Читать книгу Andere Spezies, gleiches Prinzip - Karen B. London - Страница 26
Primäre vs. bedingte Verstärker
ОглавлениеIch habe erwähnt, dass Hundetrainer oft Clicker verwenden, um gutes Verhalten zu markieren und dass Delfintrainer oft Pfeifen für denselben Zweck verwenden. Viele Hunde und Delfine haben aus Erfahrung gelernt, Clicker und Pfeifen als Verstärker anzusehen. Clicker und Pfeifen sind Beispiele für bedingte Verstärker, was nur bedeutet, dass die Tiere gelernt haben (dazu konditioniert wurden), diese als Verstärker anzusehen. Um wirklich zu verstehen, was sie sind, müssen wir zuerst verstehen, was primäre Verstärker sind. Primäre Verstärker sind alles, was für ein Tier von Natur aus verstärkend wirkt. Beispiele für primäre Verstärker sind Futter, Spielzeug und Wasser. Hunde müssen nicht erst lernen, dass sich diese Dinge gut anfühlen. Sie tun es einfach von Natur aus. Bedingte Verstärker sind Dinge, die so dauerhaft mit einem primären Verstärker assoziert wurden, dass sie selbst verstärkend wirken. Wenn Hundetrainer einen Clicker einsetzen, dann bringen sie dem Hund als Erstes bei, den Clicker mit einer Belohnung zu verknüpfen. Durch die Kombination dieser zwei Dinge – zuerst kommt ein Click, woraufhin sofort eine Belohnung folgt – bringt der Hundetrainer dem Hund bei, sich genauso über den Clicker zu freuen wie über die Belohnung, die immer danach kommt. Sobald der Hund dieselbe emotionale Reaktion auf den Clicker wie auf die Belohnung zeigt, kann der Trainer den Clicker einsetzen, um das gewünschte Verhalten durch das Markersignal eines Clicks zu verstärken – und nach dem Click folgt eine Belohnung. (Genau derselbe Ablauf findet statt, wenn ich einem Delfin beibringen will, einen Pfeifton mit einem Fisch zu verknüpfen.) Es ist viel einfacher, ein Verhalten mit einem Clicker zu markieren, anstatt zu versuchen, dem Hund eine Belohnung in genau dem Augenblick zu verabreichen, in dem ich ihm sagen will: „Ja! Das wollte ich!“ Stellen Sie sich nur vor, Sie wollten einem Delfin beibringen, höher zu springen und müssten ihm dafür dann einen Fisch genau auf der Höhe des Sprungs zukommen lassen. Wieviel einfacher ist es, eine Pfeife zu verwenden!
Die Anwendung von bedingten Verstärkern kommt bei Menschen nicht allzu häufig zum Einsatz, weil wir uns in den meisten Umständen ziemlich akkurat darüber verständigen können, welches konkrete Verhalten nun das gewünschte war. Das trifft selbst dann zu, wenn wir das Verhalten ein bisschen später markieren, als wir das bei Hunden oder Delfinen tun können. Wenn es um unsere Mitmenschen geht, ist es zwar weniger schwierig, ein Verhalten klar zu markieren, aber das bedeutet nicht, dass bedingte Verstärker bei Menschen gar keine Rolle spielen. Sie haben auch im menschlichen Lernverhalten ihren Platz. Eltern verwenden manchmal Phrasen wie „Gut gemacht“ oder „Super, was du da gemacht hast“ als Markersignal. (Ich bin mir sicher, manche in der Lerntheorie sehr bewanderte Trainer haben beim letzten Satz Krampfzustände bekommen. Es stimmt natürlich, dass derartige Phrasen für Kinder auch eine Form der sozialen Bestätigung darstellen können, was sie eher zu primären als zu bedingten Verstärkern macht. Es ist richtig, dass primäre Verstärker normalerweise nicht Markersignale genannt werden und es ist sehr aufmerksam von Ihnen, zu bemerken, dass nicht jedes Beispiel perfekt in eine Kategorie passt!) In der menschlichen Gesellschaft ist Geld wahrscheinlich der häufigste bedingte Verstärker. Geld wirkt nicht von sich aus positiv oder verstärkend, aber Menschen lernen, dass es damit möglich ist, alle möglichen primären Verstärker zu erwerben. Tatsächlich ist die Assoziation zwischen Geld und dem Erwerb von begehrenswerten Dingen so stark, dass viele Leute überzeugt sind, es handle sich dabei um einen primären, und nicht um einen bedingten, Verstärker.