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Bellinda Superstar (1981) 1

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Das Gebäude der Staatlichen Fernsehgesellschaft ragte mit seinen dreißig Stockwerken fast bedrohlich vor mir in den morgendlichen Januarhimmel. Mit zweiundzwanzig Jahren wird wohl ein jeder allein von der Demonstration der Macht, die solch ein Klotz aus Beton und Glas darstellt, beeindruckt. Nur mit einiger Mühe konnte ich meinen Blick losreißen und betrat durch die Drehtür die weite Empfangshalle.

»Sie wünschen?«

Ein Fernsehtraum kümmerte sich um mich: tiefschwarzes, schulterlanges Haar; blaugraue Augen; hochgeschlossenes, enganliegendes Kleid in den Tricolorfarben der neuesten Mode, das eine tadellose Figur erkennen ließ. Es stimmte also, ich war beim Fernsehen, und heute sollte ich meine erste Stellung antreten.

»Mein Name ist Mark Lehlein«, stotterte ich ein wenig, fing mich dann aber schnell, als ich ein spöttisches Verziehen des Mundwinkels bei der Schwarzhaarigen bemerkte; schließlich war ein ausgebildeter Computertechniker auch wer, oder?

»Ich habe für zehn Uhr eine Verabredung mit Herrn Sommer.«

»Mit Herrn Sommer, oh!«

Anscheinend ein wichtiger Mann, dieser Herr Sommer. Ich war offensichtlich im Urteil des Fernsehtraums um etliche Sprossen die Leiter hinaufgerutscht.

Während die Empfangsdame telefonierte und mich anmeldete, blickte ich mich in der Halle um. Mehrere Sitzgruppen teilten den Raum auf. An den Wänden hingen Poster und Fotos, die Szenen aus der Arbeitswelt des Fernsehens zeigten. Ich erkannte Bilder von der ersten Liveübertragung vom Mars durch Jonny Cartier, den damaligen Starreporter, der von seinem anschließenden Trip zum Japetus nicht zurückgekommen ist. Vor nicht einmal zehn Jahren war die Übertragung vom Roten Planeten sieben Tage lang ohne Unterbrechung ausgestrahlt worden. Cartier konnte natürlich nur einen kleinen Teil davon bestreiten; wenn er schlief oder sich sonst wie erholte, übertrugen die automatischen Kameras, ab und an mit vorbereiteten, kommentierenden Texten unterlegt, in jedem Falle aber des atemlosen Staunens der ganzen Erde sicher.

Die Computerisierung dieser sieben Tage dauernden Übertragung hatte über ein Jahr lang die Programmierer und Techniker in Atem gehalten – ein Glanzstück des modernen Fortschritts, das uns auf der Schule für Fernsehtechnik immer wieder als beispielhaft vor Augen gehalten worden war.

Ich wurde ziemlich abrupt aus meinen Träumen gerissen, als mir die Schwarzhaarige in den Tricolorfarben auf die Schulter klopfte und mir mitteilte, Herr Sommer sei im Augenblick anderweitig beschäftigt und könne daher den abgesprochenen Termin nicht einhalten.

»Wissen Sie«, flötete sie, »heute fällt die Entscheidung über unseren nächsten großen Star, den die Gesellschaft aufbauen will. Eine höchst wichtige Entscheidung, nicht wahr? Schließlich will das Publikum ja nur das Beste vorgesetzt bekommen …«

Sie schaute mich unter ihren verlängerten Wimpern an, als erwartete sie, ich solle sie als nächsten großen Star vorschlagen. Sicherlich war sie davon überzeugt, dass sie das alles viel besser konnte als die vom Publikum und den Fernsehgewaltigen hofierten Schönheiten.

Ich begnügte mich damit, sie nach dem Weg in die Computerzentrale zu fragen, und überließ sie ihren Träumen.

Mein Gespräch mit Herrn Sommer, dem technischen Leiter der Computerabteilung, hatte offensichtlich Zeit. Jetzt wollte ich mich erst einmal mit meinen neuen Kollegen bekannt machen.

Die Welten des Jörg Weigand

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