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Kapitel 6:

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Gleich am nächsten Abend stand Anne vor ihrer Tür.

„Na, wie geht’s denn so?“, fragte sie unverbindlich.

Paula konnte nur schwer glauben, dass sie sich bloß nach ihrem Befinden erkundigen wollte, aber sie hatte nicht die Absicht, ihr die Sache leicht zu machen. „Ganz gut, wieso?“

„Ach, ich dachte einfach, ich schaue mal vorbei. Wir haben uns schon lange nicht mehr unterhalten.“

Das stimmte allerdings. Sie hatte in letzter Zeit ohnehin den Eindruck, die Hebamme unterhielt sich lieber mit anderen Menschen über sie, als mit ihr selbst. Aber das sagte sie natürlich nicht.

„Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich für Dani und dich wirklich freue.“ Allerdings machte sie dabei ein eher unbehagliches Gesicht.

Sie saßen inzwischen in Paulas Esszimmer. Diese brühte nebenbei Tee auf und stellte ein paar Kekse auf den Tisch. Das half die Anfangsschwierigkeiten zu überbrücken. Sie wollte natürlich nicht ewig auf Anne sauer sein. Aber Versöhnungen waren manchmal schwieriger als gedacht.

„Das mit Phillip und mir… Wir haben das so nicht geplant…. Vielleicht hätte ich dich vorwarnen sollen. Ich wollte nie, dass da was zwischen uns steht.“

Es stand im Moment eine ganze Menge zwischen ihnen, aber wenn Anne das nicht selber sah, konnte sie ihr kaum helfen. Wahrscheinlich war sie gerade zu sehr auf Hormone gepolt, um einen klaren Blick auf ihre Umgebung werfen zu können. Wie konnte es sonst sein, dass in ihrem Haus Chaos herrschte und sie gleichzeitig mit einem vor lauter Verliebtheit seligen Lächeln durch die Gegend lief.

Nun entstand eine längere Pause, in der beide eifrig Kekse futterten und Tee tranken, um sie zu überbrücken.

Dann plauderten sie eine ganze Zeit lang über Belangloses. Jeder war dabei bemüht, keine Stille aufkommen zu lassen.

Endlich verabschiedete sich Anne. An der Tür drehte sie sich allerdings noch einmal um: „Also, äh… die Sache mit dem Badezimmer war weder meine, noch Phillips Idee gewesen ist. Dani ist da meiner Meinung nach zu weit gegangen. Inzwischen spricht schon der ganze Ort darüber. Mein Bruder denkt sich manchmal einfach nichts bei dem, was er tut.“


In den nächsten Tagen begegnete sie ständig irgendwelchen Leuten, die meinten, einen Kommentar abgeben zu müssen.

Der gutmütige Bauer Vollmer hielt sie sogar vor dem Schulhaus an und schüttelte ihr kräftig die Hand. „Na, da lag ich mit meim Vorschlag doch net so ganz falsch. Herzlichn Glückwunsch. Gibt’s denn schon an Hochzeitstermin?“

Paula wusste beim besten Willen nicht, was sie darauf sagen sollte.

„Na, allzu viel Zeit solltens sich net lassen, Mädel. Es is immer gscheiter, ma macht Nägel mit Köpf.“ Er lächelte breit und tätschelte ihr den Arm. Nostalgisch verklärt schüttelte er den Kopf und seufzte tief. „Wenn des de Joseph noch erlebn hätt können. Ich hab ihn immer für verrückt ghalten, als er all die Jahr unbeirrbar bhauptet hot, Gott würd sein Jungn schon irgendwann herbringn. Und nun scheint des Wunder tatsächlich wahr zu werdn, Dank Ihne, Fräulein Müller.“

Daniels Zukunftsüberlegungen hatten sich also ebenfalls durch den Ort gesprochen und wurden als beschlossene Sache gehandelt. Die Mund-zu-Mund-Propaganda funktionierte bestens.

Die ältere weibliche Generation dagegen tendierte eher zu Mitleid. Frau Tannhauer zum Beispiel schaute sich vorsichtig nach allen Seiten um, ob auch keine unerwarteten Lauscher zugegen waren und lehnte sich dann nach Paulas Einkauf am Freitagabend über die Theke. „Wissens Fräulein Müller. Des is halt des Schicksal von uns Fraun: Erst is ma verliebt und dass muss mans aushalten.“

Leicht beunruhigt trat Paula den Heimweg an und überlegte, was sie wohl damit gemeint haben könnte.


Am gleichen Abend brachte Herr Tannhauer jedoch eine neue Tür und baute sie an Ort und Stelle ein. Vermutlich tat er es auf direkten Befehl seiner Frau. „Nur zur Sicherheit “, meinte er. „Mir wolln schließlich, dass sie in Zukunft wieder in aller Seelenruh badn könnet.“


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