versuchen mit insgesamt sechs Personen in das Anwesen zu gelangen. Julius, kann ich auf dich zählen? <<

>> Aber natürlich, ich bin Euer Mann. <<, säuselte er uns stupste Nahiri an, die neben ihm saß, >> Ich sagte doch, dass sie nicht ohne mich kann. <<

>> Warts ab, mich fragt sie auch noch. <<, murmelte Nahiri genauso leise zurück und grinste ihn schief an. Dann galt ihre Aufmerksamkeit wieder Lucia. >> Finn, Darian, Zorc, euch würde ich ebenfalls gerne bei mir in der Gruppe haben. << Der wortkarge Zorc nickte und auch Darian und Finn stimmten ihr mit Feuereifer zu, aber Sadalon unterbrach sie, >> Meiner Meinung nach, sollten Finn und Darian nicht mitgehen! Sie sind noch nicht imstande, es mit Tyrannus Untertanen aufzunehmen, egal ob es die Dunklen sind, oder andere Wesen. << Lange grübelte Lucia über Sadalons Worte nach und es wurde unruhig im Raum, bis Lucia eine Entscheidung getroffen hatte, >> Wenn ich die Jungen nicht mitnehme, können wir Sabella nicht mit Bestimmtheit identifizieren, zumal sie mir sowieso auch unaufgefordert folgen würden, wenn ich ihnen verbiete, mitzukommen. Man müsste sie festbinden und eher nehme ich sie unter meine Aufsicht, als das die Dunklen sie in ihre Fänge bekommen. Außerdem war Finn bei Darians Befreiung ebenfalls dabei und hat es überlebt. <<, wies sie den Schwertmeister zurecht.

>> Er hatte Glück, dass er nicht von einem Schwert erwischt wurde! <<, brauste Sadalon auf, >> Lucia, die Zwei können sich noch nicht gegen die Dunklen verteidigen. Wenn Ihr sie mitnehmt, gibt das ein böses Ende, glaubt mir! << Wieder kehrte Stille ein und gebannt warteten Finn und Darian auf Lucias Reaktion. Sie waren etwas sauer auf den Schwertmeister. Wie konnte er nicht wollen, dass sie ebenfalls mitkamen? Finn und auch Darian waren der Ansicht, dass sie während den letzten Wochen erhebliche Fortschritte gemacht hatten und konnten sich Sadalons Einwand nicht erklären. >> Lucia wird sich für uns einsetzten. <<, murmelte Finn, der fest davon überzeugt war, doch Darian zweifelte noch. Dann atmete Lucia tief durch, >> In Ordnung, wenn dies Euer Wunsch ist, werde ich ihn berücksichtigen. Stattdessen begleiten uns noch Livia und Gerron. <<, sagte sie kurz angebunden. Ungläubig starrten die Jungen sie an und konnten nicht fassen, dass sie sich Sadalon beugte. Wütend verschränkte Finn die Arme und löcherte den Schwertmeister mit finsteren Blicken. Als er dies bemerkte, zischte er, >> Nach der Besprechung habe ich noch ein Wörtchen mit euch zu reden! << Dann wandte er sich wieder Lucia zu, die weiter mit den anderen Mitgliedern die Befreiung Sabellas plante. Finn und Darian hörten nicht mehr zu und ärgerten sich weiter über Sadalon.

>> Was hat dieser alte Mann uns eigentlich zu sagen? <<, brummte Finn, >> Lucia hat Recht, gehen wir doch einfach ungebeten mit! Das erwartet sie doch sogar von uns! << Darian schüttelte den Kopf, war aber ebenfalls mit Lucias Entscheidung nicht einverstanden. Schließlich war es seine Mutter, die er dank Sadalon im Stich ließ.

Vor Enttäuschung und Wut hätte er Schreien können. Das ganze Training, alle zusätzlichen Stunden Arbeit waren umsonst gewesen. Doch schließlich musste Darian sich eingestehen, dass Sadalon nicht ganz Unrecht hatte. Im Gegensatz zu Livia und Gerron waren seine Schwertkünste noch miserabel, Finn war zwar ein Stück besser, doch auch er konnte den Beiden nicht das Wasser reichen. Sie hatten einfach zu wenig Zeit gehabt. Aus ihnen waren noch keine Helden geworden, die mit Leichtigkeit die Dunklen bezwangen und Personen befreiten. Ihre vorherigen Abenteuer hatten sie, wie der Schwertmeister es bereits gesagt hatte, mit Glück oder Hilfe bestanden, doch diese beiden Gefährten würden sie nicht immer begleiten. Darian fühlte sich beinahe wieder so schutzlos, wie im Gefängnis, obwohl er eigentlich froh sein müsste, bald seine Mutter wiederzusehen.

Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen, dann fasste er einen Entschluss: Nie wieder würde er hilflos, oder auf andere Hilfe angewiesen sein, ab heute würde er noch härter und besser trainieren, damit er sich verteidigen konnte. Gleichzeitig wollte er Sadalon beweisen, dass auch er für solche Missionen geeignet war und gegen die finsteren Kreaturen von Tyrannus bestehen konnte. Die weitere Besprechung bekam er nicht mit, so in Gedanken versunken war Darian, dass er nicht bemerkte, wie Sadalon das Wort an die Jungen richtete, als die meisten Mitglieder der Widerständler schon wieder den Raum verlassen hatten. Darian war nicht nach Schlaf zumute, immer noch fühlte er sich hellwach und wäre am liebsten aufgesprungen um gleich mit seinem Training zu beginnen. Doch erst einmal wollte er sich die Erklärung des Schwertmeisters anhören. Immer noch war er empört darüber, dass er Lucia geraten hatte, sie mitzunehmen.

Als sich Sadalon zu den Jungen setzte, warf er ihnen einen entschuldigenden Blick zu, >> Finn, Darian, ich weiß, ihr hättet uns gerne geholfen, aber es ist noch zu früh für euch, um an solchen Missionen teilzunehmen. Das ist kein Spaß und die Dunklen nehmen keine Rücksicht auf Menschen, die sich nicht wehren können. <<

>> Aber wir können uns sehr wohl zur Wehr setzen! <<, widersprach Finn, doch der Schwertmeister schüttelte den Kopf, >> Ihr hattet ein paar Trainingseinheiten bei mir und schon denkt ihr, dass ihr mit allem fertig werden könnt? Was war denn mit eurer heutigen Niederlage auf der Mission? << Eine kurze Pause trat ein, diesmal widersprach Finn nicht. >> Ich will euch nicht bestrafen, sondern euch schützen. Innerhalb einer Woche werdet ihr noch keine Meister im Umgang mit dem Schwert, doch wenn ihr weiter hart an euch arbeitet, wird der Tag schon bald kommen, an dem ihr eure Schwertprüfung ablegen und mit auf Missionen gehen könnt.<< Sie nickten, doch durch die kleine Ansprache des Schwertmeisters hob sich Darians Laune nicht. Bevor Sadalon ging, wandte er sich noch einmal an ihn. >> Wir werden Sabella heil daraus holen, das verspreche ich dir. << Darauf klopfte er den Beiden auf die Schulter und schritt Richtung Schlafsaal. Er wünschte ihnen noch eine gute Nacht und verschwand dort, wo er hergekommen war. Darian sah ihm mit gemischten Gefühlen hinterher. Er hoffte inständig, dass alles gut gehen und seine Mutter wohlauf sein würde.

Sie blieben noch einen Moment sitzen, dann erhob sich Darian mit einem Seufzer der Enttäuschung und schaute zu Finn, der immer noch unbewegt auf seinem Stuhl saß. >> Es ist schön, dass sie meine Mutter endlich gefunden haben, dennoch ist mir nicht nach Feiern zumute. Naja, ich gehe ins Bett, morgen will ich ausgeschlafen zum Training erscheinen. Sadalon wird sich noch wundern, wie wehrlos ich bin! << Finn nickte geistesabwesend, antwortete aber nicht. Darian zuckte mit den Schultern, überließ Finn sich selbst und machte sich auf in sein Bett. Er wollte diesen Tag gespickt mit Niederlagen ein für alle Mal beenden. Er war schon tief in Träumen über seine Mutter, die Dunklen und Sadalon versunken, als sich Finn lächelnd ebenfalls zu Bett begab.

Einige Zeit später, schlich eine kleine Gestalt durch den Schlafsaal, ihr Ziel war das Bett, indem ein schnarchender Junge lag. Behutsam schüttelte die Person seinen Freund, der verschlafen die Augen öffnete. Kurz schreckte Darian zusammen, als er eine Person an seinem Bett bemerkte, atmete aber erleichtert auf, als er Finn erkannte. Fragend blickte er seinen Freund an, >> Was tust du hier? Es ist mitten in der Nacht! <<

>> Ich weiß, wie wir mit auf die Mission können. <<, flüsterte dieser. >> Komm mit, ich werde dir alles im Übungsraum erklären, hier sind mir entschieden zu viele Leute. <<, flüsterte er so leise, dass Darian ihn kaum verstehen konnte. Ungläubig blickte er zu Finn und setzte sich auf, >> Meinst du das jetzt ernst? <<

>> Todernst! <, zischte Finn zurück, >> Und jetzt schlag hier keine Wurzeln und komm endlich! <<, wies er den völlig verdutzten Darian zurecht, der sich widerwillig aus seinem Bett schälte. Bei jeder Bewegung knarrten die Dielen unter ihm, doch er hoffte, dass die anderen Widerständler einen guten Schlaf hatten. Auf Zehenspitzen schlichen die Jungen aus dem Schlafsaal, der wirklich alle Mitglieder beherbergte, bis auf Lucia, die in ihren privaten Räumen schlief. Sie tappten durch die Dunkelheit und als sie endlich im Übungsraum angekommen waren, entzündete Finn eine Kerze, die ihnen etwas Licht spendete. Zumindest konnten sie sich hier vernünftig unterhalten. Erwartungsvoll sah Darian zu seinem Freund, der ihn angrinste. >> Also, was hast du für einen tollen Plan, den du mir mitten in der Nacht im Übungsraum verraten musst? <<, fragte Darian.

Mit Feuereifer fing Finn an, ihm seinen Plan zu erzählen, >>Pass auf, ich habe gemerkt, dass Lucia von uns überzeugt ist und uns mitnehmen würde. <<

>> Herrgott, das habe ich auch gemerkt! <<, fuhr Darian seinen Freund an, der ihn beleidigt anstarrte. >> Ich fasse bloß die Situation zusammen. <<, murmelte er und fuhr fort, >> Der Einzige, der uns im Weg steht, ist Meister Sadalon, also müssen wir auch den Schwertmeister überzeugen, dass wir bereit sind. <<

>> Und wie bitte willst du das anstellen? Du hast doch gehört was Sadalon gesagt hat. Wir sind noch nicht bereit, um gegen die Dunklen zu bestehen und ich glaube, damit hat er Recht. <<

>> Du glaubst das auch noch, was er uns gerade aufgetischt hat? Darian, du willst doch deine Mutter befreien, oder nicht? <<, fragte Finn.

>> Natürlich. <<, antwortete Darian zögernd, >> Doch bist du sicher, ob wir der Sache schon gewachsen sind? <<

>> Hm, ehrlich gesagt weiß ich es auch nicht, aber ich habe einen Entschluss gefasst. Ich werde bei der Befreiung helfen. Und wenn Lucia etwas auf uns Acht gibt, dann schaffen wir das, davon bin ich überzeugt. Schließlich war ich auch bei deiner Befreiung dabei und habe überlebt. <<

>> Sadalon meinte, du hast Glück gehabt. <<, sagte Darian, der noch immer zweifelte.

>> Sadalons Einschätzungsvermögen ist nicht immer richtig. Trainiere noch fleißig bei ihm, während ich deine Mutter befreie! <<, gab Finn zurück.

Darian überlegte. Natürlich wollte er seine Mutter befreien, doch wollte er wirklich alles aufs Spiel setzen? Dann gab er sich einen Ruck. >> In Ordnung, ich bin dabei. Dann erzähl mir jetzt mal deinen brillanten Plan! <<

Finn lächelte triumphierend, >> Ein brillanter Plan, kommt sofort. <<, witzelte er. >> Also, in absehbarer Zeit haben Livia und Gerron ihre Schwertprüfung, da sie sonst auch nicht mit auf die Mission können. Ich habe mich mit Julius über diese Schwertprüfung unterhalten und er hat mir erzählt, dass jeder der Absolventen gegen ein erfahrenes Mitglied der Widerständler kämpfen muss, um diese Prüfung zu bestehen. Dabei muss man natürlich als Sieger vom Feld gehen, die Regeln hat uns Sadalon letztens noch erklärt, als Livia und Gerron miteinander gekämpft haben. << Darian erinnerte sich. Sie mussten in einem abgegrenzten Feld kämpfen, wer dieses Überschritt, oder von seinem Gegner getroffen wurde, hatte verloren. >> Und was hat diese Prüfung mit uns zu tun? <<, fragte Darian, der immer noch nicht wusste, worauf sein Freund hinauswollte.

>> Jeder kann, wenn er möchte die Prüfung absolvieren, also auch wir. Aber das Beste kommt noch, du darfst dir deinen Gegner selbst auswählen. Derjenige muss nur ebenfalls schon die Prüfung erfolgreich abgelegt haben. <<

Jetzt ging auch bei Darian ein Licht auf, >> Und du willst, dass… <<

>> Genau, wir machen die Schwertprüfung ebenfalls. Wenn wir bestehen, muss Sadalon uns mitkommen lassen. <<

Zweifel nagten an Darian. Er bezweifelte, dass er es schon mit irgendeinem der Widerständler aufnehmen konnte. >> Und gegen wen sollen wir kämpfen? <<

Finn lächelte, >> Auch da habe ich schon vorgesorgt. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken kann, ist Joshua ein einfacher Gegner. Meist hält er sich aus den Kämpfen heraus und ist nur für Spionage und Beobachtung zuständig. Auf diesem Gebiet kann ihn keiner Schlagen, er versteht es, sich perfekt an seine Umgebung anzupassen, hat dafür aber seine Schwertkünste vernachlässigt. Zudem kann er sich auf seine Illusionsmagie verlassen, wenn es hart auf hart kommt, die bei den Prüfungen aber verboten sind. Er wird mein Gegner sein. <<

Aufmerksam hatte Darian seinem Freund zugehört, war sich aber bei weitem nicht sicher, ob Finn es mit Joshua aufnehmen konnte. Auch er hatte die Prüfung erfolgreich bestanden, sonst wäre er immer noch bei Sadalon, also müsste er mindestens so gut wie Livia und Gerron sein, oder waren seine Schwertkünste tatsächlich eingerostet?

>> Und welchen Gegner hast du mir ausgesucht? << Finn grinste. >> Schön, dass du fragst. Ich habe dir den Koch ausgesucht. Ein schweigsamer Geselle, schon älter und nimmt kaum noch an Außeneinsätzen Teil. Götz sagt immer, dass er eines Tages genauso enden wird. Unbeweglich, zänkisch und immer in der Küche. << Ein Lächeln huschte über Darians Gesicht. Mehrere der von Finn genannten Eigenschaften erfüllte Götz bereits. >> Jedenfalls sind Eberhardts Künste auch schon etwas eingerostet und ich denke, dass du ihn schlagen kannst. << Zweifel nagten auch hier an dem Jungen. Noch konnte er sich anders entscheiden, doch Darian wusste, dass er diese Gelegenheit nicht wahrgenommen zu haben, später bereuen würde, also blieb es dabei, er würde Eberhardt herausfordern.

>> Und dann werden wir deine Mutter befreien! <<, flüsterte Finn euphorisch und grinste breit. >> Keine Sorge, alles wird gut gehen! <<, sprach er seinem immer noch zweifelndem Freund Mut zu.

>> Ein Versuch ist es zumindest Wert. <<, stimmte Darian zu. >> Und jetzt lass uns wieder schlafen, ich will morgen beim Training fit sein, außerdem zieht es hier ganz schön. << Die Meinung teilte Finn auch und gemeinsam schlichen sie zurück in ihre Betten und versuchten, erneut Schlaf zu finden. Darian lag noch lange wach unter seiner Decke und grübelte, ob er wirklich gegen Joshua bestehen konnte. Später fiel er in einen unruhigen Schlaf.

Die nächsten Tage verliefen wie üblich für die Jungen, sie mussten früh raus um an Sadalons Training teilzunehmen und gingen den restlichen Tag ihren Aufgaben, die sie bekommen hatten, nach. In jeder freien Sekunde, die sie zur Verfügung hatten, trainierten sie mit ihren Waffen, um sich auf die anstehende Schwertprüfung vorzubereiten. Mit jedem Tag, der verstrich, wurden sie nervöser, insbesondere Darian, der es kaum erwarten konnte, seine Mutter endlich wiederzusehen. Oftmals warfen sie sich bedeutende Blicke zu, wenn irgendjemand von der Schwertprüfung erzählte, oder Sadalon den beiden Absolventen Livia und Gerron Tipps gab. Die Beiden machten ein ziemliches Geheimnis daraus, wen sie herausfordern wollten, was die Sache noch interessanter gestaltete. Es herrschte eine gewisse Aufbruchsstimmung im Quartier, jeder schien sich auf die anstehenden Ereignisse zu freuen, besonders Götz Miene hellte sich in den letzten Tagen immer wieder auf. Zwar verlor er weiterhin gegen Julius im Glücksspiel, doch zu seinem Ärgern konnte der kleine Vorteilsmagier ihn nicht mehr damit aufziehen, teilweise wurden Götz Einsätze noch waghalsiger.

Auch ihr Verhältnis zu Meister Sadalon hatte sich kaum geändert, er forderte sie enorm im Training, gab ihnen Tipps und Ratschläge und verbesserte sie, wo er nur konnte. Darian und Finn merkten, wie sie stetig besser wurden. Ihre Schläge wurden präzise, härter und dabei wurden sie immer schneller, doch Darians Zweifel blieben. Seitdem Sadalon Lucia verboten hatte, sie mit auf die Mission zu nehmen, nagten Zweifel an seinem Selbstbewusstsein. Oft fragte er sich, ob all dies überhaupt einen Sinn hatte, ob er wirklich etwas zur Befreiung der Vereinigten Länder beitragen und ob es ihnen wirklich gelingen konnte, Tyrannus zu stürzen. Nachts lag er lange wach in seinem Bett und versuchte vergeblich Schlaf zu finden. Immer wieder drifteten seine Gedanken zu seiner Mutter und den Dunklen ab. Ständig malte er sich Horrorszenarien aus, die seine Sorgen und Ängste nur noch verstärkten.

An einem Morgen war es dann endlich so weit. Wie üblich hatten sie ihre Übungsstunde bei Sadalon beendet, die noch härter als üblich ausgefallen war. Sadalon hatte sie viel durch den kleinen Raum gejagt und den Jungen war kaum aufgefallen, dass Livia und Gerron bei dem Training fehlten. Als sie den Schwertmeister danach fragten, teilte er ihnen mit, dass die Beiden die Schwertprüfung absolvieren wollten, die nach dem Frühstück stattfinden sollte. Erleichtert, dass sie noch frühstücken und sich von dem kräftezehrenden Training erholen konnten, hatten sie aufgeatmet, doch ihre Nervosität machte sich zunehmend mehr und mehr bemerkbar. Sie frühstückten nicht viel, Darian bekam kaum etwas von seinem Essen hinunter, Finn dagegen stopfte sich den Magen voll. Darian bezweifelte, dass sich sein Freund damit einen Vorteil verschaffte, doch er ließ das Thema ruhen, anstatt sich noch vorher mit Finn zu streiten. Stattdessen ging er im Geiste noch einmal jede Bewegung durch, die er in der kurzen Zeit bei dem Schwertmeister gelernt hatte und konzentrierte sich auf das Bevorstehende.

Nach dem Frühstück bereiteten sie sich schweigsam auf die Prüfung vor und waren mit unter den Ersten, die im Übungsraum eintrafen.

Auch Sadalon war bereits da. Emsig bereitete er das Feld vor und suchte bereits die Waffen und Rüstungen von Livia und Gerron zusammen. Als er die Jungen bemerkte, hob er kurz die Hand zum Gruß und wandte sich danach wieder seiner Arbeit zu. Nervös beobachteten sie Sadalon bei seiner Arbeit und merkten nicht, wie Julius sich von hinten anschlich. >> Ihr zeigt ja wirklich großes Interesse an der Prüfung. <<, sagte er und überrascht zuckten die Jungen zusammen und rissen ihren Blick von Sadalon los. Unsicher versuchte Finn seine Nervosität zu überspielen. >> Ja weißt du, wir müssen diese Prüfung ebenfalls bald machen, da wollten wir uns das Spektakel mit eigenen Augen schon mal ansehen. <<

>> Genau! <<, pflichtete Darian seinem Freund bei, >> Schließlich ist es für uns das erste Mal, dass wir das miterleben dürfen. <<

Prüfend schaute Julius die Beiden an, doch falls er etwas von ihrer Nervosität bemerkt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. >> Jedenfalls bin ich gespannt, wen Livia und Gerron als Gegner wählen. <<, versuchte Finn den Faden wieder aufzunehmen.

>> Das fragt sich, glaube ich, jeder. Deshalb ist es dieses Mal auch so spannend. <<, stimmte Julius ihm zu. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht, >> Na, wollen wir wetten, wer es sein wird? Ich setzte 10 Silberstücke auf Götz. Seit ihr dabei? << Herausfordernd sah der Vorteilsmagier die Jungen an, doch sie winkten ab. >> Ich will noch etwas von dem Geld meines Vaters behalten. <<, sagte Finn und grinste und auch Darian lehnte das Angebot ab. Er war zu nervös, um jetzt noch irgendwelche Wetten abzuschließen. Enttäuscht ließ Julius die Schultern sinken. Dies war aber nur von kurzer Dauer, da in diesem Moment Götz den Übungsraum betrat. >> Mal sehen, ob ich nicht noch mit ertragreicheren Leuten Geschäfte machen kann. <<, sagte der Vorteilsmagier und zwinkerte Finn und Darian zu. Dann huschte er zu dem großen Hünen, um seine Taschen weiter mit Geld zu füllen. Nach und nach trudelten auch die letzten Mitglieder der Widerständler ein, nur Lucia fehlte noch zusammen mit den Herausforderern. Julius schloss jetzt lautstark weitere Wetten ab, bis die Menge langsam verstummte und das Trio um Lucia, Gerron und Livia feierlich den Raum betrat. Sadalon nahm sie in Empfang und Lucia gesellte sich zu den anderen Mitgliedern in die Menge. Dann trat Livia hervor und verkündete laut, >> Ich fordere Götz heraus! <<

Erstauntes Gemurmel fuhr durch die Zuschauer, dann teilte sich die Menge und Götz kam zum Vorschein. Mit grimmiger Miene sagte dieser, >> Ich nehme die Herausforderung an! Doch sei gewarnt, ich werde mein ganzes Können aufbringen. << Livia zeigte keine Zweifel oder Unentschlossenheit sondern bereitete sich auf den bevorstehenden Kampf vor. Irgendwo in der Menge hörten sie Julius, der eifrig weitere Wetten abschloss und nach einer kurzen Wartezeit, waren Livia und Götz kampfbereit und gespannt warteten alle auf Sadalons Signal, dass den Kampf eröffnete. Noch einmal klärte er sie über die Regeln der Prüfung auf, dann trat er zurück und rief, >>Zieht eure Schwerter! Stellt euch in Position! <<, dann wartete er noch einen Moment bevor er rief, >> Kämpft! <<

Mit einem entschlossenen Schrei sprang Livia vorwärts und ging sofort in den Angriff über, wobei sie auf Götz ungeschützte Flanke zielte. Doch dieser hatte mit dem schnellen Vorstoß Livias gerechnet und wehrte ihren Angriff ohne Probleme ab. Gekonnt parierte er weitere Angriffssalven von ihr mit seinem Schwert und Darian wunderte sich über die Schnelligkeit des großen Hünen, die er ihm nicht zugetraut hatte. Doch Livia ließ sich nicht beirren, anscheinend wusste sie genau, was sie Tat und mit welchem Gegner sie es zu tun hatte. Wie ein Wirbelsturm fegte sie um Götz, dem es jedoch gelang, sie auf Abstand zu halten. Erst jetzt erkannten die Jungen den großen Vorteil, den Götz auf seiner Seite hatte. Er führte eine lange, breite Klinge mit einer großen Reichweite, die es seinen Gegnern schwer machte, an ihn heran zu kommen. Götz wich keinen Schritt nach hinten und sie konnten sehen, wie Livia langsamer wurde, ihre Schläge unpräziser und nicht mehr so kräftig kamen, wie zu beginn. Auch Götz bemerkte dies und setzte nun selbst zum Angriff an. Immer weiter drängte er sie zurück, bis sie beinahe den Rand des Feldes zu übertreten drohte. Darian stufte die Situation als ausweglos für Livia ein und nahm sich vor, sich nicht so zurückdrängen zu lassen. Dann beobachtete er weiter das Geschehen. Livia hatte kaum noch Spielraum zwischen der Feldgrenze und Götz, der siegessicher sein Schwert schwang. Ein Raunen ging durch die Reihen, als sie sich im letzten Moment unter einem Schwertstreich hindurch ducken konnte, doch damit hatte sie endgültig ihre Niederlage herbeigeführt. Ein letztes Mal stieß Götz zu, er wusste, dass Livia diesen Schlag nicht abwehren konnte, doch zum Erstaunen aller vollführte sie eine Rolle durch Götz‘ Beine und kam hinter ihm geschwind auf die Füße. Götz, der sichtlich verblüfft war, hatte keine Zeit mehr, Livias Schlag zu parieren und die Menge jubelte, als Sadalon Livia zum Gewinner ausrief. Zufrieden sammelte Julius seinen Gewinn ein und Götz gratulierte Livia zu ihrem Sieg. Auch Sadalon war sichtlich stolz, als er Livia gratulierte. Auch Darian und Finn reichten ihr anerkennend die Hand und bewunderten sie für ihren großartigen Sieg über Götz.

Als sie wieder auf ihre Plätze gingen, fragte Finn Darian, >> Denkst du, sie hat sich absichtlich so in die Enge drängen lassen? << Darian zuckte die Schultern, >> Jedenfalls wusste sie, was sie tat. Sie hat nicht ein einziges Mal gezögert. <<, dann senkte er seine Stimme, >> Ich denke, unsere Kämpfe werden weniger spektakulär. <<

Finn stimmte ihm zu und grübelnd richteten sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Kampffeld, in dem jetzt Gerron wartete. Livia hatte sich an die Seite gesetzt und beobachtete nun gespannt ihren Trainingspartner. Auch Darian hatte die Spannung erfasst und abermals beugte er sich zu seinem Freund, >> Jetzt bin ich gespannt, wen Gerron wählt. << Es kehrte wieder Ruhe ein und Gerron verkündete, >> Ich fordere Zorc heraus! << Wieder waren erstaunte Ausrufe aus dem Publikum zu vernehmen, da Zorc ebenfalls wie Götz ein fähiger Schwertkämpfer war. Zwar war Zorc schon etwas älter, aber an Erfahrung konnte ihm fast keiner das Wasser reichen. Der breitschultrige Mann trat hervor und sagte, >> So soll es sein! << Wieder bereiteten sich die Kämpfer auf das Duell vor, legten noch ihre Rüstungen und Waffen an und wieder trat Sadalon zurück und rief erneut, >> Zieht eure Schwerter! Stellt euch in Position! Und kämpft! <<

Dieser Kampf war von Grund auf anders, als der vorherige. Keiner der Beiden wagte die erste Attacke und so umkreisten sie sich gegenseitig und lauerten auf einen falsch gesetzten Fuß, eine falsche Bewegung, oder eine Unachtsamkeit des Gegners.

Plötzlich preschte Zorc vor und nur mit letzter Not konnte Gerron die heftige Attacke seines Gegners abwehren. Doch Zorc ließ nicht locker und immer wieder stieß er vor und ließ sich blitzschnell in seine Deckung zurückfallen, sodass Gerron keine Chance zum Angriff hatte.

Sie lieferten sich einen Kampf auf hohem Niveau und Gerron musste aufpassen, dass er dieses Duell nicht verlor. Bis jetzt sprach nichts für den Herausforderer, er hatte Zorc nicht ein einziges Mal auch nur in Bedrängnis gebracht. Doch Darian war sich sicher, dass sich das bald ändern würde, falls Gerron genauso gut auf den Kampf vorbereitet war, wie Livia. Irgendwo in der Menge rief Julius, >> Ich erhöhe meinen Wetteinsatz auf das Doppelte! Wer ist dabei? << Die Jungen hörten ein tiefes Brummen, dass nur von Götz kommen konnte und ein Lächeln huschte über ihre Gesichter. Dann wurde es wieder interessant, Gerron änderte seine Taktik und versuchte den Platz zwischen ihm und Zorc zu überbrücken. Mit gekonnten Finten brachte er Zorc nun in Bedrängnis, der damit sichtlich zu kämpfen hatte. Entschlossen sprang Gerron vor, zielte dabei auf die Brust seines Gegners, änderte aber mitten im Schlag die Richtung und schlug dahin, wo eben noch Zorcs Schwertarm gewesen war. Er landete einen Treffer an der Seite seines Gegners und Zorc ließ sein Schwert sinken. Fragend sahen sie zu Meister Sadalon, der auch diesen Kampf für beendet erklärte und Gerron als Gewinner bestimmte. Zorc nickte ihm anerkennend zu, hob darauf aber mahnend die Hand, >> Gut gekämpft, aber darauf hast du spekuliert, Junge. Wäre ich nicht auf deine Finte reingefallen, hättest du verloren. Versuche nur in einer Notlage ein solches Risiko einzugehen. << Gerron nickte und empfing schon die nächsten Glückwünsche, als Sadalon laut verkündete, >> Hiermit sind die Prüfungen erfolgreich abgeschlossen! Beide Prüflinge haben mit Bravour bestanden! <<

Mit zittrigen Knien trat Finn vor und rief, >> Halt! << Verblüfft lagen nun alle Blicke auf dem Jungen, der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte. Darian hatte im ganzen Trubel gar nicht gemerkt, wie sein Freund vorgetreten war und war ebenfalls überrascht, dass Finn seinen Mut zusammengenommen hatte. Gebannt lauschte er den weiteren Worten, >> Ich fordere Joshua heraus! <<, rief er erneut. Die Überraschung der Menge war beinahe greifbar, niemand hatte damit gerechnet, dass Finn ebenfalls die Schwertprüfung absolvieren wollte. Fragend blickten viele zu Sadalon, der sich am schnellsten wieder gefasst hatte, >> Finn, du bist noch nicht bereit dafür, einen von uns zu schlagen, dass musst du doch einsehen! Also vergiss bitte dein lächerliches Vorhaben! << Entschieden schüttelte Finn den Kopf, >> Ich werde Euch und allen Anwesenden hier im Raum zeigen, dass ich bereit bin! Ihr werdet sehen, dass ich sehr wohl schon mit dem Schwert umgehen kann, also los! Jeder kann diese Prüfung machen, wenn er will, Ihr könnt mich kaum daran hindern. <<

Ein letztes Mal versuchte Sadalon ihn zur Vernunft zu bringen, >> Sieh doch ein, dass du keine Chance gegen Joshua hast! Der Tag wird kommen, an dem du zusammen mit Alrik und Darian deine Prüfung ablegen kannst! << Trotzig reckte der Junge sein Kinn vor, >> Wenn ich doch keine Chance habe, dann lasst mich kämpfen! Was habt Ihr zu verlieren? << Der Schwertmeister schloss die Augen und versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren, doch Lucia kam ihm zuvor, >> Sadalon, kann ich kurz unter vier Augen mit Euch sprechen? << Verblüfft, über diese Forderung nickte der Schwertmeister und verließ ohne Finn eines weiteren Blickes zu würdigen zusammen mit ihr den Raum. Kaum waren die Beiden aus der Tür stieß Julius hervor, >> 10 Silbermünzen auf Finn, wer hält dagegen? << Wieder folgte aufgeregtes Gemurmel und Finn, der unverändert an der gleichen Stelle stand, wurde beäugt und begutachtet. Er erntete viele enttäuschte und vorwurfsvolle Blicke und Darian wollte seinem Freund noch Mut zusprechen, war aber selbst genauso konfus, wie Finn. Minuten des Wartens vergingen und endlich betraten Lucia und Sadalon den Raum, wobei der schwertmeister nicht glücklich aussah. Er nahm seine ursprüngliche Position ein und sagte, >>Joshua, nimmst du die Herausforderung an? <<

Dieser glitt lautlos aus einer Ecke, wo Darian ihn erst jetzt bemerkte und antwortete, >> Ich werde gegen Finn kämpfen, wenn Ihr es wünscht, Meister. << Sadalon nickte und die beiden Kontrahenten bereiteten sich, wie auch die vorherigen Kämpfer, auf das Duell vor. Währenddessen wartete Darian starr vor Anspannung gebannt darauf, dass Sadalon die Prüfung erneut einleitete. Ordnungsgemäß stellten sich Finn und Joshua gegenüber und der Schwertmeister wiederholte das Ritual, mit welchem er den Kampf einleitete.

Finn überlegte gerade noch, wie er Joshua am besten angehen sollte, als sich dieser schon mit erhobenem Schwert auf ihn stürzte. Im letzten Moment konnte Finn seine Klinge hochreißen und den Schlag parieren, doch Joshua wirbelte kurz herum und versuchte nun, seine Flanke zu attackieren. Auch diesen Stoß konnte Finn nur mit Mühe abwehren und versuchte, den Angriff zu erwidern, doch seine Schläge waren zu langsam und unpräzise im Gegensatz zu denen seines Gegners. Mühelos wehrte Joshua jeden seiner Angriffe ohne mit der Wimper zu zucken ab und ging wieder in die Offensive über. Finn hoffte, dass Joshua ihn unterschätzte, dass er mit der Zeit unachtsamer werden würde und er ihm so eine Chance gab, einen Treffer zu landen. Bislang stimmte seine Annahme nicht, Joshua wirkte hellwach und beobachtete jede seiner Bewegungen und nutze die Schwächen in seiner Deckung. Der Junge musste höllisch aufpassen und jeder neuen Schlagabfolge von Joshua konnte er oft nur um Haaresbreite entgehen. Immer mehr drängte ihn sein flinker Gegner zurück, der für Finn überall war und doch nirgendwo. Er musste schleunigst etwas unternehmen, sonst würde er bald verlieren. Er wusste, dass er nicht mehr lange durchhalten würde, dass seine Niederlage nun früher oder später kommen würde. Doch die Verzweiflung trieb ihn weiter an, obwohl seine Kräfte bereits schwanden. Hätte doch Sadalon nicht vor dem Frühstück eine so harte Trainingseinheit mit uns absolviert, dachte er verbissen, als er einer weiteren Salve Joshuas nur knapp entging.

Dann täuschte Joshua einen Schlag an, der sich aber mitten in der Luft schlagartig änderte. Im letzten Moment sah Finn das Schwert auf sich zurasen und konnte sich nur mit einem Sprung nach hinten in Sicherheit bringen. Doch jetzt war er fast aus dem Feld und Joshua preschte gnadenlos weiter vor, um ihm den Rest zu geben.

Noch ein weiteres Mal stemmte er sich seinem Gegner entgegen und Finn konnte eine weitere Schlagabfolge erfolgreich abwehren. Er war am Ende seiner Belastungsgrenze angelangt und war genau in der Situation, die er hatte vermeiden wollen. Doch dann erschien vor seinem inneren Auge das Bild seines Vaters, den er im Stich gelassen hatte. Ein letztes Mal biss er die Zähne zusammen und versuchte verzweifelt, eine Lücke in Joshuas Deckung zu finden, doch viel Zeit blieb ihm nicht, da Joshua entschlossen wirkte, dieses Duell zu beenden. Seine Angriffe wurden immer schneller und stärker und Finn konnte kaum noch dagegen halten. Auch nach hinten flüchten konnte er nicht mehr und plötzlich kam er durch einen besonders heftigen Schwertstreich ins Straucheln. Er hatte Joshuas Finte zu spät durchschaut und das falsche Bein belastet. Der rothaarige Mann nutzte diese Unachtsamkeit und schlug Finn gegen seine ungeschützte Seite.

Sadalon fackelte nicht lange und erklärte Joshua zum Sieger. Entgeistert starrte Finn, der seine Niederlage noch nicht realisiert hatte, von Joshua zu Sadalon. Irgendwo im Hintergrund hörte er Julius fluchen, der seine Wette verloren hatte, doch das war ihm egal. Plötzlich war ihm alles egal und Wut vermischte sich mit Enttäuschung. Wie hatte er sich nur so narren lassen können? Er nahm kaum wahr, wie sein Gegner ihm die Hand schüttelte und ihm ein Lob aussprach. Verständnislos schüttelte Finn den Kopf. Er hatte verloren und schlagartig wurde ihm klar, dass Sadalon recht gehabt hatte. Er war noch nicht bereit, er konnte noch gegen niemanden bestehen. Wie hatte er so dumm sein können? Auch Darian hatte dies erkannt, indem er versuchte, es ihm auszureden, doch ohne Erfolg. Nun würde er nicht bei der Befreiung helfen können. Was hatte er sich denn bloß dabei gedacht? War er wirklich so naiv gewesen, anzunehmen, er könnte es schon nach wenigen Tagen mit einem Mitglied aufnehmen, der schon gegen die Dunklen bestanden hatte?

Wütend über seine Blindheit, schlurfte er ohne auf seine Umgebung zu achten aus dem Raum. Er wollte nur noch weg, weg von allem.

Teilnahmslos bahnte er sich einen Weg durch die Menge und nahm die aufmunternden Worte seiner Freunde entgegen, schenkte ihnen aber wenig Beachtung. Sie konnten ihn nicht verstehen, niemand konnte das. Er hatte versagt und glaubte nicht, dass er überhaupt zu irgendetwas fähig war. Konnte er dieser Truppe überhaupt helfen? Zwangsläufig hatte man ihn hier aufgenommen, doch jetzt war er überzeugt, dass es hier keinen Platz für ihn gab. Er war eher ein Klotz am Bein, auch Sadalon sah das so. Doch das würde er jetzt beenden. Er fasste einen Entschluss und ging in den Schlafsaal. In einer Truhe neben seinem Bett hatte er sein Hab und Gut verstaut, auch das kleine Säckchen mit dem Geld, das Nahiri ihm gegeben hatte, war noch da. Bisher hatte er kaum etwas daraus nehmen müssen. Langsam packte er alles zu einem ordentlichen Bündel zusammen und bemerkte dabei nicht, wie Darian den Schlafsaal betrat und besorgt seinen Freund musterte.

>> Du hast gut gekämpft. <<, versuchte er Finn Mut zuzusprechen, doch dieser winkte ab, >> Du brauchst nichts beschönigen, Darian. Ich habe versagt, ich hätte von Anfang an auf dich hören sollen. Ich war so besessen davon, zu helfen, dass ich nicht gesehen habe, wie es wirklich um unsere Fähigkeiten steht. << Fragend blickte Darian Finn an, >> Was meinst du damit? <<

>> Ich bin hier keine Hilfe und werde es niemals sein. Ihr seid hier besser ohne mich dran, glaub mir. << Entsetzt starrte Darian ihn an, >> Das meist du doch nicht ernst, oder? Hast du wirklich vor einfach davonzulaufen? <<, er schüttelte den Kopf und packte Finn an der Schulter, >> So können wir unsere Probleme auch nicht lösen! Finn, wir werden schon bald mehr erreichen können, wenn wir uns nur noch etwas gedulden. Selbst Sadalon war beeindruckt, wie lange du gegen Joshua durchgehalten hast. <<

Abschätzig schaute Finn seinen Freund an, >> Das war nichts weiter als Glück. Mein Platz ist nicht hier, mich hält hier nichts mehr. Für was sollte es sich noch lohnen zu kämpfen? <<

>>Für die Hoffnung und Freiheit! Wir können jetzt nicht einfach aufgeben allem, was wir durchgemacht haben! Wir können Tyrannus und die Dunklen stürzen. Es ist noch lange nichts verloren. Solange es Leute gibt, die bereit sind zu kämpfen wird es immer Hoffnung geben. Und früher oder später wird Tyrannus gestürzt werden. <<, versuchte Darian ihn zu überzeugen. Doch die Worte prallten scheinbar an seinem Freund ab, als würden sie auf eine harte Mauer stoßen. Finn nahm Darians Hand, die immer noch auf seiner Schulter ruhte und befreite sich aus seinem Griff. >> Für mich gibt es keine Hoffnung. Ich kann nichts mehr bewirken, ich will nur noch weg von allem. Bleib hier und kämpfe für deine Hoffnung. Doch lass mich ziehen, weg von allem Schmerz und von allem Verderben. <<

Fassungslos starrte Darian ihn an. Er konnte nicht fassen, dass Finn durch die Niederlage so am Boden zerstört war und nicht das geringste bisschen Selbstvertrauen mehr hatte. Ein letztes Mal umklammerte er den Arm seines Freundes, >> Du warst so fest entschlossen, mir zu helfen und jetzt gibst du einfach auf? Eine Niederlage, ein Rückschlag und schon ist alles verloren? Hilf mir, Finn, ich brauche dich hier an meiner Seite! <<

Er schüttelte den Kopf >> Nein, ich kann hier nichts bewirken. Lieber mache ich Platz für fähigere Leute, die dir helfen können. <<

Verzweifelt über die Worte seines Freundes stieß Darian hervor, >> Ich habe dich bewundert, Finn. Für deine Freundschaft, deine Verbundenheit zu den Widerständlern und für deine unerschütterliche Hoffnung. Du selbst hast mir gesagt, die Widerständler könnten etwas bewegen, könnten Tyrannus und die Dunklen stürzen. Wo ist der Finn, der daran glaubte? <<

>> Den gibt es nicht mehr. Ihm wurden die Augen geöffnet. Machs gut, Darian, ich hoffe, dass du deine Mutter bald wiedersehen wirst und euer Vorhaben gelingt. << Er befreite sich aus Darians Umklammerung und ging zu einem, der vielen Ausgänge des Hauptquartieres. Resigniert starrte Darian ihm hinterher. Er konnte nicht fassen, was sein Freund gerade von sich gegeben hatte. Er konnte nur hoffen, dass Finn wieder zur Vernunft kommen würde. Er musste Lucia oder sonst wem Bescheid geben, sie würden Finn überzeugen können. Sie würden ihn nicht einfach gehen lassen, dessen war er sich sicher. So schnell er konnte, rannte er zurück zum Übungsraum, fand dort aber niemanden mehr vor, also eilte er zu Lucias Privaträumen und stürmte in ihr Zimmer. Erschrocken fuhr die Umgebungsmagierin hoch, als er vor ihr stand, >> Darian, was suchst du hier? Was gibt es so dringendes, das du ungebeten hier hereinplatzt? <<

Finn will weglaufen! <<, platzte es aus ihm raus, >> Nach dem verlorenen Kampf denkt er, dass er nutzlos ist! Könnt Ihr ihn vielleicht zur Vernunft bringen? <<

>> Setz dich erst einmal. <<, wies sie ihn mit einer Gelassenheit an, die er nicht nachvollziehen konnte. Doch Darian widersprach ihr nicht, sondern nahm gehorsam Platz und wartete auf Lucias Antwort. Dann warf sie ihre lockigen Haare zurück und blickte ihn eindringlich an, >> Gewiss könnte ich mit ihm reden und ihn versuchen, zum Bleiben zu bewegen. Aber es ist besser für Finn, wenn er selbst erkennt, dass er nicht nutzlos ist, damit er wieder zu sich selbst findet. Gib ihm ein paar Tage, dann wird er zurückkommen und einsehen, dass es ein Fehler von ihm war, uns zu verlassen. << Entsetzt sah Darian sie an, >> Wollt Ihr ihn einfach ziehen lassen? Da draußen sind die Dunklen, er hat keinen Unterschlupf und könnte sonst wo landen! <<

>> Nein, Nahiri hat ein Auge auf den Jungen, sie wird verhindern, dass ihm etwas passiert. <<, versuchte sie Darian zu beruhigen. Doch dieser zweifelte daran, dass Finn völlig außer Gefahr sein würde, doch vorerst musste er sich mit Lucias Entscheidung abfinden. Was sollte er auch schon großartig bewirken? Er hoffte nur, dass Finn schnell wieder zur Besinnung kommen würde. Dann kam ihm ein anderer Gedanke, >> Was habt ihr eigentlich zu Sadalon gesagt, dass er Finn ohne weitere Einwände zu der Prüfung antreten ließ? <<

Sie lächelte, >> Dir entgeht auch nichts, nicht wahr? Ich wollte Finn kämpfen lassen, weil ich wusste, dass er verlieren wird, damit er die Konsequenzen seiner Entscheidung trägt. Es war eine Lektion, die er zu lernen hatte, nichts anderes. Der Meinung war Sadalon auch, Finn konnten wir bei der Besprechung nicht so leicht die Augen öffnen, wie dir. Also hat der Schwertmeister zugestimmt. <<

Wut stieg in Darian auf, >> Dann war Finns Niederlage also geplant? Ihr geht ein großes Risiko damit ein, falls Finn nicht zurückkommen sollte! <<

Dieses Risiko bin ich bereit, einzugehen, Darian. Sonst hätte Finn niemals eingesehen, dass er noch nicht bereit ist! <<

>> Das hättet Ihr ihm vielleicht erst mal sagen können! <<, fuhr Darian sie an, >> Ihr hättet ihn erleben müssen. So niedergeschlagen habe ich ihn noch nie gesehen! Ihr hättet diese Erfahrung nicht so schmerzhaft für ihn machen müssen! <<

Lucia verlor allmählich die Geduld, >> Zügel dein Mundwerk, Junge! Du kannst dir nicht einmal vorstellen, welche Verluste und Niederlagen an mir genagt haben, also urteile nicht so vorschnell über mich! Oder siehst du mich zweifeln? Habe ich dir je einen Grund gegeben, meine Entscheidungen zu hinterfragen? << Lucia wartete nicht auf eine Antwort, >>Wäre dies ein realer Kampf gewesen, hätte ihn die Niederlage das Leben gekostet. So ist es besser er verliert hier, wo wir alles unter Kontrolle haben. Also wirf mir nicht vor ich hätte sein Leben leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Ich hoffe, du siehst das ein, Darian. Ich hoffe, du stimmst mir zu Darian. Manche Dinge sind unabwendbar. Es geschehen Dinge, die vorherbestimmt sind, die wir nicht ändern können. Also müssen wir versuchen, das Beste daraus zu machen. << Der Junge sagte nichts mehr und dachte ihre die Worte lange nach. Etwas sanfter fügte Lucia hinzu, >> Glaub mir, ich will nur das Beste für Finn. Und nun entschuldige mich, ich muss noch die letzten Vorbereitungen für die Befreiung Sabellas tätigen. << Darian nickte. Er hatte Lucias Worte verstanden und sah ein, dass es nicht anders hätte laufen können. Als er sich abwandte und gerade gehen wollte, sagte sie noch, >> Ich versichere dir, wir werden deine Mutter heil zurückbringen. Doch lass uns bitte unsere Arbeit machen und mische dich nicht in Angelegenheiten ein,für die du noch zu jung und unerfahren bist. <<

Sie sah ihm tief in die Augen, um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen. Grübelnd verließ Darian den Raum. Später kam er zu dem Entschluss, dass er nicht untätig hier im Quartier sitzen wollte, wenn seine Mutter in Gefahr schwebte. Außerdem waren Finns Worte nicht an ihm vorbeigegangen. Zwar wusste er, dass er kaum gegen die Dunklen bestehen konnte, doch er würde helfen seine Mutter zu retten. Helfen konnte man immer, egal welche Fähigkeiten man besaß. Er wusste schon, wie er unbemerkt aus dem Quartier gelangen konnte. Zwar würde er verspätet eintreffen, doch das war ihm egal. Lächelnd suchte er sein Schwert und seine Rüstung zusammen und bereitete sich auf die kommenden Stunden vor.

Die Legende der Aspekte

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