Читать книгу Antinatalismus - Karim Akerma - Страница 168
Daseinsdankbarkeit
ОглавлениеBei rechtem Licht besehen (und dieses Licht ist nicht etwa das zu erblickende Licht der Welt) können wir unseren Eltern nicht dafür dankbar sein, dass sie unseren Existenzbeginn bewirkten. Denn als sie „unseren“ Existenzbeginn bewirkten, hatten sie nicht „uns“ im Blick, existierten wir nicht. Unsere Eltern zeugten nicht uns als jemanden bestimmtes, sondern: einen beliebigen Menschen; sie wollten nicht uns, sondern: ein Kind. Statt Elterndank käme somit allenfalls eine Daseinsdankbarkeit in Frage. Aus geäußerter Daseinsdankbarkeit zieht der Pronatalist Holtug (Pronatalismus) den (Fehl-)Schluss, den betreffenden Personen sei durch ihren Daseinsbeginn genutzt worden. Nutznießer des eigenen Daseinsbeginns wären somit Matthias Claudius oder Ludwig Tieck, die wir kurz beispielhaft für den Topos der Daseinsdankbarkeit anführen, um uns dann eingehender mit Dieter Henrich und Günther Anders zu beschäftigen.