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Kapitel 9:

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Genau der Besagte saß im Pfarrhaus an seiner Predigtvorbereitung, doch seine Gedanken wollten sich einfach nicht an den vorgegebenen Bibeltext halten. Stattdessen wurde er von einer geheimen Sorge geplagt.

In der letzten Nacht hatte ihn ein entsetzlicher Traum mit schon beinahe visionärem Charakter heimgesucht. Er hatte Lämmerbach in Schutt und Asche verglühen sehen, während eine Stimme vom Himmel rief: „Weh dir, du gottlose Hure, die du die Unschuldigen opferst und der Sünde Tor und Tür geöffnet hast! Den gottlosen Heiden wird es am Ende erträglicher gehen als dir!“

Pfarrer Martin Ebershäuser hatte sich als Prophet durch die brennende Straße taumeln sehen, verzweifelt nach Überlebenden Ausschau haltend. Zum Schluss war es ihm gelungen Paula Müller, die junge Lehrerin, im Klassenzimmer ausfindig zu machen, umgeben von ihren halb verkohlten Schülern. Auch sie war am ganzen Körper mit Brandwunden übersät gewesen und hatte mit ihren rußgeschwärzten Fingern anklagend auf ihn gezeigt.

Als er sie nach draußen hatte tragen wollen, schrie sie: „Es ist zu spät! Mir kann niemand mehr helfen! Warum habt Ihr mich nicht gewarnt?“

Schweißgebadet war Pfarrer Ebershäuser aufgewacht und wurde seither von der düsteren Ahnung verfolgt, dass dies ein prophetischer Traum gewesen sein könnte. Eine grauenvolle Warnung.

Die Lehrerin befand sich in Gefahr und er war derjenige, der sie retten musste. Er wusste sofort, um welche Art von Gefahr es sich handelte. Gott hatte ihm durch die geheimnisvolle Stimme einen Hinweis gegeben. Sie war diejenige, die geopfert werden sollte. Ihre Unschuld war bedroht. Und selbst ein Blinder bei Nacht konnte erkennen, von welcher Seite diese Bedrohung kam.

Ob er mit ihr sprechen und ihr die Augen für diese Gefahr öffnen sollte? Aber würde sie überhaupt auf ihn hören oder war sie schon zu stark in den Sog dieses nahezu Gottlosen geraten, für den eine Ehe nichts Heiliges bedeutete.

Während er immer noch an seinem Schreibtisch brütete, kam ihm plötzlich eine Bahn brechende Idee, die er, bevor er anderen Sinnes werden konnte, sofort in die Tat umsetzte. Er war sich sicher, dass der Herr mit ihm sein und ihm die richtigen Worte in den Mund legen würde. Das hatte er seither bei jedem seiner Propheten getan.

Beruhigt ging er nach einem zusätzlichen Gebet an diesem Abend zu Bett. Er hatte seinen Teil zur Rettung der Lehrerin unternommen.


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