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Kapitel 2 Der Flug nach New York – 09.12.2015

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Alle Passagiere der Einsatzbasis waren pünktlich. Und daher startete die THERRA-X planmäßig am 09.12.2015 gegen 09:00 Uhr, bei immer noch kaltem, aber inzwischen wieder trockenem Wetter in den bleigrauen Himmel zu ihrem einzigen geplanten Zwischenstopp auf dem Flughafen Brüssel-Zaventem, um dort – wie verabredet – die europäischen Regierungschefs vor dem Weiterflug zur Andrews AFB1 in der Nähe von Washington aufzunehmen.

Die Staatschefs der Europäischen Union hatten sich bereits am Vortag zu gemeinsamen Beratungen in Brüssel getroffen und sich am Ende zahlreicher Debatten grundsätzlich geeinigt, auf Basis des von Shira-Khors offerierten 5-Punkte-Plans, in eine Koalition mit der larojanischen Regierung einzutreten. Allerdings müsste hierzu später auch noch die Zustimmung der jeweiligen nationalen Parlamente eingeholt werden.

Zusätzlich zu den inzwischen für die riesige THERRA-X qualifizierten ehemaligen Luftwaffenpiloten Konrad Ackermann und Hartmut Grob, gingen – neben Mora und Alex – auch Admiral Mero-Khan sowie seine ehemalige Stellvertreterin Lara-Thar und Viktor Thule mit seiner neuen Freundin Shania-Sher vor dem Abflug in Fürstenfeldbruck an Bord.

Als die THERRA-X eine halbe Stunde später unter großem Medienaufgebot auf dem eigens dafür kurzfristig gesperrten Flughafen Zaventem in Brüssel landete, lief die larojanische Regierungschefin sofort auf Bundeskanzlerin Dr. Nora Kirschner zu, die ihr nach einer herzlichen Begrüßung, ihre europäischen Kollegen sowie deren mitreisende Außenminister der Reihe nach vorstellte.

Und auch die EU-Außenbeauftragte Sandra Geiger sowie die seinerzeit mit nach LARO 5 gereisten beiden Sonderbotschafter der Bundeskanzlerin, Dr. Eva Lemberg und Dr. Klaus Martini reihten sich bei diesem Trip in die USA in die Delegation der mitfliegenden politischen Berater ein.

Gegen 10:00 Uhr hob die riesige THERRA-X mit den ehemaligen Airbuspiloten der Flugbereitschaft der Luftwaffe am Steuer schließlich wieder vom Brüsseler Flughafen ab.

„Boss, hättest du gedacht, dass wir das mal erleben würden?“, fragte Hauptmann Hartmut Grob seinen alten und neuen Chef, der die THERRA-X mit der Unterstützung etlicher Navigationsandroiden soeben auf Kurs in Richtung Atlantik brachte.

„Nein, Hartmut. Wirklich nicht. Aber es fühlt sich großartig an, solch ein technisches Wunderwerk zu fliegen und so einen umfangreichen VIP-Transport hatten wir ja selbst in unseren besten Zeiten bei der Flugbereitschaft nicht auf unserem Auftragszettel.“

„Weißt du, warum gerade wir beide den heutigen Job bekommen haben – immerhin haben sich doch Rando und Mary Starke ja schon etliche Tage vor uns als Piloten für dieses riesige Trägerschiff qualifiziert?", fragte Hartmut Grob gleich im Anschluss.

„Soweit ich weiß, sind Rando und Mary schon seit vorgestern auf der von unserer Luftwaffe mitgenutzten Ausbildungsbasis Holloman in New Mexico. Sie haben den Auftrag, zusammen mit der Kommandantin der dort stationierten LHANDO, Fürstin Karo-Kher, angehende deutsche sowie amerikanische, britische und französische Jet-Piloten und Navigatoren als Personal zur Verstärkung unserer Schiffsbesatzungen zu gewinnen und auszubilden.

Wie du weißt, absolvieren gegenwärtig ja auch meine Tochter Cornelia und mein Sohn Michael dort ihre reguläre Jet-Ausbildung. Ich habe noch vorgestern mit ihnen telefoniert. Beide schließen ihr Training nächstes Jahr – schon viel früher als gedacht – im März ab und überlegen bereits ernsthaft in die neue JDEF2 einzutreten, die ja in Kürze als gemeinsame terranisch-larojanische Flotte gegründet werden soll.“

„Und wir beide sind jetzt schon dabei, ich finde das einfach nur Klasse“, erwiderte Hartmut, der sich in diesem Moment wieder seinen Monitoren und Kontrollinstrumenten zuwandte.

„Werden wir pünktlich auf der Andrews AFB landen?“, unterbrach in diesem Moment die soeben auf der Brücke der THERRA-X eingetroffene Mora Kranz die beiden an den Steuerkonsolen sitzenden Piloten.

„Nun, wir sind zwar mit leichter Verspätung gestartet, aber das holen wir über dem Atlantik leicht wieder auf. Also ja – sofern uns die Amerikaner, wie versprochen, den Anflug in ihrem Luftraum vor der Ostküste freiräumen – müssten wir in rund zwei Stunden, also gegen 06:00 Uhr Ortszeit, in Andrews ankommen“, erwiderte Hartmut Grob sogleich.

„Okay, dann gehe ich jetzt mal zu meinem Mann und seinem Vetter Alec MacLeod in die Medostation, um zu sehen, wie weit meine Großcousine inzwischen mit Alec’s Behandlung ist.“

„Und, liebe Leute – wie sieht’s aus?“, fragte Mora, als sie in dem für sie üblichen, rasanten Tempo in den Behandlungsraum stürmte und ihrer Großcousine sowie Alex Vetter einen herzhaften Begrüßungskuss auf die Wange drückte.

„Was seinen Rücken und seine Beine angeht, sind wir inzwischen fertig“, erwiderte die still vor sich hinlächelnde Chefärztin Mora-Sher. „Aber bei einer Sache könnten dein Mann und ich noch deine Unterstützung gebrauchen.

Alex versucht nämlich schon, seit er vorhin hier eingetroffen ist, seinen neu entdeckten Vetter dazu zu überreden, dass ich seine latente Parafähigkeit als Teleporter aktiviere.

Nur weiß Alec im Moment noch nicht, ob er dazu bereit ist. Wohingegen wir uns aber schon geeinigt haben, dass er nach seinem Physiotherapie-Programm zunächst mal auf temporärer Basis in mein Ärzteteam auf der THERRA-X einsteigen wird.“

„Ist ja allerliebst, wie ihr euch über mich unterhaltet. Ist ja fast so, als ob ich gar nicht anwesend wäre“, beteiligte sich jetzt auch ein nachdenklich wirkender Alec MacLeod an dem Gespräch.

„Entschuldige Fürst Alec, ich wollte nicht respektlos erscheinen. Ich find’s übrigens Klasse, dass du bei meiner Großcousine mitmachen willst. Sie wird nämlich vorerst mit der THERRA-X auf der Erde bleiben und sie will in einsatzfreien Zeiten zudem unsere Mediziner in larojanischer Medizinwissenschaft unterrichten.“

„Das wusste ich bisher noch gar nicht.“ Damit drehte sich Alec MacLeod jetzt fragend zu Mora-Sher um: „Warum hast du mir das noch gar nicht gesagt?“

„Weil ich mir das Beste immer bis zum Schluss aufhebe, mein lieber Alec. Und ich glaube zudem, dass ich beginne, dich ein bisschen gerne zu haben“, setzte sie dann noch mit leiser Stimme hinzu.

„Komm sofort her!“, befahl der noch immer auf seinem Pneumobett liegende frühere Militärarzt und Lieutenant Colonel des britischen SAS3 jetzt mit befehlsgewohnter Stimme.

Als Mora-Sher dieser Aufforderung nur langsam nachkam, richtete sich Alec auf, zog die larojanische Ärztin zu sich heran und umarmte sie, sobald sie in seiner Reichweite war.

Dann küsste er sie innig und flüsterte: „Ich mag dich ebenfalls sehr gerne, liebe Fürstin – und zwar schon, seit ich dir zum ersten Mal begegnet bin und nicht erst, seit du mit dieser fantastischen Behandlung meines lädierten Fahrgestells begonnen hast.“

„Dann bleib’ doch auf Dauer bei mir, schließlich gibt’s hier viel zu tun und wir haben an Bord noch immer viel zu wenig Ärzte für dieses riesige Schiff “, sagte Mora-Sher jetzt noch leiser, wobei auch ein wenig Verzweiflung aus ihrer Stimme herauszuhören war.

„Aber was wird dann aus unserer Lodge in Schottland? Ich kann doch meinen Bruder Peter nicht komplett im Stich lassen. Immerhin lässt er mich seit Jahren bei sich wohnen und hat sich darüber hinaus auch aufopferungsvoll um mich Krüppel gekümmert.“

„Ich schlage vor, dass wir das klären, sobald wir deinen Halbbruder in der nächsten Woche wiedertreffen. Schließlich gibt’s meistens für fast alles eine Lösung“, meinte die bis dahin gespannt zuhörende Mora Kranz in diesem Moment.

„Ich rate euch beiden fürstlichen Turteltauben, geht eure Beziehung in aller Ruhe und Schritt für Schritt an. Und Alex und ich gratulieren euch zu eurer gerade öffentlich eingestandenen Verbindung, deren Zeuge wir ja soeben werden durften. Sieht mir nach Liebe auf den ersten Blick aus, wie herrlich!

Das erinnert mich an meinen Fürsten, als er mich seinerzeit schon wenige Minuten nach unserem Kennenlernen unaufgefordert geküsst hat. Nur damals war’s genau andersherum – ich lag nach einem Autounfall verletzt im Krankenbett und er hat das frech und schamlos ausgenutzt.“

„Kommt mir bekannt vor“, grinste Alec jetzt seine Besucher an. „Gestern Abend hat sie mich nämlich beim Einschlafen ebenfalls unaufgefordert geküsst. Und das war sehr schön – oder denkst du, meine fürstliche Ärztin, ich hätte das nicht mehr mitbekommen?“

„Ich, ... ach ich weiß nicht, was ich gerade denke“, meinte die Chefärztin der THERRA-X jetzt etwas verlegen, wobei ihre Wangen sichtbar erröteten.

„Du bist glücklich, gib’s endlich zu“, rief Mora Kranz blitzartig. „Und du, mein schottischer Highlander, bist das auch. Lüg’ jetzt nicht. Denk dran, ich kann deine Gedanken lesen. Und eure aufgewühlten Gefühle füreinander hab’ ich schon gespürt, noch ehe ich hier bei euch hereingeplatzt bin.“

„Du liest also unsere Gedanken – ist ja interessant“, warf Alec MacLeod an dieser Stelle ein. „Obwohl für dich noch nicht mal die ärztliche Schweigepflicht gilt.“

„Mach dir keine Sorgen, es bleibt ja in der Familie“, erwiderte Mora Kranz ungeniert. „Und wie du ja inzwischen weißt, sind wir vier hier alle ‚Familie’.

Was deine latente Parabegabung angeht, will ich dir aber, ehe ich wieder mit Alex auf die Brücke gehe, noch etwas zum weiteren Nachdenken mitteilen:

Die THERRA-X wird nicht immer – so wie heute – nur VIPs durch die Gegend schaukeln. Sie ist schließlich ein auf die Verteidigung der Erde ausgelegtes Großkampfschiff, das uns die larojanische Großkanzlerin in Kürze großzügig übereignen wird.

Und daher wäre es gut, wenn wir angesichts der latenten STYXX-Gefahr und anderer zu bewältigender Konflikte hier auf unserer Erde, mehr Menschen mit Parafähigkeiten in unseren Crews hätten.

Gerade Teleporter gibt es in unserer Truppe – trotz der Anwesenheit der neuen Oskars, von denen das auch einige können – noch immer viel zu Wenige. Hinzu kommt, dass diese speziellen Androiden nicht alle, und wenn doch, nur über kurze Distanzen teleportieren können.

Außerdem – guck nur meinen alten Fürsten hier an. Er schafft in der Zwischenzeit immerhin schon mehrere 100 Kilometer auf einen Satz. Und das, obwohl sein vormals latenter Extrasinn als Teleporter von Oskar 1 und dessen Maras erst im letzten Sommer auf der von uns wiederentdeckten KUNTUR aktiviert wurde.“

„Ist ja gut Mora, ich hab’s ja verstanden. Ich überleg’ mir das noch mal, okay? Gib mir für eine endgültige Entscheidung aber bitte noch so lange Zeit, bis ich mit meinem Bruder Peter gesprochen habe“, entgegnete Alec MacLeod in diesem Moment erkennbar in Gedanken versunken.

„Sehr gut Alec, das ist ein Wort. Wir sehen uns dann später“, sagte Alex Kranz jetzt still vor sich hinlächelnd. „Ich muss mir auf dem Weg in die Zentrale nämlich erstmal eine deftige Strafe für die mir angetraute Fürstin überlegen.

Sie hat mich nämlich soeben unter Zeugen schon wieder despektierlich ‚alter Fürst’ genannt. Und das bedarf einer angemessenen Reaktion, weil sie mir vor noch nicht mal zwei Stunden versprochen hat, diese ungebührliche Bezeichnung in nächster Zeit nicht mehr zu gebrauchen.

Darüber hinaus, mein lieber Vetter, verrate ich dir noch etwas. Gewöhn’ dich schon mal langsam dran. Deine Mora gleicht der meinen nämlich nicht nur äußerlich, wie ein Ei dem anderen, sondern diese beiden Cousinen kommen aus derselben Familie – und sie ticken auch gleich, auch wenn deine Fürstin stets etwas höflicher auftritt, als die meine. Muss wohl an ihrem Arztberuf liegen. Aber, wem sag’ ich das?

Wir lassen dich jetzt mal wieder mit deinem Schatz alleine, damit du mit Hilfe deiner fürstlichen Kollegin möglichst bald die ersten vorsichtigen Schritte machen kannst. Also benimm dich und tue alles, was sie dir sagt!“

Mit diesen Worten verließen der über beide Ohren grinsende Alex sowie die ebenfalls schmunzelnde Mora Klausner-Kranz das Krankenzimmer. Zurück blieben zwei stirnrunzelnde Mediziner, die angesichts dieser ungewöhnlichen Ansprache von Mora und Alex, schon Sekunden später in ein herzhaftes Gelächter ausbrachen.

Unterdessen hatten die Regierungschefs in der großen Messe der THERRA-X noch einmal ihre in Brüssel getroffenen Vereinbarungen mit den larojanischen Regierungsvertretern intensiv diskutiert und die gegenseitigen Erwartungen und Bedingungen ihrer in Kürze aufzunehmenden Zusammenarbeit im Detail abgestimmt.

Als die gewaltige THERRA-X schließlich am frühen Morgen Ostküstenzeit, von einer Staffel F-16 der U.S. Air Force begleitet, auf der Andrews AFB nahe Washington auf einem abgesperrten Areal des riesigen Flugplatzes niederging, meinte die mittlerweile ebenfalls in die Schiffszentrale gekommene Dr. Eva Lemberg:

„Sieht alles super aus. Der europäische Teil der Koalition ist – meiner Beurteilung nach – jetzt auch, was die Details angeht, in Sack und Tüten. Und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn sich morgen nicht noch weitere Staaten diesem fairen Agreement anschließen würden.“

„Das ist gut zu hören“, erwiderte Mora Kranz prompt. „Bleiben also nur noch die unsicheren Kantonisten aus Nah- und Mittelost, Asien sowie Teilen Südamerikas und Afrika, die es morgen zu überzeugen gilt.“

„Richtig, meine Liebe. Darf ich dich aber noch etwas Privates fragen: Wie geht’s denn deinen Kindern?“

„Das kannst du dir persönlich zwei Stockwerke unter uns in der Medostation anschauen.“

„Heißt das etwa, ihr habt eure Kinder mit an Bord gebracht?“, fragte Eva Lemberg jetzt irritiert.

„Na klar – oder hast du gedacht, dass wir Rabeneltern sind und sie mit ihren Kindermädchen alleine zuhause lassen?

Also komm mit. Wir zwei werden ja beim nachher geplanten Empfang des US-Präsidenten Glenn Parker nicht gebraucht. Da sollten wir unseren Regierungschefs den Vortritt lassen. Ich hab’ nämlich zudem überhaupt keine Lust, schon wieder in tausend Fernsehkameras zu grinsen.“

„Ich auch nicht, meine Liebe, ich auch nicht“, erwiderte Eva Lemberg mit einem spitzbübischen Lächeln.

Als sich die beiden befreundeten Frauen auf den Weg in das Kinderzimmer der Medostation machten, fragte Mora: „Weißt du eigentlich schon, wie es nachher im Programm weitergeht?“

„Vereinbart ist, dass sich die Larojaner sowie unsere europäische Delegation heute nach dem Mittagessen in Washington noch einmal mit dem amerikanischen Präsidenten und den Premierministern Kanadas, Australiens, Japans und Neuseelands zu vorbereitenden Gesprächen im Weißen Haus treffen. Danach ist erst mal Pause. Denn auch Politiker müssen sich nach dem anstrengenden Flug schließlich mal ausschlafen.

Und morgen früh werden uns dann laut Shira-Khor zwei Shuttles der THERRA-X nach New York bringen und direkt auf der UN-Plaza absetzen.“

„Ich dachte, da kann man nicht landen“, gab Mora daraufhin zu bedenken.

„Doch liebe Mora, mit nur zwei Shuttles geht das anscheinend. Wenn ich Großfürst Kendo-Khar richtig verstanden habe, passen zwei eurer Beiboote gerade mal so auf den freien Platz vor dem UN-Hauptgebäude.“

„Na, dann lassen wir das mal in Ruhe auf uns zukommen“, meinte Mora, ehe sie – zusammen mit ihrer Freundin Eva – das in der Medostation eingerichtete Kinderzimmer betrat und ihre beiden, sofort über den überraschenden Besuch vergnügt jauchzenden Kinder herzend und küssend nacheinander in den Arm nahm.

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