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Der erste Schlüssel: Gegenwärtigkeit

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Das Leben findet nur im gegenwärtigen Augenblick statt und nicht in der Zukunft oder Vergangenheit.

Im Deutschen haben wir den schönen Begriff der »Geistesgegenwart«. Jemand, der geistesgegenwärtig ist, tut in einer Situation, in der andere blockieren oder in Aktionismus verfallen, genau das Richtige. Sein Geist ist völlig präsent, ist unabgelenkter Teil des Geschehens und kann so genau beobachten, was passiert. Im Zustand völliger Geistesgegenwart ist jegliches unnütze Denken und jegliche fruchtlose Spekulation ausgeschaltet. Das setzt enorme Energien frei. Geistesgegenwärtig zu sein, bedeutet, fest im gegenwärtigen Moment verankert zu sein. Wir tun das, was wir tun, mit voller Aufmerksamkeit. Manche Menschen begeben sich in extreme Situationen, um diesen Zustand zu erreichen. Sie betreiben Sportarten wie Freeclimbing, in denen absolute Fokussierung notwendig ist, um nicht abzustürzen. In solchen Situationen fällt alles Überflüssige weg und wir sind ganz gegenwärtig. Dieser Zustand ist so befreiend, dass er uns süchtig machen kann und in immer neue Grenzsituationen treibt.

Doch es geht darum, Gegenwärtigkeit mitten im Alltag zu kultivieren. Dies können wir mithilfe der Achtsamkeitsmeditation erreichen. Durch die systematische Beobachtung unseres Atems, unseres Körpers, unseres Geistes und unserer Umgebung erweitern wir Schritt für Schritt unser Bewusstsein darüber, was im gegenwärtigen Moment passiert. Das schwächt die Routinen und Gewohnheiten, um die unser Leben kreist, und schafft Raum für unmittelbares Erleben. Wenn wir essen, essen wir. Wir planen nicht gleichzeitig unsere nächste Woche – wir essen und schmecken mit großer Aufmerksamkeit, was wir da essen. Das schärft unsere Wahrnehmung und verbindet uns mit unserer Umgebung.

Während ich diesen Satz schreibe, spüre ich, dass mein Körper auf dem Sprung ist. Er will in die Küche, Kaffee trinken. Er wird zunehmend unruhig. Zur selben Zeit beobachte ich meine Gedanken. Auch sie drängen mich aufzustehen. Und ein leichtes Unbehagen ist da, das sich in den Gedanken übersetzt: »Darf ich mit Koffein im Blut über Slowing down schreiben?« Diese Beobachtung löst ein Lächeln aus. Welch ein interessanter Kampf zwischen Gier und Schuld! »Ja, ich bin gierig!« Ich nehme wahr, dass ich lächle. Mein Körper entspannt sich. Hätte ich den Zustand meines Körpers und Geistes nicht so genau beobachtet, mir wäre Wichtiges entgangen. Vielleicht hätte ich mit einem Schuldgefühl meinen Kaffee getrunken oder der innere Kampf hätte meinen Körper kontinuierlich verspannt. Was unbeobachtet bleibt, treibt uns an. Der achtsame Umgang mit unserer Lebenszeit bereichert unser Leben.

Immer wieder gilt es die Frage zu stellen, warum wir nicht genau jetzt, in der Gegenwart, glücklich sein können. Was fehlt uns? Was fehlt wirklich? Wir haben bereits so viele günstige Bedingungen in unserem Leben. Die meisten von uns erfreuen sich relativer Gesundheit, guten Essens, haben eine Wohnung oder ein Haus, Freunde, Familie, einen Arbeitsplatz … Was fehlt wirklich? Welche Gespenster verfolgen uns? Oder anders: Wenn wir unter diesen Bedingungen nicht glücklich sein können, wann dann? Die Antworten auf diese Fragen warten im gegenwärtigen Moment. Dort wartet nicht nur unsere Freude, sondern auch unser Schmerz. Die ganze ungeteilte Realität erwartet uns. Unverarbeitete Erlebnisse und Verletzungen. In der Gegenwart ist alles da und wir können diese Dinge betrachten statt vor ihnen davonzulaufen. Wenn wir der Realität so ins Auge sehen, verliert sie einen Großteil ihres Schreckens. Die Flucht hat ein Ende. Slowing down.

Je höher unsere Gegenwärtigkeit, desto genauer können wir hinsehen und desto weniger schreckt uns. Dieses Buch ist voller Ansätze, wie Sie sich in der Gegenwart verankern können. Viele kleine Übungen für den Alltag, die Ihnen helfen, bewusst zu stoppen und die Antriebskräfte Ihres Lebens zu erkennen.

Slow down your life

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