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Ich fand sie in der Garderobe. Mit der Nagelschere hatte sie sich der Länge nach die Pulsadern aufgeschnitten. Sie wusste, wie man das sachgemäß anstellen musste, denn erst kürzlich hatte sie vor der Kamera eine solche Szene spielen müssen.

Sie saß vor dem Spiegeltisch, ihr Kopf war nach vorne gefallen, die kastanienbraunen Haare schwammen im blutigen Wasser des Waschbeckens, in das ihre Hände hineinhingen.

Ich griff nach dem Puls. Nichts.

Ich alarmierte unseren Hausarzt. Zu spät.

Am Boden fand ich ein Blatt Papier. Sie hatte nur wenige Sätze darauf geschrieben.

Mark.

Sei mir nicht böse. Aber noch ein ganzes Jahr kann ich das nicht ertragen. Bitte, versteh mich. Ich hatte gehofft, doch das ist zu viel. Ich bin auch nicht mehr Beate Michalowski.

Bellinda

Ich war wie betäubt.

Kein Wort der Liebe. Keine Bemerkung, die uns beide betraf. Ihr Beruf war ihr doch über alles gegangen, und sie war so bitter enttäuscht worden.

Ich dachte an Sommers Erwähnung der vertraulichen Dienstanweisung, die ich als kleiner Subalterner nicht kannte. Und ich dachte an Melchiors fröhliches Gesicht, als er mir die Simulation für Januar angekündigt hatte.

Ja, jetzt konnten wir Bellinda simulieren.

Ich stürzte hinaus, ich hielt es nicht mehr aus in diesem Raum, in diesem Gebäude, unter diesen Menschen.

Draußen war ein klarer Wintertag. Gegenüber dem Fernsehgebäude errichteten Arbeiter eine riesige Anschlagwand, die Bellinda, meine Bellinda, zeigte. In übergroßen Lettern schrie es mir entgegen:

SENSATION!

IM NEUEN JAHR

BELLINDA SUPERSTAR

DIE GROSSE ENTDECKUNG

DER KOMMENDEN JAHRE!

Sie hatte erreicht, wovon sie geträumt hatte: Sie war Bellinda Superstar …

Die Welten des Jörg Weigand

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