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2.4.4 Im Dienst der sächsischen Königsfamilie

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Im Herbst des Jahres 1827 erhielt Carus das Angebot am sächsischen Könighaus als Leibarzt, neben drei weiteren Kollegen, für die königliche Familie zu arbeiten. Von der Lehrtätigkeit an der Universitätsklinik und der Führung der Entbindungsanstalt gelangweilt, nahm Carus die Stelle an. Anfangs äußerte er jedoch auch Bedenken: „ […] so sehr ich auch den unerwarteten und ehrenvollen Beweis eines höchsten Vertrauens der höchsten Personen des königlichen Hauses zu schätzen wusste, doch anfangs zweifelte [ich], ob ich wohl auch meinem inneren Wesen nach allen diesen Anforderungen hinreichend zu entsprechen imstande sein werde.“54

Carus Bedenken entstanden aus dem Gefühl des Ungenügsamen seiner Person gegenüber des Adels. Aus einfachen Verhältnissen stammend, kannte sich der Arzt nur wenig mit der Etikette am Hofe aus. Wie sich jedoch heraus stellte, waren seine Zweifel unbegründet. Lange schon war das königliche Haus nicht mehr so „steif“55, wie angenommen. Und zu seiner Überraschung konnte er, der es gewohnt war, in der Klinik und Universität stark in Anspruch genommen zu werden, vernehmen, dass sein neuer Arbeitgeber ihn keineswegs permanent in Anspruch nehmen wolle. „Wenn sie ein paarmal in der Woche nachsehen, ob ich noch lebe, so ist’s schon gut.“56

Für Carus bot sich die Möglichkeit, sich seiner eigenen Praxis widmen zu können und Forschungen intensiver betreiben zu können, wobei diese Stelle des königlichen Leibarztes zudem den Vorteil der Begleitung des Königs bei Reisen hatte, so dass Carus seine Forschungen nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland, wie in Großbritannien, Italien und der Schweiz betreiben konnte.

Durch die Ernennung zum Hofarzt war er automatisch neues Mitglied des Hof- und Medizinalrates der Landesregierung, der über die Jahre hinweg des Öfteren heikle Krankheitsfälle, wie Cholera und Grippe, vom Land fern zu halten versuchte. Durch die Krankheitsfälle beziehungsweise Todesfälle seiner Kollegen wurde er 1852 erster Vorsitzender des Medizinalrates und erster Leibarzt des Königs.57

Das Verhältnis Carus’ zur Königsfamilie ist durch die Arbeit am Hof über Jahrzehnte hinweg sehr freundschaftlich, wenn nicht sogar familiär zu verstehen. Schon früh besuchte Prinz Johann die wissenschaftlichen Vorträge des Dozenten Carus und König Friedrich August bemerkte kurz vor Beginn einer erneuten Reise, nahezu liebenswürdig, dass er es gut heißen würde, in Anbetracht einer Erkrankung Carus’ ältester Tochter Charlotte, wenn dieser ihn auf diese Reise, entgegen ursprünglichen Absprachen, nicht begleiten würde.58

Auch in Folge der schwierigen politischen Lage im 19. Jahrhundert zeigt sich wiederholt, wie sehr Carus an das Königshaus emotional gebunden war. Die Auswirkungen der Pariser Revolution 1848 und der darauf folgenden Reichsgründung Deutschlands, die Ende April 1849 die Ständeversammlung auflöste und den König zur Entscheidung zwang, sich der Reichsverfassung anzuschließen oder sie abzulehnen. Carus selbst soll die Königin gebeten haben, der Bitte des Volkes nachzugeben, um selbst nicht in Gefahr zu geraten.59 Eine Bitte, die nicht gehört wurde: Das Volk lehnte sich gegen diese Absage auf und versuchte das Schloss zu stürmen. Auch Carus versuchte die Königsfamilie zu erreichen, jedoch aus anderen Motiven als der Wut, auch wenn er ein Befürworter Deutschlands war – er war besorgt, sicherlich über das Wohl der Königsfamilie, doch wohl auch, und das spricht er nicht aus, über die Angst des Verlustes einer sicheren Einnahmequelle. „Versuche ich erst den unvermittelten Eindruck mir wieder hervorzurufen, welchen die Proklamation der Republik damals auf mich gemacht hatte, so fand ich ihn gemischt, teils aus verminderter Achtung eines Königtums, welches so schnell, fast ohne Kampf und mit soviel Gleichgültigkeit der Nation sich wegstäuben ließ, und teils aus einer alten, noch von der Bewunderung der freien Staaten von Rom und Griechenland herüber genommen Anhänglichkeit an den

Gedanken, es könne in der Menschheit doch irgendeinmal jenes Ideal verwirklicht werden, wo ein Rat weiser, geprüfter, großdenkender Männer nach klarem Ermessen der eigentlichen Bedürfnisse des Volks den Organismus des Staats anhaltend fortzubilden und zu lenken geeignet bliebe.“60

Schließlich gelang Carus der Besuch im belagerten Schloss, wenn auch nur durch einen Umweg über die Hofapotheke. Was dort gesprochen wurde, in jenen kurzen Momenten, berichtet der Autor der Memoiren nicht. Carus muss schließlich schnellstens das Schloss verlassen, so wie kurz darauf die Königsfamilie selbst, da die Aufstände zu stark werden. Die über die Tage währende Auseinandersetzung zwischen Volk und den Soldaten des Königs (auch zwei Söhne Carus‘ waren im Korps) zwangen den Arzt dazu, neben den üblichen medizinischen Versorgungen die Aufständischen mit Wein und Lebensmitteln zu versorgen, um die Menschen zu beruhigen. In dieser Situation wird es Carus sicherlich zu gute gekommen sein, nicht nur als Leibarzt des Königs, sondern auch als Armenarzt und Leiter des Entbindungsinstitutes gearbeitet zu haben, und so auch dem gemeinen Volk Dienste geleistet zu haben. Am 9. Mai gelang es schließlich den Truppen, die Aufrührer zu bezwingen. Carus konnte also seine Arbeit als Mediziner am Hofe fortsetzen.61

Carl Gustav CARUS

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