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Kapitel 4 UN-Vollversammlung – 2. Tag – 11.12.2015

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Am zweiten Tag der UN-Konferenz setzte Erzherzogin Shira-Khor in einer zweiten Rede ihre Ausführungen mit den Argumenten fort, die sie schon bei ihrem Eintreffen auf der Erde im Beisein der in Fürstenfeldbruck versammelten Botschafter dargelegt hatte.

Nicht zuletzt vertrat sie dabei auch vehement ihr allseits schon bekanntes 5-Punkte-Programm. Dabei bot sie erneut ein Grundpaket an wirtschaftlicher und technologischer Hilfe und Zusammenarbeit an.

Hierzu gehörten, neben Unterstützungsleistungen im Bereich der gemeinsamen Sicherheit, der industriellen Modernisierung und Ausbildung, des Ernährungs- und Gesundheitswesens, vor allem das Angebot fairer Wirtschafts- und Handelsbeziehungen selbst für die Staaten, die nicht sofort in eine allzu enge Koalition mit den Larojanern eintreten wollten.

Zugleich sagte sie aber auch sehr deutlich allen internationalen Terroristen, Drogenbaronen sowie gewaltbereiten nationalistischen Diktaturen und religiösen Fanatikern der Erde den Kampf an.

„Wir werden es künftig nicht mehr hinnehmen, dass friedliebende, unschuldige Menschen – gleich welcher Rasse, Nation oder Religion – durch derartige verbrecherische Aktionen zu Schaden kommen, wie wir sie derzeit leider noch immer auf ihrem Planeten registrieren müssen. Und ich denke, dass viele, wenn nicht die allermeisten von Ihnen, dem zustimmen werden.“

Nach einer kurzen Pause, in der zwar erneut einzelne aufgeregte Zwischenrufe, überwiegend hingegen aber beifälliger Applaus zu hören war, setzte die larojanische Regierungschefin ihre Rede fort.

„Ich will Ihnen an dieser Stelle und genau zu diesem letzten Punkt jetzt einen Hintergrundbericht geben, der sich mit dem versuchten Raketenangriff auf mich sowie auf meine und Ihre Diplomaten nach der Landung meines Flaggschiffs THERRA-X auf der Erde vor wenigen Tagen beschäftigt.

Wie ich sehe, fehlen in dieser Versammlung schon die ganze Zeit über die Vertreter genau der beiden Staaten, nämlich Nordkorea und Irak, die hierbei nachweislich eine unrühmliche Rolle gespielt haben.

Und damit Sie uns die nachfolgenden Informationen auch glauben, werden wir Ihnen alles, was wir als Beweise inzwischen gesammelt haben, nach dieser Sitzung heute Nachmittag zur eigenständigen Überprüfung übergeben.“

Auf ein Nicken von Shira-Khor startete Kendo-Khar in diesem Moment seinen Videofilm der das Abfangen der Mittelstreckenrakete aus der Perspektive der KIMBAL zeigte und dessen zweiter Teil bei der anschließenden Untersuchung von den Labortechnikern der KIMBAL auf der AFB Nellis gedreht worden war.

„Fakt ist, dass diese Rakete eindeutig aus nordkoreanischer Produktion stammt. Hier sehen Sie den geborgenen nuklearen Sprengkopf, den meine Leute auf der KIMBAL zusammen mit amerikanischen Wissenschaftlern auf der Luftwaffenbasis Nellis entschärft haben.

Obwohl die Rakete auf ihrer Außenhülle keine Herkunftskennung trug, besteht – angesichts der darunter verbauten Technik – kein Zweifel darüber, dass diese Mittelstreckenrakete vom Typ BM25 Musudan ihren Ursprung in Nordkorea hat.

Ferner wissen wir anhand der umfassenden Aufklärungsbilder unserer Wachschiffe KHERA und THARO, dass der Flugkörper bei Aleppo in Syrien gestartet wurde.

Der Abschussort liegt, wie Sie auf dieser Karte sehen, genau in dem syrischen Gebiet, das von dieser islamistischen Terrororganisation ‚Flammendes Schwert’ schon vor einiger Zeit als Teil ihres selbst ausgerufenen Kalifats gewaltsam okkupiert wurde.

Deswegen denken wir auch, dass es genau diese Organisation ist, die aller Wahrscheinlichkeit nach, als Hauptakteur hinter dieser ganzen Sache steckt.

Bleibt die Frage, wie die Rakete dorthin gekommen ist. Sie ist zwar im Normalzustand mit ihrer Abschusseinheit auf einem LKW montiert und damit mobil, aber es ist kaum denkbar, dass sie auf einem derartigen Schwertransporter unentdeckt quer durch den Irak bis nach Syrien gefahren wurde.

Wir haben mit unseren speziellen technologischen Mitteln inzwischen den noch auf den Providerservern gespeicherten Mail- und Mobilfunkverkehr in dieser Gegend durchkämmt.

Und unseren Ermittlungen zufolge, können wir inzwischen sicher sagen, dass die Rakete und ihre Trägerfahrzeuge von einem irakischen Hafen aus per Eisenbahntransport zum Abschussort gebracht wurden.

Da der Flugkörper also per Schiff von Nordkorea an die irakische Küste gebracht worden sein musste, war es leicht, den vollständigen Transportweg zu ermitteln.

Wie Sie wissen, verfügt der Irak nur über einen einzigen Tiefwasserhafen in Umm Quasr am Persischen Golf. Und genau an dieser Stelle sind wir bei unserer diesbezüglichen Suche fündig geworden.

Soweit wir das bislang aufklären konnten, ist die Rakete nämlich – exakt eine Woche vor ihrem Start – dort von einem nordkoreanischen Frachter angelandet worden.

Und sie wurde von Personal begleitet, das ebenfalls mit diesem Schiff in Umm Quasr ankam. Wir nehmen an, dass dies die nordkoreanische Abschusscrew war, da wir nicht glauben, dass die Terroristen diesen Angriff ohne kompetente Fremdhilfe hätten durchführen können.“

Als sich das daraufhin einsetzende aufgeregte Gemurmel im Auditorium wieder gelegt hatte, fuhr Shira-Khor fort: „Lassen Sie mich an dieser Stelle eines unmissverständlich klarstellen:

Wir werden die Verantwortlichen für diesen verbrecherischen Überfall mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln jagen und über kurz oder lang auch dingfest machen, um sie anschließend dem Internationalen Strafgerichtshof, zusammen mit allen gesammelten Beweisen zur Aburteilung zu übergeben.

Das haben mein Verteidigungsminister Kendo-Khar und ich schon unmittelbar nach dem Anschlag gesagt und dieses Versprechen wiederhole ich hier und heute gerne noch einmal“, fügte sie dann noch hinzu.

„Meine Damen und Herren, es wird möglicherweise zwar noch etwas dauern, bis wir das gesamte Netzwerk der Täter aufgedeckt haben, aber keiner dieser Terroristen vom Flammenden Schwert wird mit einer solch menschenverachtenden Tat davonkommen.

Wir werden diesen Verbrechern und Mördern in deren sogenanntem Kalifat schon bald sehr viel enger auf den Leib rücken, als es die bisherige Anti-Terrorkoalition der irdischen Staaten bislang vermocht hat. Und das ist nicht verhandelbar!“

Nach einer erneuten Redepause, in der die meisten Regierungschefs der larojanischen Großkanzlerin beifällig applaudierten, gab Shira-Khor anschließend ihr besonderes historisches Interesse an der Geschichte des nord-, mittel- und südamerikanischen Kontinents kund.

„Wir vermuten das nicht nur, sondern wir haben erste verlässliche Hinweise darauf, dass unsere Urahnen als Erste Menschheit bereits vor weit über 90 Millionen Jahren, das heißt, schon während der von Ihnen so bezeichneten Jurazeit, auf dem heutigen südamerikanischen Teilkontinent gelebt haben.

Und wir sind uns darüber hinaus sehr sicher, dass sie dort – nach der durch die Kontinentalverschiebung verursachten Trennung Südamerikas vom afrikanischen Kontinent – in Laufe der Zeit eine raumfahrende Hochkultur entwickelten.

Deshalb sind wir Larojaner sehr an der Erlaubnis interessiert, im kommenden Jahr in den in Rede stehenden Gebieten nach Spuren unserer, im Angesicht der globalen Katastrophe vor rund 65 Millionen Jahren von der Erde geflohenen Ahnen suchen zu dürfen.

Außerdem geht es uns dabei auch um die Frage, was mit den auf der Erde damals zurückgebliebenen Menschen passierte. Denn wir gehen davon aus, dass es auch nach dem gewaltigen Meteoriteneinschlag im Golf von Mexiko Überlebende hier auf der Erde gab, über deren weiteres Schicksal wir momentan noch viel zu wenig wissen.

Derartige Nachforschungen wären übrigens für alle betroffenen Staaten eine doppelte Win-Win-Angelegenheit, denn wir beabsichtigen ihnen damit auch bei der Entdeckung und Förderung von bislang noch nicht erschlossenen Bodenschätzen zu helfen.

Und zum Zweiten denke ich, dass wir auf diese Weise, und sofern das nötig sein sollte, auch behilflich sein könnten, Drogenkartelle und Terrorbanden auf ihrem Boden aufzuspüren und zu bekämpfen. Daher wäre ich froh, wenn die in Frage kommenden Länder dieser Bitte von uns morgen zustimmen würden.“

Nach diesem überraschenden Ersuchen der larojanischen Großkanzlerin folgte eine rege Diskussion, an der sich, neben dem US-Präsidenten, vor allem die Regierungschefs der mittel- und südamerikanischen Staaten beteiligten.

Nur wenige der angesprochenen Länder verhielten sich danach weiterhin zurückhaltend und baten um Bedenkzeit. Bei der Mehrzahl der angesprochenen Nationen zeichnete sich hingegen schon bald ein Konsens ab, entsprechende Nachforschungen zu gestatten.

Demnach wollte man der geäußerten Bitte entsprechen, sofern die Ergebnisse und eventuellen Funde dieser Suche an die betroffenen Länder übereignet oder anderweitig vergütet werden würden.

Gegen 14:00 Uhr trat Shira-Khor, nach der obligatorischen Mittagspause, noch einmal an das Rednerpult und sagte abschließend:

„Meine Damen und Herren, wir meinen es ehrlich mit Ihnen und wir werden die Erde und ihre Staaten niemals gewaltsam unterwerfen, weil wir auf Partner, und nicht auf Untertanen aus sind.

Und lassen Sie mich, ehe unsere Experten in der kommenden Woche in Klausur gehen, noch eines bekräftigen:

Wir brauchen die Völker der heutigen Erde möglichst alle, weil es, angesichts der auch für ihren Planeten geltenden STYXX-Gefahr darum geht, unsere beiden Sonnensysteme wirksam vor einem neuerlichen Überfall dieser grausamen außerirdischen Insektenrasse zu beschützen.

Das heißt im Klartext: Sie brauchen unsere Unterstützung genauso, wie wir die Ihre benötigen. Deshalb bitte ich abschließend noch einmal alle irdischen Regierungen, vertrauensvoll mit uns zusammenzuarbeiten.

Seien Sie unbesorgt. Das, was Ihnen künftig gegebenenfalls an Wirtschaftskraft durch unsere konkurrierende larojanische Technologie verloren geht, werden wir Ihnen durch kostenfreie Energie- und industrielle Produktionsanlagen sowie durch neue zivil nutzbare Güter und Rohstoffe ersetzen“, kam die Erzherzogin gleich danach zum Abschluss ihrer beeindruckenden Ansprache.

Die Erzherzogin vergaß am Ende aber auch nicht, noch einmal ihren, schon aus Presse und Medien wohlbekannten Satz anzufügen, wonach es, die Zukunft der Erde betreffend, bei den im Anschluss anstehenden Beratungen und Koalitionsentscheidungen nicht nur um Politik und Macht, sondern letztlich und in erster Linie um das Überleben der gesamten Menschheit ginge.

Doch noch ehe der UN-Generalsekretär den weiteren Ablauf des Versammlungstages bekanntgeben konnte, schrillte ein durchdringendes Alarmsignal aus allen larojanischen Kommunikatoren.

„Was ist los?“, fragte Shira-Khor augenblicklich, aber dennoch ein wenig verwundert, während sie ihren Kommunikator auf Holobild und Mithören schaltete.

„Pyramidenschiff im Anflug auf das Sol-System“, kam es kurz und bündig aus der Ortungszentrale der THERRA-X zurück.

„Meldung kommt vom Wachschiff KHERA. Wir starten in wenigen Minuten“, meldete sich jetzt Oberstleutnant Konrad Ackermann militärisch knapp. „Will noch jemand von euch mitkommen?“

„Ja!“, antwortete Alex sofort. „Fliegt eine Schleife in 3.000 Fuß Höhe über New York. Ich springe dann mit Mora an Bord, oder will mich noch jemand begleiten?“

„Ich denke, ich kann bei der Identifizierung dieses unbekannten Schiffs von Nutzen sein“, erwiderte Admiral Mero-Khan prompt.

„Schließlich habe ich als einziger von euch diese Pyramiden schon live und in Aktion gesehen.“ „Und wir beide kommen ebenfalls mit“, sagte Viktor Thule in diesem Augenblick, während er zugleich auf sich und seine neue Freundin Shania-Sher deutete.

„Okay, dann haltet euch alle vier mit euren Händen gut an mir fest!“, rief Alex, ehe er wenige Sekunden später mit seinen vier Begleitern – vor den erschrockenen Zuschauern im Versammlungssaal – mit dem dafür üblichen lauten Vakuumknall auf die Kommandobrücke der THERRA-X teleportierte.

„Bildübertragung zu meinem Standort!“, rief Flottenchef Kendo-Khar jetzt augenblicklich in sein Mikrofon. Dann schaltete er seinen Kommunikator auf die Wachfrequenz aller larojanischen Schiffe um und befahl: „Roter Alarm für KHERA und THARO! Alarmstart für die MHARIN und die THERRA-X in Richtung Raumsektor Gamma grün!

Eindringling ist ein unidentifiziertes Pyramidenschiff mit mindestens 1.000 Meter Kantenlänge. Koordinaten sind 325 Grad über Anflugvektor 3, Raumdiagonale 230. Passiert gerade die äußeren Planeten. Ausführung!“

Damit wandte sich Kendo-Khar sofort dem gastgebenden UN-Generalsekretär und den überaus irritiert und zum Teil beunruhigt schauenden Politikern im Konferenzsaal zu.

„Herr Generalsekretär, meine Damen und Herren Exzellenzen, keine Angst. Wir kümmern uns um dieses seltsame Schiff, das da gerade in Ihr Sonnensystem einfliegt. Tut mir leid, wenn wir hier heute deswegen nicht planmäßig weitermachen können.

Ich fürchte aber, dass wir den Abschluss dieser Versammlung im gegenseitigen Einvernehmen bis nach den vorgesehenen Expertengesprächen auf das Ende der kommenden Woche verschieben müssen. Überdies hilft das Ihnen und uns, eine bessere Entscheidungsgrundlage zu erlangen.

Ach so, eines noch. Das, was Sie eben mit angesehen haben, war die Teleportation eines terranischen Menschen, der larojanische Wurzeln hat und der sich kraft seines paranormalen Gehirns zeitverzugslos an andere Orte versetzen kann.

Über das, was es damit auf sich hat, werden wir Sie später noch genauer informieren. Im Moment gilt es nämlich zuerst einmal, eine möglicherweise bedrohliche Situation für Ihren Planeten zu entschärfen.

So, Herr Generalsekretär, jetzt verraten Sie mir bitte die informationstechnische Einspeiseadresse Ihrer Videobildwand.

Ich denke mir nämlich, dass alle hier Anwesenden gerne aus erster Hand mitbekommen würden, was sich an der Grenze Ihres Sonnensystems gerade abspielt. Und glauben Sie mir bitte – das ist keineswegs ein bestellter Trick, sondern eine überaus ernste Angelegenheit.“

Planet der Sklaven

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