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2.1 Kindheit und Jugend
ОглавлениеCarl Gustav Carus wurde am 3. Januar 1789 als einziges Kind des Färbereibesitzers August Gottlob Carus (1763-1842) und dessen Frau Christiane Elisabeth Carus, geborene Jäger (1763-1846) in Leipzig geboren. Zwar erblickte zwei Jahre später ein weiterer Knabe das Licht der Welt, doch starb dieser wenige Tage nach dessen Geburt.
Aus finanziellen Gründen waren die Eltern Carus’ gezwungen, ihren Sohn im Alter von vier Jahren für ein Jahr bei dessen Großeltern, den Eltern seiner Mutter, und seinem Onkel, dem Chemiker und Theologen Daniel Jäger, unterzubringen, um sich auf das Geschäft konzentrieren zu können, welches sich in den ersten Jahren nur schwerlich hielt und auch in den darauf folgenden Jahren nie zur absoluten finanziellen Sicherheit beitrug.
Das Kind Carl Gustav wurde somit bereits früh geprägt von finanziellen Nöten. Doch trotz den Sorgen wirtschaftlicher Engpässe beschäftigten sich sein Vater und vor allem die Familie Jäger mit der Kunst sowie der Medizin. Beide Gebiete wurden sehr geschätzt und so beschreibt Carus in seiner Autobiographie das Kennenlernen der Eltern durch die Kunst mit dem Besuch des Vaters in der Färberei der Jägers, „um der Kunst die Ehre zu erzeigen als um besonderer Absichten willen.“3
Ob es sich hierbei um die Kunst des Färbens oder um die des Klavierspiels der Tochter des Färbereibesitzers handelte, wird hierbei nicht näher erläutert.
Neben der Kunst, der Musik und der Literatur, die Carus durch seine Eltern und Großeltern nahe gebracht wurden, führte ihn sein Oheim, Daniel Jäger, an die Naturwissenschaften heran. Carus beschreibt das Leben bei seinen Großeltern und die Entdeckung der Natur folgendermaßen:„Bei alledem fehlte mir dort in den ersten Wochen eine Form der Liebe – die Liebe der Mutter, und die gewisse stille Trauer um dieses Fehlen ist das erste entscheidende, oft, wenn ich allein war, mich zu Tränen erregende Gefühl, dessen ich mich erinner. Später verlor ich diese Trauer, es wuchs die Lust am Lernen und Erfahren[…].“4
Diese Feststellung des Interesses und dem Spaß am Lernen bestätigt sein Oheim und zeigt zugleich Carus weitere Grundeinstellung des wissenschaftlichen Arbeitens und der Erforschung des Lebens, indem er sagt „Die Naturgestaltung ist ihm [C. G. Carus] jetzt seine angenehmste Unterhaltung. Besonders äußert er allemal seine Verwunderung, dass er dies und
jenes von einem ihm unbekannten Geschöpfe noch gar nicht gewusst habe; denn er will immer alles lieber selbst erfinden und aus sich selbst gleichsam schöpfen, als dass er es gelernt zu haben gestehen sollte. Beständig ist er beschäftigt. Das erste, wenn er früh aufgestanden, ist: Gib mir doch was zu tun!“5
Carus war bereits früh daran interessiert, geistig unterhalten zu sein. Da es zu damaliger Zeit noch keinerlei Literatur für Kinder gab, betrachtete er bereits mit vier Jahren wiederholt das lateinische, mit Holzschnitten versehene Werk Orbis pictus und lies sich von seinem Großvater biblische Geschichten erzählen.
Im Alter von fünf Jahren an natürlichen Pocken erkrankt, durch die er, so Carus’ Äußerung, für eine Woche erblindet worden war und erneut lernen musste zu gehen, empfand er eine „besondere Liebe zu [seinem] würdigen alten Arzte“6, den er mit Ehrfurcht betrachtete, wenn dieser seine Krankenbesuche abhielt oder seiner Arbeit im Krankenhaus nachging. Seine Eltern schienen während dieser Krankheit nicht bei Carus verweilt zu haben, schließlich schreibt er in seiner Autobiographie, sein Onkel hätte ihnen in einem Tagebuch von der Krankheit erst berichtet, als Carus genesen war.
Seine Eltern, insbesondere seinen Vater, habe er, hiervon berichtet Carus, lange Zeit nicht erkannt, als er im Alter von fünf Jahren zu ihnen zurück kehrte. Zusätzlich zur Verfremdung durch die Zeit wurde das Kind dadurch verwirrt, dass ihm der Vater unter anderem Namen vorgestellt wurde.
Neben dieser Begebenheit und einer Erzählung über die Mutter, die eine Perücke aus Carus Haaren bestehend, trug, wird über die Beziehung zu den Eltern lediglich darauf eingegangen, dass zum cholerischen Vater nicht ein ebensolches Vertrauensverhältnis wie zur Mutter aufgebaut werden konnte.
Auch wenn die Familie Carus aus einfachen Verhältnissen stammte und die Lebensbedingungen untereinander rauh zu wirken scheinen, so sorgte sie sich doch, und insbesondere Carl Gustav Carus’ Vater, um dessen schulische Ausbildung und nachdem Carus nicht mehr die Schulungen seines Oheims genießen konnte, erhielt er Privatunterricht durch Hauslehrer, wobei hierbei, so Carus, keinerlei „besonderer Plan befolgt worden wäre, oder dass man schon früh über den Lebenslauf, den ich [Carus] dereinst ergreifen sollte, eine Bestimmung stattgehabt hätte […]“7.
Von großem Einfluss in seiner Laufbahn sei das neue, abgelegene Haus gewesen, so nach Ansicht Carus, in das die Familie Carus 1800 eingezogen war und welches dem Kind vermehrt die Möglichkeit zur Einsamkeit und zum Bezug der Natur bot. Carus studierte im Rahmen seiner Handhabe die Natur, Chemie, Physik und die bildnerischen Künste.
Ab dem zwölften Lebensjahr besuchte Carus die Thomasschule, ein Leipziger Gymnasium, um einen Studienplatz an der Universität erhalten zu können. Carus war kein großer Bewunderer der Schule. So erklärt er, wie er im übertragenen Sinne mit seinen Mitschülern „in den Vorhallen der Philologie [läge] wie die Kranken um den Teich Bethesda und wartete[n] auch, dass ein Engel herabkäme und die Wasser bewegte, damit aus ihnen der Hauch des alten Heils aufsteige und uns kräftige.“8
Lediglich im künstlerischen Bereich inspirierte der Zeichenlehrer Julius Dietz den Schüler zu Studien der Landschaft in den Bereichen der Flora und der Gesteine, indem beide die Landschaft um Leipzig durchwanderten und die Gemäldegalerie Dresdens besuchten.
In seiner Autobiografie erläutert er, wie wenig seine Interessen der Naturkunde mit denen anderer Mitschüler geteilt wurden und distanziert sich deutlich vom Lehrstoff der Schule, der hauptsächlich von sprachlicher Richtung geprägt war.
„So quälte ich mich durch die Alten hindurch, ich betrachtete es wie eine notwendig aufgegebene Arbeit, aber keine Freude ging mir dabei auf! Im Ganzen hat mir überhaupt das Leben auf der Schule weder einen angenehmen noch einen anregenden Eindruck zurückgelassen, und es war mir ganz recht, als gegen Ende das Jahr 1804 mir erklärt wurde, für die naturhistorischen und chemischen Studien, die ich damals allein auf der Universität zu verfolgen beabsichtigte, habe ich nun klassische Nahrung genug eingesammelt und ich könne denn unter die Zahl der akademischen Bürger jetzt aufgenommen werden.“9