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Kapitel 5

San Francisco, International Airport

27. August 2012, 11:45 Uhr

Als Ivy aus dem Shuttlebus stieg, staunte sie über die vielen Reisenden, die am Flughafen unterwegs waren. Während die anderen das Gepäck entgegennahmen, beobachtete Ivy für einen Moment das Treiben, wurde jedoch von Sebastian aus ihrem Gedanken gerissen. Sie gingen zum Schalter, checkten ein und gaben ihr Gepäck ab. Nachdem sie die Sicherheitskontrolle überstanden hatten, nahmen sie in der Wartehalle auf den Sitzbänken Platz.

Wieder wanderte Ivys Blick umher, nachdem sie ihren Rucksack auf die Bank gestellte.

So viele Menschen unterschiedlicher Nationen, die alle auf ihren Flieger warteten oder gerade angekommen waren. Leute, die gestresst aussahen. Passagiere, die sich freuten, weil sie in die Heimat flogen. Fluggäste, die Abschied nahmen und weinten.

Ihr Blick fiel auf ein kleines blondes Mädchen, was vor dem Fenster stand und einen Teddybären in den Armen hielt. Mit staunenden Augen beobachtete die Kleine die Flugzeuge, die auf den Rollbahnen landeten oder in den Himmel stiegen. Spielerisch drückte sie ihren Bären gegen die Scheibe und erklärte diesem, was auf dem Rollfeld passierte.

Er sah fast so aus, wie der Scheche, der eigentlich Tscheche hieß. Konrad konnte den Namen nur noch nicht richtig aussprechen.

Als Hailey zehn Monate war, reisten sie mit Freunden im Urlaub nach Tschechien. Ivy kaufte damals den Bären für sie. Ihre Tochter schaute den Teddy nie an und schenkte ihn Konrad, als er geboren wurde. Und dieser durfte als einziger auf die große Reise mitgehen.

Ivy sah zum Rucksack.

Der Kopf des Tschechen schaute aus der Tasche heraus.

Verträumt strich sie über den kleinen Teddybärenkopf. Die Vorfreude auf ihre Kinder war enorm. Schmunzelnd beobachtete sie wieder das kleine blonde Mädchen, aber es war nicht mehr dort. Ivy schaute auf die Uhr und stellte fest, dass sie noch über eine Stunde Zeit hatten. Schließlich nahm sie ihr Portemonnaie aus dem Rucksack.

»Wo willst du denn hin?«, fragte Sebastian.

»Ich wollte nochmal in den einen Zeitschriftenladen dort vorn. Ich habe noch zwanzig Dollar.«

»Die sind alle in Englisch«, belächelte er sie.

»Wer sagt, dass ich mir Zeitschriften kaufen wollte, du Dummie«, erwiderte sie neckend, gab ihm einen Kuss und ging zu der Einkaufspassage des Flughafens.

*

Auf dem Weg dorthin fühlte sich Ivy wie erschlagen. Sie blieb stehen und betrachtete für einen Moment die vielen Menschen, die wie nervöse Hühner hin und her rannten. Ihr fiel ein Geschäftsmann ins Auge, der in der einen Hand sein Smartphone ans Ohr hielt und in der anderen seinen Rollkoffer hastig hinter sich herzog.

Er schien es eilig zu haben und schlängelte sich geschickt zwischen den Menschen hindurch.

Langsam schritt sie weiter auf den Zeitungsladen zu und war in ihren Gedanken versunken. Plötzlich rempelte sie ein Passagier an, dessen Weg sie kreuzte.

Er schaute sie kurz verärgert an und verfolgte dann doch schnell seinen Kurs weiter.

Verblüfft schaute sie dem Reisenden nach, der in der Masse verschwand. Aufmerksam hörte sie der Durchsage zu, während sie zur Passage lief. Die Stimme hallte in dem Terminal.

Wie soll man da seinen Flug erwischen, wenn es hier so schallt?, fragte sie sich.

Am Informationsschalter stand eine Reisegruppe mit ihrem Gepäck. Sie waren vollkommen überfordert und schauten sich fragend um.

Ivy musste kurz schmunzeln. So ähnlich sehen wir bestimmt auch aus, wenn wir wieder mal keinen Plan haben, schmunzelte sie in Gedanken.

Sie konnte von ihrer Position zahlreiche der Läden auf der Passage erkennen: Einige Zeitungsläden, die ›Duty-Free‹-Galleria, einen Süßigkeiten-Laden mit nationalen und internationalen Spezialitäten, ein Schmuckgeschäft und eines für Taschen und Koffer.

*

Im ›Hudson‹, einem der Zeitungsläden, gab es neben Büchern und Zeitschriften kleine Souvenirs und Postkarten.

Ivys Augen wurden von den Titelseiten der Tageszeitungen angezogen. Es machte sie mehr als stutzig, als sie diese in ihrem Kopf für sich übersetzte. ›Die Seuche breitet sich weltweit aus! Erste Tote in den USA bestätigt!‹, überflog sie die Schlagzeilen. Sie nahm die Zeitschrift in die Hand, schlug sie auf und las den Artikel:

Eine noch unbekannte Seuche breitet sich weltweit aus. Vor allem Menschen mit schwachem Immunsystem sind betroffen. Die Erkrankten klagen über extrem hohes Fieber. Innere Blutungen wurden festgestellt. Die Lage in China ist so katastrophal, dass die Regierung dazu gezwungen war, Massengräber auszuheben, um der Anzahl von Toten Herr zu werden. Aus mehreren Quellen wird in dem Zusammenhang von ungewöhnlichen Sichtungen gesprochen. Einige Angehörige behaupten ihre Verstorbenen seien auferstanden…

Ivy hielt für einen Moment inne und bekam ein ungutes Gefühl. Innerlich hoffte sie, dass sie bald in den Flieger steigen und nach Hause fliegen konnten.

»Wenn Sie es lesen wollen, warum kaufen Sie sie nicht?«, fragte plötzlich jemand auf Englisch und Ivy zuckte erschrocken zusammen. Hinter ihr stand ein großer kräftiger Mann mit scheinbar frisch polierter Glatze, die durch das kalte Licht des Ladens glänzte. Auf seinem Namensschild stand Vincent.

»Oh, ähm … Sorry … Ich bin nur stutzig geworden, wegen der Überschrift!«, stammelte sie nervös in holprigem Englisch und legte die Zeitung ins Regal zurück.

»Du bist nicht von hier?«, stellte er freundlich fest.

Ivy fühlte sich sichtlich unwohl. »Nein, wir sind auf dem Rückflug nach Deutschland«, antwortete sie nervös.

»Oh, das ist ein schönes Land!«, pflichtete der Mann ihr bei. »Leckeres Bier.«

»Ja, … Danke … Ich werde … mal gehen. Schönen Tag«, stammelte sie und verließ schnell den Laden.

Der Mann schaute ihr verdutzt nach.

Seufzend sah sie aus sicherer Entfernung zum Zeitungsladen zurück und sah, wie der Glatzkopf die Zeitungen ordnete.

*

An einem kleinen mobilen Imbisswagen bestellte sie einen Kaffee und zwei ›Hot Dogs‹. Neugierig beobachtete sie den Inhaber bei der Zubereitung. Ihr fielen die Dreadlocks auf, die sie an Bob Marley erinnerten. Ein Ring glänzte an seinem Nasenflügel.

Die großen Bockwürste wurden auf dem kleinen Roller-Grill gegart und die Brötchen zur Hälfte der Länge nach eingeschnitten. Der Mann schmunzelte, als er ihre Blicke bemerkte. Er garnierte die Wurst mit Ketchup, Senf und Gurkenscheiben und packte beide in eine Papiertüte.

Mit einem nickenden Lächeln reichte sie ihm das Geld, nahm ihre Bestellung entgegen und ging damit zu Sebastian zurück. Aber sie würde ihm gegenüber nichts von der seltsamen Begegnung im Zeitungsladen erzählen oder dem erschreckenden Artikel.

*

Sebastian schaute sie verdutzt an.

»Sag mal, ist dir aufgefallen, dass wir uns noch gar nicht an einen ›Hot Dog‹ gewagt haben?« Sie drückte ihm einen ›heißen Hund‹ in die Hand. »Lass es dir schmecken, Schatz.«

»Hey, danke. Wir hätten zwar in Washington welche essen können, aber okay«, sagte er und nahm ihr das Fast Food ab.

Ivy setzte sich neben ihn und sie aßen zusammen das Mahl. Beiden fiel auf, dass sie vom Geschmack her ein himmelweiter Unterschied zu denen von ›IKEA‹ waren. Vielleicht lag es am Ketchup oder dem milden Senf.

Wieder hallte eine Durchsage durch den Wartebereich, aber es war nicht ihr Flug, der aufgerufen wurde.

*

Nach langem Sitzen und Warten wurde endlich ihr Flug aufgerufen und sie konnten an Bord gehen. Die Passagiere verstauten ihr Handgepäck und nahmen Platz.

Diesmal hatten Ivy und Sebastian Glück und saßen am Fenster nebeneinander.

Die restliche Gruppe war im Flieger verstreut.

Glücklich und geschafft kuschelte sich Ivy an die Schulter ihres Mannes und schloss den Sicherheitsgurt.

»Warum machst du den schon um?«, fragte Sebastian verdutzt.

»Ich will ein bisschen schlafen.«

»Ich bezweifle zwar, dass du das schaffst, aber probiere dein Glück.«

Und irgendwie schaffte sie es doch schnell einzuschlafen.

***

Lethal Vacation

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