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– ‚relativ umfangreich‘

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Im Unterschied zu Erzählungen oder Novellen können und sollen Romane normalerweise nicht in einem Zug heruntergelesen werden. Da sie von Anfang an schriftlich fixiert wurden, brauchten ihre Verfasser keine Rücksicht auf die Grenzen der Memorierbarkeit zu nehmen. Weil aber diese Grenzen von Individuum zu Individuum variieren, lässt sich kein eindeutiger Minimalwert angeben; Edward Morgan Forster nannte in seinen Aspects of the Novel (1927) einen Wert von 50.000 Wörtern, was ungefähr 150 Taschenbuchseiten entspricht. Ein Maximalwert ist ebenfalls nicht benennbar, aber nur wenige Romane haben heute mehr als 800 Taschenbuchseiten und sehr viele liegen bei einem Wert von 300 bis 400 Seiten. Die Lektüre vollzieht sich deshalb in der Regel in mehreren Etappen, was einerseits die häufig anzutreffende Unterteilung in Kapitel und/oder Sinnabschnitte zweckmäßig erscheinen lässt und andererseits auf das wirkungspsychologisch interessante Spezifikum verweist, dass der Roman in das Alltagsleben zwischen den Leseetappen hineinwirkt. Oft ist der Leser jedenfalls schon gespannt, wie es weitergeht. Das bisher Gelesene beschäftigt ihn und schlägt sich anscheinend länger und intensiver in seinem Bewusstseinsleben nieder, als dies bei Gedichten oder nach einem Theaterbesuch durchschnittlich der Fall ist. Die besondere Wirkungsstärke des Romans hängt also unmittelbar mit seiner Länge und der dadurch bedingten Rezeptionsweise zusammen. Und für viele Leser scheint es geradezu ein Qualitätskriterium zu sein, ob der Roman sie dermaßen fesselt bzw. gedanklich oder emotional so sehr beschäftigt, dass sie zwischen den Etappen bis zu einem gewissen Grad in seine Atmosphäre eingetaucht bleiben. Wo diese nachhaltige Versenkung nicht zustande kommt, steigt bei vielen Lesern die Wahrscheinlichkeit des Lektüreabbruchs.

Einführung in die Roman-Analyse

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