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Schleswig-Holstein

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In Melsdorf bei Kiel in Schleswig-Holstein lebten die Schlüters, die Familie des Dorflehrers. Christian Schlüter – nicht der gleichnamige Briefschreiber, sondern mein späterer Opa - und seine beiden Brüder waren schon im Ersten Weltkrieg Soldaten gewesen. Sein Bruder Johannes war damals gefallen, 22 Jahre alt. Christian Schlüter hatte den Untergang des Kaiserreichs miterlebt, das Versagen der Weimarer Zeit und den Aufstieg Hitlers. Nun zog er als Veteran in den Zweiten Weltkrieg und war Offizier in Trondheim in Norwegen. Er war ein Ludendorffer. Ludendorff hatte gemeinsam mit Hitler geputscht, sich aber später mit ihm überworfen und ging seinen eigenen Weg. Mein Großvater kannte Ludendorff auch persönlich. Ludendorff und seine Frau hatten eine Art pseudo-religiöse und judenfeindliche Weltanschauung entwickelt und einen entsprechenden Bund der Deutsch-Gottgläubigen gegründet. Eine kleine Anhängerschar gibt es wieder. Frieda Schlüter, Christians Frau, erhob im Dorf laut ihre Stimme gegen die Auswüchse, die es dort gab. Nur gut, dass man sie in Ruhe ließ! Andernorts wurde dergleichen nicht geduldet. Die Tochter heißt Rotraud, die beiden Söhne hießen Johannes und Karl-Hinrich. Rotraud ist meine Tante, Johannes mein Vater und Karl-Hinrich mein Onkel. Die jungen Kerle zog es zur Kriegsmarine. Aus der Schule entlassen, wurde Karl-Hinrich eingezogen, er war auf U-333, das in Emden gebaut wurde und am 31.7.44 sank. Es war das 538. U-Boot, das von Engländern versenkt wurde. Erst nach Jahrzehnten wurde es südwestlich von England nahe der Scilly-Inseln entdeckt. Mein Onkel wurde 20 Jahre alt. Ich erbte seinen Vornamen, so wie Johannes den Vornamen seines im ersten Weltkrieg gefallenen Onkels geerbt hatte.

Johannes war Volontär in Kiel, als er 1941 zum Arbeitsdienst eingezogen wurde. Später kam er auf einen Minensucher, der nach einem Torpedotreffer versank. Zusammen mit den anderen wurde er aus dem Wasser gefischt. Er war verwundet. Danach kam er auf ein Vorpostenboot in der südlichen Nordsee, als aus Steuerbord plötzlich Feuerbord wurde; es wurde in Brand geschossen. Abermals musste die Mannschaft gerettet werden. Das dritte Boot hatte einen Posten in der Unterelbe. Ein "gegisstes Besteck" (Tagesstrecke) gab es nicht mehr, man lag vor Anker.Was geschah? Auch der Kasten wurde getroffen und versank ebenfalls. Die Besatzung musste an Land schwimmen, es war im Winter. Dreimal war Johannes dem Tod von der Schippe gesprungen, aber es hatte ihn schwer mitgenommen. Nun musste er nicht mehr an Bord, sondern wurde zum Hafendienst nach Emden abkommandiert. Natürlich schaute er in der freien Zeit den Röcken hinterher. Irgendwann begegnete er mit seinen Kameraden den Mädels, zu denen auch Hedwig gehörte. Es schien, als hätten sie sich gesucht und gefunden. Bald war dann der Krieg vorbei. Die Bombennächte hatten sie überlebt, aber Deutschland war besiegt und am Boden. Die desaströse Nachkriegszeit begann. Im November 45 erblickte ich das „Licht der Welt“ auf Transvaal. Nicht in Afrika, es ist ein Stadtteil von Emden. Es wäre schön, wenn die Geschichte hier enden könnte, mein weiteres Leben mit Hitler nichts mehr zu tun hätte. Dem ist aber nicht so.

Das Leben nach Adolf Hitler

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