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Im Herbst
ОглавлениеAm 27. Oktober 1971 erstattete Patrik Ljunggren gegen seinen Nachbar Nils Göransson Anzeige, er habe sich an Ljunggrens dreizehnjähriger Tochter Ewa-Lena vergriffen. Patrik Ljunggren war Alkoholiker und gemütskrank.
Ewa-Lena war oft zu Besuch bei der Nachbarfamilie Göransson. Sie fühlte sich bei Nils und Gun Göransson mehr zu Hause als bei ihren Eltern.
Als ihre Mutter, Siv Ljunggren, vor zwei Jahren bei einem Verkehrsunglück verletzt worden war, hatte Ewa-Lena fünf Monate lang bei Nils und Gun Göransson gewohnt.
Ewa-Lena wurde mehrmals verhört, und jedesmal schilderte sie in allen Einzelheiten, was sich auf dem Rücksitz von Göranssons Auto abgespielt hatte. Demnach war es öfters zum Geschlechtsverkehr gekommen.
Ein halbes Jahr später, im März 1972, wurde ein Psychologe zugezogen. Er sollte ein Gutachten erstellen.
Aus der Expertise ging hervor, daß Ewa-Lena gern dramatisierte, zu Hysterie neigte und mehrmals in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden war.
In einigen Punkten stimmten ihre Angaben dem Psychologen gegenüber nicht mit ihren Aussagen beim polizeilichen Verhör überein.
Der Psychologe fragte sich, ob das Mädchen wirklich die Wahrheit sprach. Ihm hatte sie unter anderm gesagt, Göransson habe sich mit ihr im ehelichen Schlafzimmer vergnügt.
Inzwischen war Nils Göransson verhaftet worden, genauer gesagt, im Januar. Er blieb bei seiner Aussage, er habe mit dem Mädchen keinen Geschlechtsverkehr gehabt.
Gun, seine Frau, war überzeugt, daß Ewa-Lena die ganze Geschichte erfunden hatte.
Vier Tage nach der Verhaftung erlitt Nils einen Herzinfarkt und lag dann drei Monate im Krankenhaus.
Eines Tages, Mitte Oktober 1972, erfuhr der Psychologe, das Mädchen sei einige Wochen nach der Anzeige gegen Göransson wegen Unterleibsbeschwerden von einem Gynäkologen untersucht worden.
Er ließ sich die Krankengeschichte kommen.
Die Beschwerden hatten nichts mit dem angeblichen Geschlechtsverkehr zu tun gehabt. Vor allem aber stand in dem Protokoll, daß Ewa-Lena zur Zeit der Untersuchung unberührt gewesen war.
Der Psychologe setzte sich mit dem Frauenarzt in Verbindung.
Der Gynäkologe hielt es für ausgeschlossen, daß Ewa-Lena die von ihr geschilderten Erlebnisse gehabt hatte.
Hierauf erwirkte der Psychologe eine Besprechung mit dem zuständigen Polizei-Inspektor. Er erfuhr, daß man nach der Anzeige gegen Göransson sofort eine gynäkologische Untersuchung beantragt hatte. Aber das Mädchen hatte sich geweigert, sich untersuchen zu lassen.
Die Polizei hatte sich damit begnügt und Nils Göransson verhaftet.
Ewa-Lena wurde aufs neue verhört.
Da bekannte sie, alles erfunden zu haben.
Im Gutachten des Psychologen stand: „Ewa-Lena Ljunggren hat eine stark erotisch gefärbte Phantasie und ist außerstande, zwischen Phantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden. An und für sich ist das bei Mädchen in der Pubertät nichts Ungewöhnliches. Das hätte man jedoch bei den Ermittlungen bedenken sollen, zumal der Verdächtigte die gegen ihn erhobene Anklage hartnäckig bestritt. Das Mädchen ist mythomanisch veranlagt und hat eine abnorme Einbildungskraft. Es wäre wünschenswert gewesen, mich früher heranzuziehen, da ein derartiger Fall Sachkenntnis verlangt, über die Polizeibeamte nun einmal nicht verfügen.“
Ewa-Lena wohnte im selben Haus wie Inger Elwing.
Sie war nicht zum letztenmal mit der Polizei in Berührung gekommen.