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2. Die Stiftung

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Die wichtigste Intention der Stiftung wird nur in einer Nebenbestimmung angegeben: Es handelt sich um eine Sicherung kultischen Gedenkens, kurz: des Totenkultes für die Tochter des Stifters:2 Das Abstammungsverhältnis wird im römischen Namenssystem bereits über den ersten Namen des Mädchens, Plutia, der aus dem Gentilnamen des Vaters, Plutius, gewonnen wurde, ausgedrückt, aber noch einmal expliziert (filiae suae). Aber dieser Kult geht über reines Gedenken hinaus. Der zweite Name des Mädchens, Vera, wird zum Namensbestandteil der Göttin, welcher der Kult gilt: Venus. Das ist mehr als eine bloße Erinnerung: Venus Vera ist die vergöttlichte Tochter selbst. Was hier vorliegt, ist die weit verbreitete Praxis der Privatdeifikation, die sich in mythischen Bildern oder konkreten Namenspraxen niederschlägt.3

Die hier getroffene Wahl der Gottheit, welche die gehobene postmortale Fortexistenz der eigenen Tochter artikulieren soll, liegt im Rahmen der religiösen Kompetenz des Einzelnen in einem polytheistischen System. Im Falle des Plutius verrät sein eigener Beiname, Ep-Aphroditus, dass Venus schon lange als seine persönliche Schutzgottheit fungiert.4 Ausgehend von der durch eine lange Ikonographie und Mythen geprägten allgemeinen Vorstellung von Venus wird mit insgesamt drei Beinamen eine Respezifikation vorgenommen, die zu einer hohen Individualisierung führt:5 Die hier verehrte Venus ist die zu Besserem (Felix) emporgestiegene Tochter (Plutia), die in Gabii verehrt wird (Gabina).

Diese Individualisierung spiegelt sich auch in der Tempelausstattung wider. Das zentrale Kultbild ist auf den ersten Blick als Venus zu erkennen (effigie Veneris), was aber nicht ausschließt, dass diese Venus Porträtzüge der Verstorbenen trägt. Der Porträtcharakter dürfte umso mehr für die vier weiteren Statuen gelten, die den Kultraum als Gedenkstätte für ein bestimmtes Individuum prägen. Nach der Bildpraxis an Sarkophagen könnten sie die Verstorbene in verschiedenen Rollen oder Lebensstadien darstellen. Diese Bilder sind nicht bloßes Beiwerk: Auch wenn sie durch die Aufstellung der zentralen Statue nachgeordnet sein sollten, unterscheiden sie sich nicht in ihrer Terminologie und inhärenten religiösen Qualität von der Statue, die in Ritualen die primäre Adressatin der Betenden oder Opfernden sein dürfte.6 Bilder auch anderer Götter sind in Tempeln üblich.

Beherrschendes Moment der Stiftung ist der Tempelbau selbst, der Begriff, welcher der Liste voransteht, jene Struktur, die selbst Träger der Inschrift gewesen sein dürfte. In Anbetracht des mit der Inschrift gegebenen Kultkalenders (feriale) ist die mehrfach erwogene Identifizierung mit dem großen Peripteros-Tempel am Forum7 unwahrscheinlich. Ohne archäologische Überreste lässt sich Größe und Lage des Tempels Plutias nicht mehr bestimmen, über einige Meter im Rechteck muss das Gebäude nicht hinausgegangen sein. Gestiftet wird aber nicht das nackte, sondern das funktionsfähige Gebäude: Neben den Statuen wird hier der Altar herausgehoben, der vor dem Tempelgebäude errichtet wird.8 Dem entspricht die Reihenfolge im Text: Nach der Spitzenstellung des umfassenden Begriffes templum geht der Blick entlang der Mittelachse von innen nach außen: das zentrale Kultbild, die Türen, der Altar. Omni culto weist auf die vielen Kleinigkeiten hin, die bei dem sorgfältigen Stifter ebenfalls Berücksichtigung fanden, Küchengerät zum Beispiel. Wenig später werden triclinia sua genannt: Auch solche Speiseeinrichtungen gehörten also dazu.9

Plutius zahlt nicht für alles. Das formelhafte loc(o) dato decreto decur(ionum), in vielen Inschriften – und das zeigt die Verbreitung – als LDDD abgekürzt, weist auf das Zusammenspiel privater Initiative und öffentlicher Unterstützung hin. Die Gemeinde bekommt einen Tempel (oder, in anderen Fällen, ein Reiterstandbild oder eine Thermenanlage) geschenkt, aber sie muss dafür den Baugrund stellen. Die Stiftungen der großen römischen Tempel aus der Kriegsbeute römischer Generäle werden nach diesem Verfahren gehandhabt: Der Feldherr liefert das Geld und bestimmt die Gottheit – oft eine hoch individuelle Wahl –, aber die politische Gemeinschaft behält die Kontrolle durch die Wahl des Standortes, die Größe des Bauloses und die (damit?) erforderliche prinzipielle Zustimmung.10

Von Jupiter zu Christus

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