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Cioran, Emil (1911–1995)
ОглавлениеGlaubender Atheist und säkular-antinatalistischer Buddho-Gnostiker, der zumal mit seinem Buch „Vom Nachteil, geboren zu sein“ antinatalistisch Wirksam wurde. Wobei Cioran gewusst haben wird, dass es für uns – solange wir nicht an die Präexistenz glauben – nicht von Vorteil gewesen wäre, nicht geboren worden zu sein.
Im Folgenden vergewissert sich Cioran dessen, dass wir nicht „zwangsläufig“ Übel erleiden und sterben müssen, sondern uns dies allein deswegen widerfährt, weil man unseren Existenzbeginn bewirkte: „Es widerstrebt uns, soviel ist gewiß, die Geburt als Geißel zu betrachten: hat man uns nicht eingebläut, sie sei das höchste Gut, das Ärgste sei am Ausgang unserer Laufbahn zu finden und nicht an ihrem Beginn? Das Übel, das wahre Übel ist jedoch hinter uns, nicht vor uns. Das ist Christus entgangen, das hat Buddha gewußt: ‚Wenn drei Dinge nicht in der Welt existierten, oh ihr Getreuen, so würde der Vollendete nicht in der Welt erscheinen ...’ Und noch vor dem Alter, vor dem Tod sieht er das Geborenwerden als Quelle aller Gebresten und aller Katastrophen.“ (Cioran, Vom Nachteil, geboren zu sein, S. 5f)
Bevorzugter Gegner Ciorans ist der als böse entlarvte judäo-christliche Schöpfergott (Akkusationszurückhaltung), den er in gnostischer Manier attackiert und als dessen Komplizen ihm die sich fortzeugenden Mitmenschen gelten: „Die kriminelle Aufforderung der Genesis: ‚Wachset und mehret euch’, konnte nicht aus dem Munde des guten Gottes gekommen sein. Seid selten, hätte er vermutlich empfohlen, wenn er mitzureden gehabt hätte. (...) Mit gutem Grund verurteilen die Sekten, denen die Fruchtbarkeit verdächtig war – die Bogomilen und die Katharer – die Ehe... Zeugen, das heißt: die Geißel lieben, instandhalten, verschärfen. (...) Die Lust ist wesentlich Betrug und erlaubt uns, zu leisten, was wir theoretisch ablehnen, verdammen. Ohne ihre Hilfe würde die Enthaltsamkeit Terrain gewinnen und selbst die Ratten verführen. (...) Wenn man weiß, was das Schicksal jedem zuweist, steht man verblüfft vor dem Missverhältnis zwischen einem Augenblick der Unachtsamkeit und der ungeheuren Summe von Ungemach, die daraus entsteht.“ (Die verfehlte Schöpfung, S. 14f)