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Eine Art Prolog

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Man spricht von Sphärenmusik, als könnte man einen Zustand in Tönen schildern. Es heißt, daß eine Tonlage oder eine Melodie einen Gemütszustand auszudrücken vermag. Nun war es Winter.

Der Winter hatte sich in Schonen und in der Stadt Lund früh eingestellt.

Jetzt war es Nacht.

Eine dunkle Winternacht, die vom Schnee auf dem Boden erhellt wurde.

Der Schnee war in diesem Jahr früh gekommen, sogar ungewöhnlich früh für diesen südlichen Landesteil. Schon um den ersten Advent herum war die Witterung radikal umgeschlagen. Die Kälte hielt die Stadt umklammert. In den Nächten war es so kalt, daß man die Bäume knacken hörte. Tagsüber kniff der Frost die Leute in die Wangen und färbte sie rot.

In den ersten Dezembertagen hatte es zu schneien angefangen.

Zuerst fielen die Flocken gleichsam schüchtern und verschämt, als bäten sie um Entschuldigung für ihre Aufdringlichkeit.

Aber mit jedem Tag fiel der Schnee ausgiebiger.

Nicht genug damit, daß der Schnee fiel, er blieb auch auf dem Boden liegen, ohne zu Matsch zu werden, ohne zu schmelzen.

So wurden im Verlauf der Zeit Straßen, Bürgersteige, Rasen, Dächer, Bäume und alles ringsum weiß.

Die Stadt Lund wurde in eine freundliche, weiße und beruhigende Decke gehüllt.

Die Bewohner freuten sich auf eine weiße Weihnacht.

Es war das Jahr 1969.

Die Melodie, die man ahnte, erinnerte an ein weiches, abrollendes Saxophonsolo in ein wenig wehmütiger Tonart.

Die durchfahrenden Reisenden, die durchs Fenster eines Eisenbahnabteils einen Blick auf die Stadt erhaschten oder sie vom Auto aus betrachteten, gewannen den Eindruck einer friedlichen Idylle.

Im großen und ganzen war dieser Eindruck vielleicht richtig. Lund ähnelte den Städten, die man in den alten englischen Weihnachtsfilmen zu sehen bekommt: mit dem Schnee, den niedrigen Häusern, den freundlichen Menschen, den Tannen im Lichterglanz, den weihnachtlich geschmückten Fenstern, den Girlanden über der Haustür. Es sah wie eine Stadt aus, die keinen Raum hat für Gewalttätiges, Brutales oder Erschreckendes.

In Wirklichkeit aber war Lund keine romantische Weihnachtspostkarte mit schmuckem Schnee, Sorglosigkeit und warmherziger Freude.

Ein wütender Trompetenstoß zerschnitt die Stimmung, die das Saxophonsolo schilderte.

Triumph der Gewalt

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