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Kapitel 9. New York, Beginn einer großen Liebe

Nun waren wir endlich in New York, nicht so recht wissend, wie es eigentlich weitergehen würde. Eines war klar: Ich würde jeden Tag arbeiten gehen und meine Frau musste sich um einen Kindergarten für unseren Sohn Markus kümmern. Des Weiteren musste das Haus eingerichtet und ein Auto gekauft werden.

Um geschäftsfähig zu sein, benötigten wir dringend Kreditkarten und vor allem eine Bank, bei der wir einen entsprechenden Leumund besaßen.

Dies war ein schwieriges Unterfangen, da wir keinen Kredit in Amerika hatten und somit wahre Nobodys waren.

Irgendwann hatten wir die Bank überzeugt, dass wir keine illegalen Einwanderer waren und ein Konto brauchten, auf das monatlich ein Teil meines Gehaltes fließen sollte und von dem die Kreditkarte bedient wurde. Hierbei war offenbar hilfreich, dass wir ein Schreiben des Department of Energy vorweisen konnten, mit dem bestätigt wurde, dass wir Mitglieder eines Engineering Teams waren, uns in Amerika legal aufhielten und mithelfen sollten, die strategische Rohölreserve der USA zu realisieren.

Wir waren stolz und glücklich, dass meine Frau und ich nun endlich unsere erste Master Card hatten und nicht mehr an den Kassen von Supermärkten und Kaufhäusern wie Kriminelle angesehen wurden, wenn wir mit unseren 50 $- oder manchmal 100 $-Noten bezahlen wollten. Bei den 100 $-Noten mussten die Kassiererinnen oftmals den Manager befragen, ob sie diese Scheine annehmen durften.

Verbunden mit dem Bezahlen gab es ein weiteres Problem, nämlich die Identifizierung.

Amerikaner haben keinen Personalausweis und der Reisepass wird innerhalb der USA nicht benutzt. Amerikaner weisen sich klassischerweise mit dem Führerschein, der Driving Licence, aus und geben bedarfsweise ihre Telefonnummer an. Wir hatten noch keine Driving Licence, nur unseren deutschen Führerschein, mit z.T. uralten Passfotos, den wir teilweise zeigten und so bei den Kassiererinnen für Erheiterung und manchmal eben auch Ablehnung sorgten.

Während der 4 Wochen im Hotel hatten wir nur die Hoteltelefonnummer verfügbar und die hatten wir nicht im Kopf, sondern mussten diese nach einigem Suchen von Zetteln ablesen, die nicht immer gleich griffbereit waren und somit für zusätzliche Skepsis sorgten.

Nachdem wir die Häuser hatten und ein Telefon angemeldet hatten, wurde das Leben langsam einfacher.

Kurz vor dem Einzug in unser Haus war ich mit meiner Frau nochmals dort, um ein paar Maße zu nehmen. Wir betraten das Haus und meine Frau sagte spontan: „Es riecht nach Gas.“ Ich hatte das nicht gerochen und hielt das für einen Schmarren, den ich auf die ganze Aufregung der ersten Wochen schob, und so sagte ich meiner Frau Rita in einem nicht so freundlichen Ton, sie würde sich das nur einbilden und solle nun endlich Ruhe geben.

Ich hatte aber nicht mit Ritas Ausdauer gerechnet. Sie rief abends hinter meinem Rücken einen Kollegen an und der meldete das telefonisch bei Con Edison, unserem Gasversorger. Am nächsten Tag erschienen Fachleute mit Gasspürgeräten und fanden prompt

3 Gasleckagen in dem gasbetriebenen Herd-/Backofen. Ich hatte von da ab schlechte Karten und konnte mir in solchen Dingen keine weitere Ignoranz erlauben. Rita hatte von da ab bei mir den Spitznamen Schnüffelnase.

Während unseres 4-wöchigen Motel-Aufenthaltes hatten wir schon Kleinigkeiten für unsere Häuser gekauft und das besonders gerne an Wochenenden auf den in Amerika so populären Garage Sales, die wir lieben lernten und die etwas Neues waren, was wir alle nicht kannten. So kauften wir bereits unseren ersten Schneeschieber und legten den unter unsere Hotelbetten – nicht zu vergessen, es waren immer noch deutlich über 30 °C im Umkreis von NYC.

Ein lustiger, aber für Ursel, die Frau eines Kollegen, schmerzhafter Kauf war ein Bauchroller, mit dem man sich mit 2 Händen auf den Griffen seitlich eines Rades abstützte und vor- und zurückrollte. Ursel wollte dieses Teil nicht ohne Test kaufen und probierte den Roller direkt auf der Garagenauffahrt aus Beton aus. Sie überschätzte dann doch ein bisschen ihre Sportlichkeit und rutschte auf dem letzten Stück ihrer Übung auf dem Kinn über die Auffahrt, was zum Verlust einiger Haut führte und Ursel einen brennenden Körperteil und eine zweiwöchige Borke in ihrem niedlichen Gesicht hinterließ. Aber in dem Moment, in dem wir alle zuschauten bei dem Ereignis, gab es doch zunächst schadenfrohes Lachen, weil es so lustig aussah. Kurz danach wandelte sich das Lachen dann aber in Mitleid.

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