Читать книгу Carl Gustav CARUS - Julia Ludwig - Страница 11

2.4.2 Erkrankung an Typhus

Оглавление

Nach dem 22. Oktober 1813, am Tag nach dem Brand des Spitals, besuchte der Arzt des Öfteren diese Stätte. Es fehlte dort, so seine Aussage an jeglicher Aufsicht und Organisation.

Von dem Bild des dortigen Zustandes „im tiefsten ergriffen“46 besorgte er für die Überlebenden Nahrung und Arznei. Einige Tage der Hilfe vergingen, bis Carus an Typhus erkrankte. Drei Wochen seines Lebens seien, so Carus, durch diese Bakterienübertragung ohne jedwede Erinnerung im Fieberwahn vergangen.

Lediglich einige Fantasmen, wie den Gewinn in einer Lotterie, mit dem er den 1808 in Königsberg gegründeten Tugendbund47 finanziell unterstützen und somit das Land retten wollte, blieben Carus in Erinnerung.

Sein Zustand war durchaus kritisch. Sein einstiger Leipziger Professor und nunmehr Kollege Johann Clarus vertrat die Ansicht, der Patient sei nicht mehr zu retten. Wie lange die Krankheit insgesamt andauerte wird nicht genau gesagt. Durch eine, für ihn wissenschaftliche Rekapitulation der Krankheit beschreibt er deren weiteren Verlauf.

Erläutert wird, wie das Unbewusste in seiner Psyche nach einem Bad drängte. „Ein prophetisches Gefühl machte sich geltend, und es erwachte plötzlich in mir eine unwiderstehliche Sehnsucht nach einem Bade.“48

Während dieser Reinigung soll der Kranke lichte Momente gehabt haben. Er konnte sich an diese Situation erinnern, auch wenn er verwirrt war: Er glaubte, sein Haus wäre vom Feuer zerstört worden – eine geistige Übertragung der Begebenheiten des Spitals schien auf seine privaten Domizile stattgefunden zu haben.

Während diesen Bades fühlte er sich so wohl, dass er, so die Erzählungen seiner Familienangehörigen, aus Goethes Fischerlied zitierte: „O wüsstest du, wie’s Fischlein ist/So wohlig auf dem Grund.“49

Ein Wendepunkt schien im Verlauf der Krankheit erzielt worden zu sein, doch eine Wiederholung desselbigen, die der Kranke selbst nicht wünschte, griff ihn entgegen den Erwartungen Anderer an und schwächte ihn.

Von der Krankheit sich langsam erholend musste Carus erneut Laufen lernen, da sein Körper kraftlos war. Und auch politisch hatte sich einiges ereignet, von dem der Genesene während seiner Bettlegrigkeit nichts bemerkt hatte.

„Wie sonderbar war mir jetzt, als ich anfing, von den Dingen um mich her wieder Kunde zu nehmen! Die Weltgeschichte hatte eine andere Gestalt angenommen, die fränkische Herrschaft war zertrümmert, Deutschland war frei, und die Verbündeten waren auf dem Wege nach jenem Paris, von wo aus lange Europa Gesetze diktiert worden waren!“50

Carus versteht diese Zeit der Krankheit aufgrund des Fieberwahns, der Veränderungen im Land und den vielen Opfern des Typhus, durch die ganze Familien zerrissen worden waren, als „eine wahrhafte Wiedergeburt“.51 Er konnte körperliche sowie geistige Erfahrungen sammeln und erfuhr die Unterstützung von Familie und Freunden.

Carl Gustav CARUS

Подняться наверх