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Moen genoss die neue Hauptstraße 2 von Ullensaker nach Vormsund, doch die Herrlichkeit währte nicht lange. Als er sich Kongsvinger näherte, verdichtete sich der Verkehr. Nach fünf, sechs oder sieben Kreisverkehren fuhr er die letzten Kilometer in Richtung Magnor, Morokulien und Eda-Glasfabrik in einem Schwarm aus Lastwagen und Einkaufstouristen. Unterwegs grübelte Moen, wieso Linn Fostervoll sich ausgerechnet diese Strecke nach Schweden ausgesucht hatte. Viele schworen auf Nordby und Strømstad, und streng genommen war der Weg über Ørje kürzer, doch alle, die Linn Fostervoll kannten, waren einer Meinung. Sie hatte ihre Routine und wich niemals davon ab. Sie hatte die Hauptstraße 2 über Kongsvinger nach Charlottenberg genommen. Auf dem Rückweg war sie bei Skotterud abgefahren und über die Landstraße 21 gefahren, wo der Wagen gefunden worden war. Hätte sie ihren Plan eingehalten, wäre sie am Settensee vorbeigekommen und hätte die 170 durch Bjørkelangen nach Fetsund genommen. Schlechtere Straße, aber kürzere Distanz.

Moen war mindestens zehn Jahre nicht mehr in Charlottenberg gewesen. Im Zuge einer Ermittlung hatte er zwei Tage im Motel Gränsrasta gewohnt. Das Zimmer war ein unvergessliches Raucherzimmer gewesen, mit Aussicht auf einen Parkplatz voller Müllcontainer und ein Straßenschild, an dem er ablesen konnte, dass er an der Ecke Stationsgata und Industriväg wohnte, doch das war damals. Moen sperrte die Augen auf, als er sich der Ausfahrt näherte. Ein zweispuriger Kreisverkehr löste den nächsten ab, und bereits im ersten wurde er fast von einem alten Volvo torpediert, als er versuchte, sich einen Überblick von dem enormen Gebäude zu verschaffen, das im Moor außerhalb des Zentrums errichtet worden war. Er fuhr an den Mietskasernen, dem Rathaus und der Bibliothek vorbei, parkte vor dem Charlotta-Grill und schlenderte hinunter zur Storgata.

Dort sah es aus wie an einem Sonntag zur Kirchgangzeit. Es war fast menschenleer. An der nächsten Ecke grinsten ihn die leeren Schaufenster eines großen Geschäfts an. Der Laden des staatlichen Alkoholmonopols war geschlossen und mit Stahlgittern verbarrikadiert. Die Bäckerei etwas weiter hatte geöffnet, doch der kurze Spaziergang über die Straße ließ eindeutig erkennen: Das Zentrum Charlottenbergs war unter die Räder der Geschichte geraten. Ein älteres Ehepaar aus Kongsvinger legte ihm kurz die Katastrophe dar, die die kleine Gemeinde heimgesucht hatte. Als der Laden des Alkoholmonopols hier geschlossen hatte und ins Olaf-Thon-Einkaufszentrum außerhalb der Stadt umgezogen war, hatte das letzte Stündlein geschlagen. Das Paar kaufte aus purer Solidarität zwar im Konsum-Laden ganz am Ende der Straße ein, überlegte aber, seine Einkäufe zukünftig in Torsby zu tätigen. Die beiden hätten Moen gern das ganze Ausmaß der Katastrophe erläutert, doch er bedankte sich für die bereits erhaltenen Ausführungen und ging zurück zum Wagen.

Zehn Minuten später stand er auf dem Parkplatz vor der gigantischen Halle, die sich auch Charlottenberg Shoppingcenter nennt. Er studierte die Namen der Geschäfte, die hier Handel betrieben. Dieselben Ketten wie überall, auch auf der anderen Seite der Grenze. Einzig das Loch in einer Wand mit McDonald’s-Logo durchbrach die Monotonie der riesigen Fassade. Moen blickte auf ein Meer geparkter Autos.

Er brauchte weitere zehn Minuten, um die beiden ovalen Gänge mit Geschäften an beiden Seiten zu durchqueren. Die Deckenhöhe war beträchtlich, die Beleuchtung spärlich. Von einem Geschäft ging er zum nächsten. Es hingen viele Plakate aus, die »70 Prozent Nachlass« verkündeten, doch es gab nur wenige Kunden. Ein großes Café, das als eine Art Sammelpunkt des Komplexes fungieren sollte, war momentan menschenleer. Erst am Ende des Rundgangs wurde es hell und lebendig. Er war im Zentrum des Geschehens angelangt – beim Tabakgeschäft, dem Laden des Alkoholmonopols und dem MaxiMat-Lebensmittelmarkt.

Moen blieb vor dem Monopolladen stehen und betrachtete seine Landsleute durch das Fenster. Seine Gedanken kreisten um den unangenehmen Wortwechsel, der sich am Morgen zwischen ihm und seiner Lebensgefährtin Gudny Leirvaag ereignet hatte. Er war so unvorsichtig gewesen, seine Aufgabe zu erwähnen, und hatte gleich den Auftrag bekommen, neun Drei-Liter-Kartons Rotwein zu kaufen, um ihr eigenes Café zu unterstützen, das auf wackligen Beinen stand. Ohne bindende Zusage hatte er sich aus dieser Konfrontation gewunden, und ihm grauste bereits vor der Heimkehr.

Er ging weiter in den MaxiMat, begutachtete den Warenüberfluss und kam mit einer Art Plan wieder heraus. Dieser bestand darin, nicht nach Charlottenberg zu fahren. Kaufte er nämlich nichts, nicht einmal Zigaretten, obwohl alles nur die Hälfte kostete, dann hatte er sich schließlich gar nicht auf Einkaufstour in Schweden befunden. Wenn er schon ein solches Opfer brachte, wäre dann nicht auch eine kleine Notlüge vertretbar? Eigentlich hatte Moen Hunger, doch der Plan erforderte, dass er im Heimatland aß.

Er kehrte zurück zum Auto, blieb gedankenverloren stehen: Wozu fuhr eine Frau aus dem Osloer Westen hierher? Um ein paar Hunderter zu sparen? Sicher, es gab schon viele Leute, die knickerig und geizig waren – oder war es ihr als geschiedener und alleinerziehender Mutter so schlecht ergangen, dass sie sparen musste? Als Moen sich schließlich hinters Steuer setzte, war er unzufrieden. Er war Linn Fostervoll keinen Schritt näher gekommen. Die Spur war kalt.

*

Moen passierte die Grenzkontrolle und war beinahe enttäuscht, dass er nicht angehalten wurde. Es war doch für den Zoll wohl nicht alltäglich, ein norwegisches Auto auf der Rückreise von Schweden leer vorzufinden. Nach ein paar Kilometern kam er zur Abzweigung nach Skotterud, raste über die Landstraße 21 und brachte Vestmarka und die Provinz Hedmark hinter sich. In der Provinz Akershus, Kommune Aurskog/Høland, drosselte Moen das Tempo. Einmal hielt er an einem See rechts der Straße an, studierte die Karte von Bjørkelangen und stellte fest, dass es wohl der nächste See sein musste. Da er langsam weiterfuhr und dabei die Gegend und die Besiedlung im Auge behielt, klebte natürlich gleich ein hitzköpfiger Audi-Fahrer an seiner Stoßstange. Moen fuhr die nächste Parkbucht an, hielt und stieg aus. Er legte die Karte aufs Autodach und betrachtete den See rechter Hand der Straße. Auf der anderen Seeseite lag ein dunkles, verlassenes Haus. Er drehte sich um und suchte das zweite Haus auf der Karte. An einer hohen Böschung auf der anderen Straßenseite stand ein Gebäude. Nur der Dachfirst ragte über eine hohe Hecke aus Nadelbäumen. Zwei Männer waren damit beschäftigt, das Dach zu erneuern. Moen rief zu ihnen hinauf:

»Wie heißt dieser See hier?«

»Gulltjern!«

Moen winkte zum Dank. Ein Hund kläffte, und durch die Hecke konnte er eine Frau ausmachen, die vor dem Haus auf und ab lief.

Moen nickte nachdenklich. Dies war der Ort, an dem Linn Fostervolls verlassener Wagen gefunden worden war. Moen wusste auch, dass die Frau hinter der Hecke hier aufgewachsen war, doch nun mit ihrem Mann in Oslo lebte, der wahrscheinlich einer der beiden auf dem Dach war. Sie setzten das Elternhaus der Frau instand, um es als Ferienhaus zu nutzen. Es war der Ehemann, der den Lensmann in Bjørkelangen über den verlassenen Wagen informiert hatte. Zusammen mit einem Freund hatte er aus Oslo Baumaterial hierhergebracht. Zwei Tage lang hatten sie den Wagen auf dem Parkplatz beobachtet. Am dritten Tag war der Ehemann zum Auto gegangen. Seine Entdeckung hatte ihn veranlasst, Alarm zu schlagen. Weder er noch der Freund hatten in der Zeit, in der sie den Wagen im Auge behielten, Linn Fostervoll oder andere Personen in der Nähe gesehen. Einige Leute, die diese Strecke täglich entlangfuhren, hatten sich auf Aufforderung gemeldet, und viele hatten das verlassene Auto bemerkt, besonders am dritten Tag. Sie hatten gedacht, jemand aus der Gegend habe den Platz zum Parken benutzt, einer hatte sich sogar darüber geärgert, doch dem Lensmann zufolge hatte keiner der Vorbeifahrenden irgendwelche Personen beobachtet. Zwei heruntergekommene Häuser, eins an jedem Ende des Sees, waren von den Besitzern verlassen worden. Die nähere Umgegend war von Suchmannschaften mit Hunden durchkämmt, der See abgesucht, die Häuser waren geöffnet und durchforstet worden. Bemerkenswert war, dass die Suchhunde bereits zehn Meter hinter dem Parkplatz ihren Dienst versagt hatten.

Moen legte die Arme auf das Dach des Volvos. Seinem Auftrag lag die Hypothese zugrunde, Linn Fostervoll sei Opfer eines Verbrechens geworden. Angesichts der vorliegenden Tatbestände konnte berechtigterweise angenommen werden, dass ein anderer Wagen sie aufgelesen und weggefahren hatte, freiwillig oder unfreiwillig, verletzt oder unverletzt. Hatte sie angehalten, um eine Zigarette zu rauchen? Des Kindes wegen rauchte sie niemals im Wagen. Die Spurensicherung konnte bestätigen, dass der Aschenbecher sauber und leer gewesen war, und es waren auch keine Zigarettenkippen ihrer Marke rund um das Auto gefunden worden.

Die denkbare Alternative lautete, jemand hatte auf dem Parkplatz gestanden und sie zu sich gewunken. Osteuropäer hatten sich auf diese Art von Wegelagerei spezialisiert. Mann und Frau taten so, als ob sie eine Autopanne hätten, und raubten die hilfsbereiten Fahrer dann aus. Meistens tappten Männer in diese Falle, doch ihr Wagen war unberührt, ja sogar unverschlossen.

Hätte hingegen ein Bekannter dort gestanden, wäre sie natürlich stehen geblieben, doch Moens Fantasie reichte nicht aus, um erklären zu können, unter welchem Vorwand sie dann von ihrem Wagen und ihren Sachen hätte weggelockt werden können, wo sie doch freiwillig ging. Oder sie war außerhalb des Wagens, der sie mitgenommen hatte, überfallen worden, oder auch im Wagen, falls sie sich reingesetzt hatte, um mit dem Fahrer zu sprechen. Viele würden wohl davon ausgehen, dass ein derartiger Handlungsverlauf im Rahmen des Möglichen lag. Opfer und Täter kannten einander in mehr oder weniger allen norwegischen Mordfällen.

Angesichts seiner Erfahrung versuchte Moen, sich diesen Ablauf vorzustellen. Die meisten hätten wohl arge Probleme gehabt, einer nüchternen Frau am helllichten Tag den Schädel einzuschlagen, ganz zu schweigen davon, dass die wenigsten es geschafft hätten, eine bewusstlose erwachsene Frau vom Boden aufzuheben und in einen Wagen zu hieven, allein, wohlgemerkt. Es gab sicher Ausnahmen, doch diese Herausforderung schloss wohl die Mehrzahl oder alle aus Linn Fostervolls Familie und näherem Bekanntenkreis aus.

Moens Synthese aller ihm bekannten Mordtatorte war von folgenden Dingen geprägt: starker Affekt, ausgelöst durch Rausch oder Angst, Brotmesser oder Schlagwaffe, Blut und Verwüstung. Amateure im Koma. Selbst so durchdachte und überlegte Verbrechen wie die Morde auf dem Orderud-Hof hatten hinterher einen Anblick wie auf einem Schlachtplatz geboten. Er hatte Probleme, sich solch eine Szene in einem Wagen auf der Landstraße vorzustellen, an einem hellen Sommertag. Moen bedachte auch diejenigen mit einem freundlichen Gedanken, die da glaubten, man könne sich mal eben auf dem Fahrersitz umdrehen und die Ehefrau so ohne weiteres erwürgen. Der Exmann hatte den Tag mit seiner Tochter und seiner neuen Frau verbracht. Das war also völlig indiskutabel.

Dann hörte er Astrid Bredeveien wieder: »Ich habe das starke Gefühl, die Kleine ist in irgendwas hineingeraten. Ich spüre es sozusagen in den Knochen.« Faktor und die Aker Brygge. Moen schloss die Augen und sah zwei attraktive, gut gekleidete Männer vor sich, die vor ihrem großen teuren Wagen mit Allradantrieb warten und Linn Fostervoll auf den Parkplatz am Gulltjern winken. Geschäftsmänner. Vertrauenerweckend für eine Frau wie sie. Vielleicht kannte sie sie irgendwoher. Moen hatte sich auf zwei festgelegt, denn das war Voraussetzung für Diskretion und Effektivität. Für zwei Schläger wäre es ein Leichtes gewesen, Frau Fostervoll aus dem Verkehr zu ziehen und mit ihr wegzufahren. Der nächste Schritt wäre gewesen, irgendwo an der Straße eine Stelle zu finden, wo sie die Sache zu Ende bringen und sich des Opfers entledigen konnten – eine Stelle, die für Suchaktionen weit genug entfernt war, doch in nicht zu weiter Entfernung lag. Eine lange Tour hätte das Risiko erhöht, entdeckt zu werden. Moen nahm einfach an, dass sie sich hier nicht auskannten, ganz wie er selbst.

Um Verwirrung zu stiften, hätten sie natürlich auch umdrehen und zurück zur schwedischen Grenze fahren können, doch Moen war überzeugt, dass sie weiter bis zum Setten, dem großen See, gefahren waren, wo sich die Straße teilte. Die Landstraße 21 bog nach links in östliche Richtung und führte über Ørje in Østfold zurück nach Schweden. Rechts verlief die 170 durch das Zentrum von Bjørkelangen über Fetsund nach Oslo. Moen dachte, die möglichen Täter hatten wahrscheinlich nach kurzer Überlegung die nach Oslo führende Straße genommen und sich irgendwo hinter Bjørkelangen eine passende Stelle gesucht. Demnach müsste er die Straße zwischen Settensee und Bjørkelangen absuchen.

Moens Überlegung offenbarte sichtliche Schwächen. Verstrickt man sich an der Aker Brygge in das eine oder andere, geht es in der Regel um Warnungen oder Drohungen, die dazu dienen, Gepflogenheiten oder ungeschriebene Gesetze illegaler Geschäftstätigkeit aufrechtzuerhalten oder sich womöglich das Schweigen gewisser Leute zu erkaufen. Moen konnte sich nur mit Mühe vorstellen, was Linn Fostervoll getan oder gewusst haben mochte, dass jemand das wahnwitzige Risiko einging, eine norwegische Journalistin vom Erdboden verschwinden zu lassen. Er hatte schlichtweg nur wenig Vertrauen in seine eigene Hypothese. Die einzige Stärke an seinem Gedankengang lag in dem Punkt, dass zwei skrupellose Männer die Tat begangen haben konnten, so wie er sie sich vorstellte.

Moen sah auf die Uhr. Fast eine Dreiviertelstunde hatte er jetzt dort gestanden. Er zündete sich eine Zigarette an und spazierte am Gulltjern entlang, bis er zum nächsten Haus gelangte. Es war verlassen und heruntergekommen. Dann ging er zurück zum Wagen, lief aber weiter bis zu einem Haus ganz am anderen Ende des Sees, das von einer Baumgruppe verdeckt wurde. Dieses war ebenfalls verlassen. Auf dem Rückweg zum Auto fuhr ein Streifenwagen mit uniformierten Polizisten an ihm vorüber. Sie verlangsamten das Tempo und schauten neugierig in seine Richtung, und als Moen am Parkplatz ankam, standen sie bereits dort und erwarteten ihn. Der Beamte auf dem Beifahrersitz sprach ins Funkgerät.

Die beiden Männer auf dem Dach oben folgten dem Auftritt neugierig, und Moen konnte ein Gesicht in der Hecke vor dem Haus erahnen. Er setzte ein schiefes Grinsen auf und ging auf den Streifenwagen zu. Der Fahrer kurbelte das Fenster herunter, während Moen seinen Ausweis hervorholte. Das Gesicht des jungen Beamten hinter dem Steuer verwandelte sich in ein breites Grinsen.

»Tut mir leid. Die Nachbarn da vorne sind etwas verängstigt. Sie wissen ja vielleicht, was hier passiert ist.« Er blickte Moen fragend an. »Sind Sie etwa deswegen hier?« Der Beamte öffnete die Tür und stieg aus. »Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment«, sagte er an Moen gewandt, ging dann zügig über die Straße und wechselte ein paar Worte mit dem in der Hecke versteckten Gesicht.

Moen ging zu seinem Wagen und holte eine digitale Spiegelreflexkamera hervor, während der Fahrer des Streifenwagens schräg über die Straße zurücklief. Moen hob die Kamera und lächelte.

»Haben Sie ein bisschen Zeit? Könnten Sie mir vielleicht helfen?«

*

Sie fuhren vom Gulltjern nach Bjørkelangen und denselben Weg wieder zurück; unterwegs hielten sie mehrmals an. Moen hatte dem jungen Polizisten erklärt, was er dachte. Die ursprüngliche Suchaktion hatte am Settensee geendet. Von dort aus schlängelte sich die 170 über einen unbebauten Hügelkamm zwischen Åmot am Settensee und dem Zentrum von Bjørkelangen. Drei kleinere Seen waren von der Straße erkennbar. Der erste verfügte über einen öffentlichen Badestrand und einen Rastplatz mit Parkmöglichkeit, den Moen gleich von der Liste strich. Der zweite See, der auf der Karte vielversprechend aussah, war nicht mit dem Auto zugänglich. Der dritte See lag näher an der Straße, als es auf der Karte erkennbar war, doch war der ganze Abschnitt, wie er schon vermutet hatte, mit einer Leitplanke versehen. Allerdings entdeckte er im Vorbeifahren aus dem rechten Augenwinkel eine Öffnung und eine Abzweigung.

Moen sagte nichts. In Bjørkelangen kaufte er zwei Brötchen und eine Flasche Wasser, bevor sie denselben Weg zurückfuhren. Die Abzweigung war aus Richtung Bjørkelangen besser zu erkennen. Aus irgendeinem Grund bat er die Polizisten nicht, anzuhalten, als sie ihn zurück zu seinem Wagen brachten.

Eine gute Viertelstunde später fuhr er beim Søndre Holtjern in die Abzweigung, parkte zwei Meter vom Ufer entfernt und aß seine Brötchen. Der See war grau und still, und der Wald wuchs, so weit das Auge reichte, bis hinunter ans Ufer. Es war windstill und nieselte, nirgendwo ein Lebenszeichen. In den letzten zehn Minuten war nicht ein einziger Wagen vorbeigekommen. Links neben seinem Auto führte eine Art Waldweg ein paar Meter in das Dickicht hinein, das wie eine Wand vor ihm stand. Moen stieg aus, nahm die Kamera und tauchte ab in das Gestrüpp.

Die Stadt mit dem großen Herzen

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