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28. Mai

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Vor der Abreise.

Gerade war ich bei Maier. Alles geregelt. Zuerst wollten die bei WW-TV einen Aufstand veranstalten, aber dann haben sie doch klein beigegeben. Besonders als ich ihnen das Telex unter die Nase hielt, auf dem International Sensation mich aufforderte, für sie in Bangladesch zu drehen. Gut, dass ich Ted bei IS-TV kenne; irgendwann werde ich ihm den kleinen Freundschaftsdienst mit dem getürkten Telex schon vergelten können.

Habe die Kamera noch einmal durchgecheckt. Alles okay. Nur das Zoom wollte zuerst nicht recht; irgendein Schmutzpartikelchen muss sich an der Schiene festgesetzt haben. Mit dem Staubpinsel war schließlich auch das in Ordnung zu bringen. Seitdem die TV-Anstalten sparen und nur noch Einmann-Berichterstatter bezahlen wollen, muss ich besonders sorgfältig darauf achten, dass mit der Kamera immer alles in Ordnung ist.

Früher, als ich gelernt habe, bestand ein Team immerhin aus vier Leuten: Kameramann, Kameraassi, Toningenieur und (eventuell) Beleuchter. Dazu kam dann noch der Reporter, der oft genug abseits vom Team seine Recherchen anstellte. Seit zehn Jahren, also seit etwa 1985, mit der Einführung der ersten Allroundkameraausrüstung mit Einmannbedienung, ist das alles überflüssig geworden. Nun bin ich mit meiner Kamera allein vor Ort: Als Reporter und Kameramann in einer Person; das eingebaute Richtmikro auf Schwenkachse sowie der automatische Lichtausgleich, der selbst bei schlechtesten Lichtverhältnissen das Drehen noch erlaubt, haben auch die restlichen Teammitglieder überflüssig gemacht. Manchmal stört mich freilich das Reportagemikro direkt vor meiner Nase, aber da die neue 4-DX-Video praktisch selbsttätig arbeitet, sobald ich sie auf ein lohnendes Motiv gerichtet habe, kann ich mich doch sehr auf den Text konzentrieren, den ich auf das fertig geschnittene Material spreche, wie ich es auf dem (leider etwas zu kleinen) Monitor sehe.

Die Welten des Jörg Weigand

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