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c) Produktivkraft und Schranken des Geschäftsmittels ‚Vertrauen‘

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In letzter Instanz beruht das Funktionieren des Kreditgeschäfts auf der erfolgreichen Verwendung von Schulden als Kapital. Den Erfolg haben die Kreditschöpfer nicht in der Hand; sie kalkulieren damit aber mit solcher Sicherheit, dass sie als verantwortliche Garanten ihrer prekären Schuldenwirtschaft auftreten. Den Widerspruch zwischen ihrer Abhängigkeit vom Geschäftserfolg ihrer Kunden und ihrer Autonomie als Anstifter und Nutznießer des Kapitalwachstums und Gewährleister der davon abhängigen gesellschaftlichen Zahlungsfähigkeit bewältigen sie mit vertrauensbildenden Maßnahmen, die ihnen Zugang zum Interbankenmarkt für Liquidität und darüber die Macht verschaffen, für das Funktionieren ihres Geschäfts einzustehen.

Überwunden ist dessen Abhängigkeit vom Konkurrenzerfolg der kreditnehmenden Kundschaft damit natürlich nicht, der Widerspruch zwischen professionell angemaßter Autonomie und eingegangenem Risiko mitnichten aus der Welt geschafft. Er ist überführt in eine Geschäftsroutine zwischen den Bankhäusern, die deren Liquidität und damit nichts Geringeres als den Bestand jedes einzelnen Instituts als autonomes Geschäftssubjekt vom Vertrauen der anderen abhängig macht; was umgekehrt bedeutet: Der Geschäftsgang jeder einzelnen Bank wird zum Risiko für die anderen. Die Großzügigkeit, mit der die Geschäftspartner einander Kredit geben, stiftet Sicherheit für Kreditgeschäfte, deren Erfolg nicht nur überhaupt unsicher ist, sondern permanent durch konkurrierende Kreditgeschäfte mit konkurrierenden Unternehmen gefährdet oder überhaupt zunichte gemacht wird.

Die Konsequenz ist klar: Das praktizierte Vertrauensverhältnis schließt nicht nur ein allemal waches Misstrauen ein. Seine produktive Leistung schafft gute Gründe für den Argwohn, dass den Partnern wichtige Geschäfte misslingen und ihre fraglose Zahlungsfähigkeit nur berechnend vorgespiegelt sein könnte. Für ein Bankhaus kann es deswegen schon zum Existenzproblem werden, wenn es die Sicherheiten, die es seinen Konkurrenten als Beweis seiner Kreditwürdigkeit präsentiert, tatsächlich mobilisieren muss, um im Geschäft zu bleiben; womöglich bestätigt es damit Zweifel an seiner Liquidität, und die machen den Fortbestand seiner Zahlungsfähigkeit mindestens teuer. Der Ernstfall des Ausschlusses vom Interbankenmarkt und damit tatsächlich eintretender Illiquidität wirkt wiederum auf die Partner zurück, zieht das Vertrauen auf deren Zahlungsfähigkeit und damit diese selbst in Mitleidenschaft; im Extremfall mit der Konsequenz einer sich ausweitenden Bankenkrise. Die wäre dann der praktische Offenbarungseid darüber, dass mit dem produktiven Zirkel wechselseitiger Liquiditätssicherung die Geschäfte der Kreditinstitute nicht wirklich aller Unsicherheiten enthoben, sondern die Risiken der einzelnen Geldhäuser wirksam verallgemeinert worden sind. Der Einbruch der Tugend des Vertrauens in die harte Welt des Geldgeschäfts reproduziert mit der Macht, die die Banken einander damit verschaffen, eben auch die riskante Natur des Kreditgeschäfts, nämlich jetzt in der Form wechselseitiger Gefährdung aller Beteiligten, als ‚systemisches‘ Risiko.

Diesen Widerspruch bewerkstelligen die Finanzinstitute ganz allein, nach der inneren Logik ihres ureigenen Geschäfts; sie ziehen daraus Konsequenzen, die diesem Geschäft noch einige Eskalationsstufen hinzufügen. Für die Haltbarkeit und allgemeine Gültigkeit dieses großartigen Schwindels sind sie allerdings nicht allein verantwortlich.

Das Finanzkapital

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