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Einfluss auf die Verbreitung

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Eine Rede wird von drei Mitspielern bestritten. Nicht nur Redner und Publikum gehören dazu, sondern auch der Veranstalter. Dieser hatte schon in jedem Jahrhundert seine eigenen Möglichkeiten, auf eine Rede und ihre Wirkung Einfluss zu nehmen. Wie dies im 21. Jahrhundert geschehen kann, zeigt das Beispiel der weltumspannenden Vortragsfirma TED. Sie veranstaltet Bühnenprogramme mit Kurzvorträgen, die später im Internet Millionen von Klicks generieren. Die Teilnehmenden müssen sich aber an einen ganzen Katalog von Vorschriften halten. Damit bringt TED immer wieder Redner und Publikum gegen sich auf. So zum Beispiel im Jahr 2012, als im Center Theater im kalifornischen Long Beach der Unternehmer und Investor Nick Hanauer auftrat. Sein Vortragsstil fügte sich zwar nahtlos in die Reihe der TED-Vorträge ein. Dennoch führte er zu einer heftigen Kontroverse.

Hanauer – Mitte 50, kurzes schwarzes Haar – trägt weder Robe noch Anzug, sondern einen schwarzen Pulli und blaue Jeans. Er ist es gewohnt, vor Publikum zu sprechen, und wirkt dennoch etwas angespannt. Im Scheinwerferlicht sieht er nicht viel weiter als bis zu den ersten Reihen. Er sucht noch seine endgültige Position, als er schon zu sprechen beginnt:

»Es ist erstaunlich, wie einschneidend eine einzelne Idee eine Gesellschaft und ihre Politik beeinflussen kann …«

Nick Hanauer gehört zu der Gruppe der gut 600 Milliardäre der Vereinigten Staaten, aber die Botschaft, die er verkündet, ist für Seinesgleichen ungewöhnlich. Seine These: Die Steuervorteile, die reiche Bürger und große Unternehmen genießen, bringen der Gesellschaft keinen Nutzen. Zwar werde üblicherweise behauptet, dass sie die so erzielten Einsparungen für neue Arbeitsplätze nutzten. Aber Hanauer streitet dies vehement ab:

»Reiche Leute wie ich schaffen keine Arbeitsplätze; Arbeitsplätze sind die Folge einer Rückkopplung von Kunden und Unternehmen.«

Für die Zuhörenden, vor denen er spricht, ist Hanauer ein Nestbeschmutzer. Die zweitägige Veranstaltung ist ein Festival für vermögende und erfolgreiche Persönlichkeiten, die in kurzen Vorträgen die Geheimnisse ihres Erfolgs preisgeben. Hanauer passt da nicht richtig ins Konzept. Vielleicht wirkt er deshalb zu Beginn eher unsicher, fängt zu früh mit Reden an, entwickelt wenig Gestik, lächelt kaum.

Im Publikum sitzen genügend reiche Leute, die sich nicht besonders geschmeichelt fühlen. Und es zeigt sich, dass auch der Veranstalter, TED, wenig Interesse hat, die Reichen und Superreichen, die schon viel zu seinem Erfolg beigetragen haben, zu brüskieren. Die Quittung folgt denn auch sogleich. Während andere TED-Vorträge auf der Website der Organisation prominent in Szene gesetzt werden, beschließt der CEO in diesem Fall, das Video von Hanauers Rede nicht zu veröffentlichen.

Die Begründung: Die Leistung sei „mittelmäßig“ gewesen, das anwesende Publikum habe gemischte Reaktionen gezeigt und mit der politischen Botschaft könnten sich viele Geschäftsleute angegriffen fühlen.17

Mitspieler Nummer 3, der Veranstalter, hatte zugeschlagen. In seiner Macht steht es, den Rednern eine Plattform zur Verfügung zu stellen oder auch zu entziehen. Er sorgt dafür, dass die Rede einer weiteren Öffentlichkeit zugänglich wird. Im Fall von Hanauers TED-Auftritt wäre dies die Verbreitung über eine vielbeachtete Internetplattform gewesen, deren Inhalte (oder ebene fehlende Inhalte) von anderen Medien aufgenommen und kommentiert werden. Der TED-Internetauftritt ist die Pforte für den öffentlichen Diskurs. Ohne sie fehlt dem Vortrag die Chance, Thesen und Argumente zum Thema auszutauschen – in diesem Fall zum Themenkomplex Steuer, Reichtum und Armut, soziale Ungleichheit.

Konstruktive Rhetorik

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