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ОглавлениеKapitel 13. Unser Umzug nach New Orleans (NO)
Unsere Projekte (Sites) in Texas und Louisiana machten Fortschritte und es wurden immer häufiger Meetings, statt beim DOE in Washington, auf den Sites abgehalten. Die Anreisen aus dem Norden erzeugten einen erheblichen Zeit- und Kostenaufwand für das DOE, für unsere Organisation und diverse andere Firmen ebenfalls, da die ausführenden Firmen überwiegend aus den Staaten Texas und Louisiana kamen.
Der Kunde DOE entschied daher, dass alle beteiligten Firmen ein arbeits- und entscheidungsfähiges Büro in New Orleans (NO), in der unmittelbaren Nachbarschaft zum eigenen Büro aufmachen sollten. Diese Entscheidung führte dann dazu, dass ich auch mitsamt Familie nach NO umziehen und unser geliebtes NYC verlassen musste.
Es wurden nach gleichem Muster wie seinerzeit in NYC wieder Häuser durch unseren Kaufmann Wilfried gekauft und als diese einzugsbereit waren, ein Umzugsunternehmen aktiviert, gepackt und dann im September 1978 der Umzug vollzogen.
Wir hatten uns im Vorfeld ein nagelneues Reihenhaus in einer kleinen Siedlung in NO/Kenner (nahe dem International Airport von NO) ausgesucht. Ausgestattet mit einer ganz neuen Küche, die in USA immer als zum Haus gehörige Einrichtung zählt, gehörte zum Haus innerhalb der Anlage ein Pool und ein beleuchteter Tennisplatz.
In der Küche machten wir eine für uns überraschende Entdeckung, die wir zumindest bis dato nicht kannten, nämlich einen Kühlschrank mit einem in der Tür befindlichen Eisspender, der wahlweise Eiswürfel oder klein gehacktes Eis ausspuckte.
Der Pool war direkt über unsere kleine eingezäunte Terrasse zu erreichen. Und direkt dahinter lag der Tennisplatz.
Das kleine schicke Haus hatte aber auch das Herz eines Kollegen bzw. dessen Frau begeistert, zumal diese eine gute Tennisspielerin war und die Möglichkeit, jederzeit am Hause Tennis zu spielen zu können, in ihr Begehrlichkeiten geweckt hatte.
Es gab Zoff und ich machte meinem Kollegen Wolfgang den Vorschlag, um das Haus zu „knucksen“. Er akzeptierte diesen Vorschlag, wir knucksten und ich gewann. Damit war entschieden, dass wir in das Haus ziehen würden.
Wir hatten beschlossen, mit unserem PKW selbst nach NO zu fahren und uns dafür ca. 1 Woche Zeit zu lassen, um entlang der Route ein bisschen Kultur und Besichtigungen machen zu können.
Mit dem Umzugsunternehmen hatten wir vereinbart, wann der Möbelwagen in NO und unserem neuen Domizil eintreffen sollte, sodass wir die Reise nach NO zeitlich planen konnten. Wir mussten uns aber auch an den Zeitrahmen halten, um die Möbel im Haus in Empfang zu nehmen und an die richtige Örtlichkeit platzieren zu können.
Der Möbelwagen stand abfahrbereit vor unserem Haus im Stonewall Circle und unser PKW ebenfalls mit unserem Reisegepäck, als eine kleine Katastrophe begann. Der Möbelwagen fuhr los und unser Markus fing jämmerlich an zu weinen, er wolle hier nicht weg, hier sei sein Kindergarten und seine Freunde und das alles wolle er nicht verlassen.
Meine Frau hatte alle Hände voll zu tun, Markus in den nächsten Stunden zu beruhigen und ihm seine neue Heimat schmackhaft zu machen.
Irgendwann gelang dies auch mit Versprechen, die dann auch einzulösen waren.
Wir fuhren im Grundsatz die I- 95 Richtung Süden, bei Washington rüber auf die
I- 81in Richtung Knoxville, im Prinzip entlang der Appalachian Mountains.
Als besonders schöne Nebenstrecke ist der Skyline Drive zu nennen, den wir auch fuhren und dessen schöne Natur wir genossen.
Später fuhren wir auf die I- 40 Richtung Nashville/Mephis und dann die I- 55 nach NO und machten entsprechende Abstecher für Sehenswürdigkeiten in der Nähe dieser Highways und durchquerten die nachfolgenden 15 Staaten (zugehörige Hauptstädte gelistet):
New York | Albany | |
New Jersey | Trenton | |
Pennsylvania | Harrisburg | |
Delaware | Dover | |
Maryland | Annapolis | |
West-Virginia | Charleston | |
Virginia | Richmond | |
Kentucky | Frankfort | |
Tenneessee | Nashville | |
North Carolina | Raleigh | |
South Carolina | Columbia | |
Georgia | Atlanta | |
Alabama | Montgomery | |
Mississipi | Jackson | |
Louisiana | Baton Rouge |
Da wir ein zeitliches Limit hatten, in NO anzukommen, konnten wir uns auf dieser Reise nicht so viel Zeit lassen, wie wir das teilweise gerne gehabt hätten. Dennoch genossen wir auf dieser Reise viele Eindrücke von diesem wunderbaren Land und bekamen das erste Mal einen Eindruck von der Größe der USA.
Washington DC mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten ließen wir links liegen, da wir schon einige Male während unserer NYC-Zeit dort gewesen waren.
In Pennsylvania wollten wir uns das Leben der Amish People ansehen und fuhren nach Lancaster, dem Zentrum des Amish Country.
Es war wie in einer unwirklichen Welt, die Amish People fuhren Pferdefuhrwerke, die Mädchen und Frauen waren in alten Kleidern bzw. die Männer in schwarzen Anzügen.
Die Amish People sind eine sehr gläubige Gemeinschaft, ursprünglich aus Holland und Deutschland stammend. Uns wurde glaubhaft versichert, dass diese Leute ohne elektrisches Licht und ohne Telefon lebten.
Wir ließen uns dort unser Namensschild aus Holz gravieren, was bis heute auf unserer Terrasse seinen Ehrenplatz hat.
Kurz vor der Grenze von Pennsylvania zu Maryland sahen wir uns die Sehenswürdigkeiten aus dem Civil War in Gettisburg, im National Military Park, an.
Die nachgestellten Schlachten und düsteren Museen mit gruselig dargestellten verletzten Menschen waren jedoch ein Horror für Markus und für meine Frau ebenfalls.
Es ist aber eben ein wesentlicher Teil der amerikanischen Geschichte, da hier der Süden in der Schlacht von Gettisburg endgültig vom Norden besiegt worden war.
Bereits in Kentucky besichtigten wir eine weitere Sehenswürdigkeit auf unserer Fahrt in den Süden, den Mammoth Cave National Park.
Kern und Namensgeber für den Park ist die Mammoth Cave, die eine explorierte Länge von über 600 km hat; sie gilt als längste bekannte Kaverne in der Welt.
Wir schlossen uns einer Führung an und waren sehr beeindruckt, zumal wir bis dahin noch nie in einer vergleichbaren Höhle gewesen waren.
Man konnte in ca. 80 m Tiefe innerhalb der Kaverne im so genannten Snowball Room auch einen Lunch bekommen, was wir aus Zeitgründen nicht wahrnahmen.
Wir fuhren dann weiter an Knoxville vorbei, ließen aber aus Zeitgründen Fort Knox aus.
In Tennessee ließen wir aus gleichen Gründen Nashville aus, obwohl ich so gerne in die Grand Old Opry als nationalem Country Music Tempel gegangen wäre.
Wir übergingen Memphis ebenfalls und kümmerten uns nicht um Elvis Presleys Geburtsort und Grabmal.
Der letzte Tag unserer Reise führte uns dann direkt Richtung Süden nach New Orleans-Kenner, wo unser neues Domizil sein würde.
Wir hatten noch ein paar Stunden Zeit bis zum Eintreffen des Möbelwagens und so machten wir uns auf den Weg, unsere unmittelbare Umgebung kennenzulernen.
In der Nähe unseres Hauses gab es ein brandneues Shoppingcenter, das es zu erkunden galt.
Es war hier in NO Ende September immer noch extrem heiß, mit Temperaturen deutlich oberhalb der 30 °C-Marke, verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Wir gingen also schnell aus dem klimatisierten Auto in das klimatisierte Shoppingcenter und kamen direkt an einer Eislaufbahn rein.
Dies war wieder mal eine neue Erfahrung, bei den Außentemperaturen drinnen Schlittschuh laufen zu gehen. Für das Deutschland der Siebziger Jahre unvorstellbar.
Diese Einrichtung wurde im Laufe unseres Aufenthaltes noch häufig genutzt, da unser Sohn in NYC das Schlittschuhlaufen ja bereits gelernt hatte.