Читать книгу Antinatalismus - Karim Akerma - Страница 96
ОглавлениеAsymmetrien
Paternalistischer Pronatalismus versus nichtpaternalistischer Antinatalismus
Der Pronatalismus ist unhintergehbar advokatorisch und selbstherrlich, da er ein Einverständnis der Gezeugten mit ihrem Dasein voraussetzt, dessen er sich jedoch niemals sicher sein kann. Denn niemand kann wissen, ob nicht die gezeugte ihr Dasein als Zumutung empfinden wird. Dem steht der Antinatalismus als nichtadvokatorische Theorie und Praxis gegenüber – da er kein Einverständnis „Nichtgezeugter“ mit „ihrer“ Nichtexistenz voraussetzt.
Nativistische Handlungs- und Unterlassungsgebote
Gemeinhin wird eine Pflicht anerkannt, nicht so zu handeln, dass ein Mensch leiden wird. Zugleich wird es nicht als Pflicht angesehen, so zu handeln, dass ein Mensch Glück erfährt. Im Falle existierender Menschen bedeutet dies, dass wir davon Abstand nehmen müssen, dem Betreffenden zu schaden, dass wir aber nicht verpflichtet sind, ihm Freude zu bereiten oder sein Dasein über den Zustand der Zufriedenheit zu steigern.
Mit Blick auf Handlungen, die dazu führen, dass ein Mensch zu existieren beginnt, bedeutet dies: Wir sind verpflichtet, diese Handlungen zu unterlassen, weil sie unweigerlich dazu führen, dass ein Mensch zu existieren beginnt, der auch unzufrieden sein und leiden wird; wir sind gehalten, diese Handlung zu unterlassen, auch wenn sie dazu führt, dass ein Mensch zu existieren beginnt, der (auch) Glück und Freude erfahren wird.