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A: DEUTSCHLAND Die Entwicklung bis 1968 Traditionen

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Auch wenn man sich hüten muss, Klischees zu reproduzieren, sollen zunächst einige längerfristig wirksame Wertorientierungen der Deutschen genannt werden, da sie sich von den Traditionen in Italien eklatant unterscheiden. SONTHEIMER benennt verschiedene Traditionen, die v.a. auf die Zeit des Biedermeier und des Wilhelminismus zurückgehen.

Für diese Arbeit interessant sind die etatistische und die unpolitische Tradition. Erstere bezeichnet die Idee des Staates als „Verkörperung des Allgemeininteresses“, die sich im 19. Jh. als Resultat der Nichtexistenz eines deutschen Nationalstaates stärker herausbildete. Als Garant für Uniformität, Sicherheit und Ordnung wurde der Staat höher eingeschätzt als Individualität oder das Eintreten für partikulare Interessen. Diese Tradition wurde in der Adenauer- Ära angesprochen, um die Bevölkerung emotional an den neuen Staat zu binden.

Die unpolitische Tradition steht mit der etatistischen in Zusammenhang, denn wo das eigene Wohl einem allmächtigen Staat überlassen wird, ist das Interesse des Einzelnen an der Gestaltung von Politik gering. Der unpolitische Untertanengeist aus der wilhelminischen Zeit ist in dem Roman „Der Untertan“ von Heinrich MANN treffend beschrieben. Nach der NS- Ära manifestierte sich diese Tradition in dem Wunsch vieler Deutscher, mit Politik nie mehr etwas zu tun haben zu wollen.

Terrorismus in Deutschland und Italien: Theorie und Praxis der RAF und der BR

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