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Kapitel 1

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Ein Leben


Eine Wahre Erzählung

Chitbodhi / K.L. Malczok


Einen großen Dank an:

Thomas und Anja

Ohne eure Ermutigung, Korrektur und Hilfe bei der Recherche

wäre dieses Buch nie in Deutsch geschrieben worden.

Copyright © Karl Ludwig Malczok 2016

All rights reserved


"Easy is right.

Begin right and you are easy.

Continue easy and you are right.

The right way to go easy

is

to forget the right way

and forget that the going is easy."

ChuangTzu


Einfach ist richtig.

Beginne richtig und es wird einfach für dich sein.

Fahre mühelos fort und du bist richtig.

Der rechte Weg, um einfach zu gehen,

ist

den rechten Weg zu vergessen

und zu vergessen, dass du mühelos und einfach gehst.

Chuang Tzu / frei übersetzt: Chitbodhi

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 - Warum?

Kapitel 2 - Lasst uns anfangen – Alter 0 bis 19

Kapitel 3 - Mein Vater – 1970

Kapitel 4 - 1968 bis 1974 – Arbeit

Kapitel 5 - Oberhausen Kolleg – zu gut um wahr zu sein

Kapitel 6 - Eine plötzliche Flucht – Berlin

Kapitel 7 - 1977 – Holzkamp – Ein Streik

Kapitel 8 - 16. Dezember 1977 – Eine Kirchenbesetzung

Kapitel 9 - Irmgard – ein Ende – 12. Januar 1978

Kapitel 10 - Die Reise beginnt – Berlin, Türkei, Iran

Kapitel 11 - Nacht der Lebenden Toten – Mashhad/Iran

Kapitel 12 - Afghanistan - Das Paradies / Pakistan

Kapitel 13 - Indien – Poona – 29.3.1978

Kapitel 14 - Einer von denen werden

Kapitel 15 - Ahmedabad – ein Wunder des Lebens

Kapitel 16 - Berlin

Kapitel 17 - Eine Krankheit – Ute – Mut

Kapitel 18 - London - Brixton

Kapitel 19 - Poona, 1979 – Julia – Bombay - Nepal

Kapitel 20 - Griechenland, Rhodos – Mein Freund ist zurück

Kapitel 21 - Delhi, ein Telegramm – Deutschland – Indien

Kapitel 22 - Saswad, Poona – Ein Traum bricht zusammen

Kapitel 23 - London – Magie von Devon – Jaya – Ley Lines

Kapitel 24 - Julia – Rajneeshpuram – Oregon

Kapitel 25 - Berlin – New York / You or me?

Kapitel 26 - Gewalt

Kapitel 27 - Rajneeshpuram, Oregon – das letzte Mal

Kapitel 28 - Los Angeles, Venice Beach, Monsterwelle

Kapitel 29 - New York, 2. Runde - Agnes - Ecstasy - Amita

Kapitel 30 - Manhattan, Boston, Verrückte Katzen, Jannika

Kapitel 31 - Poona, 1987 – auf der Achterbahn

Kapitel 32 - Deutschland, Manisha, Felix, fünf Joghurt Mann

Kapitel 33 - München, Komplikationen, Wien und Franz

Kapitel 34 - Boston, 1988 / 1989 – Ein Auto mit Herz

Kapitel 35 - Lacota Indianer, Ojate, B ä ren Stamm, Sun Bear

Kapitel 36 - Zeitsprung – USA – Krieg dem Terror - 2003

Kapitel 37 - Wer war Rajneesh? Was war er für mich?

Kapitel 38 - Poona – Rajneesh lebt so gerade noch

Kapitel 39 - Bali, Die Insel der Götter, - Magie

Kapitel 40 - Rusty, Lily und Fifi – 2003 - 2005

Kapitel 41 - Mittwoch, 7. September 2005

Kapitel 42 - Hareesh, 2010/11 – Wiedersehen nach langer Zeit

Kapitel 43 - Das Ende


Warum?


Seit meinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr weiß ich das ich irgendwann dieses Buch schreiben würde. Ich bin jetzt 65 und ich lebe auf Bali, Indonesien, eines der letzten relativ heilen Paradiese die wir auf diesem Planeten haben.

Geboren bin ich im Ruhrgebiet, in Herten, 1950, in einem Land das sich sehr schwer tat mit seiner Vergangenheit umzugehen. Angefangen zu schreiben habe ich mit 15, 1965. Fünfzehn Jahre aufwachsen in Deutschland, der Name Adolf Hitler, SS, und das Hakenkreuz, waren Begriffe die wir alle als Kinder zu der Zeit kannten. Einziger realer Bezug zu diesen Begriffen, die Ruinen und Bunker, Überbleibsel eines vergessenen Krieges, ganz weit zurück in der Vergangenheit.

Herten war wohl relativ verschont geblieben von diesem längst vergessenen Krieg. Drei Bunker, das einzige mysteriöse Verbindungsglied zu dieser Vergangenheit.

Als Kinder spielten wir immer in der Nähe eines kleinen Bunkers in Langenbochum, einem Stadtteil von Herten. Versteckt hinter hohen Bäumen auf einem verwilderten Land, genau die richtige Mischung von Geheimnis und Abenteuer, so perfekt für Kinder.

Mit acht Jahren, auf einer Straßenbahnfahrt mit meiner Mutter zu einem Arzt in Essen, die Nase an die Scheibe gepresst, wunderte ich mich immer über all die kaputten Häuser die an meinem Fenster vorbeiglitten. Fragen an meine Mutter bekamen immer nur eine kurze knappe Antwort:

„Vom Krieg zerstört.“

Erwachsene mochten es nicht über den Krieg zu reden. Gestellte Fragen, haben nie eine Antwort gefunden. Mit 15 wachte ich auf in einer Welt, dominiert vom Mysterium Adolf Hitler, der Realität von Konzentrationslagern und dem Hakenkreuz. Wo passte mein Vater da rein? Ein ruhiger, schwerarbeitender Bergmann, höflich, eine liebenswerte Persönlichkeit, der nie über die Vergangenheit sprach.

Ich wusste, dass er bis 1949 in Sibirien in Gefangenschaft gewesen war, fast einer der letzten die noch entlassen wurden. In 19 Jahren nicht ein Wort über die Härte, den Hunger, die Kälte des Lebens oder über Mitgefangene die an Hunger verstarben.

Wir wissen natürlich heute, dass es die Hölle gewesen sein muss. 3 Millionen Deutsche Soldaten wurden gefangen genommen und in diese Lager nach Sibirien gebracht, 380.000 sind dort gestorben, nie zurückgekehrt. Mein Vater hatte diesen Teil seines Lebens mit einem Radiergummi ausgelöscht, oder tief in seiner Persönlichkeit vergraben. Der Krieg war ein Tabu. Die Zeit unter Hitler vor dem Krieg ein mysteriöses Geheimnis. Wo an der Ostfront er in Gefangenschaft geraten war eine geheime Verschlusssache.

Nur ein einziges Mal habe ich ein paar kleine Tränen an ihm gesehen, die Verbindung zu dieser Vergangenheit. Im Deutschen Fernsehen lief „So weit die Füße tragen“, die Geschichte eines deutschen Soldaten der aus dem Lager in Sibirien ausbricht. Anlass für mich tausend Fragen zu stellen, nie eine Antwort findend außer Schweigen von rechts neben mir. Plötzlich im Augenwinkel sah ich sie, die paar kleinen Tränen die schnell weggewischt wurden, damit sie ja keiner sieht.

Aber ich habe sie gesehen.

Überwältigt von all diesen Fragen in mir habe ich angefangen Kurzgeschichten zu schreiben. Über den Krieg, über Menschen, über verstehen wollen, über Bitterkeit und Schmerz der Seele.

In vier Jahren wahrscheinlich 140 Kurzgeschichten, einen Roman und zwei Theaterstücke. Schreiben getrieben von einem Durst nach Verstehen, wie ein Irrer, jede Nacht, oft bis in den frühen Morgen.

Mit 16 am Aufbaugymnasium in Recklinghausen, wurde uns von unserem Deutschlehrer, namens Stengel, die Aufgabe gestellt, einen Aufsatz zu schreiben. Was immer uns in den Kopf kommt, über den Krieg. Nichts leichter als das für mich, da ich die Nacht vorher gerade eine Geschichte fertig geschrieben hatte.

Eine Geschichte über einen deutschen Soldaten, einige Jahre vorher aus Sibirien entlassen, der sein Bein dort in der Kälte verloren hatte, und hungrig an einer Straßenecke 1953 nach einer Zigarette bettelte. Zwei Minuten eines Lebens auf 18 Seiten. Einige Tage später wurden die Arbeiten zurückgegeben, meine zuletzt und ich musste sie erst vorlesen, danach wurde sie von der Klasse besprochen.

Nach der Klasse hielt mein Lehrer mich zurück, fragte mich ob ich noch mehr geschrieben habe und ob er alles lesen kann. Eine Woche später gab er mir alles zurück mit dem Rat, dass ich es an einem Verleger schicken sollte. Er hatte sich 12 Geschichten für seinen Deutschunterricht ausgesucht, eine für jeden Monat.


Mit 19 habe ich meine erste Freundin gefunden. Das Schreiben hat einfach aufgehört. Leben hat für mich angefangen. Mit 25, während meines Psychologie-Studiums habe ich meine Mutter in Herten übers Wochenende besucht. Ich habe die große Kiste mit all meinen Geschichten aus unserem Keller geholt, draußen im Sonnenschein alle nochmals gelesen. Sie waren alle perfekt, ein Spiegel meiner selbst, meiner Seele. Aber sie waren meine Vergangenheit. Geschichten über Leiden und Hoffnungslosigkeit, über eine Seele so verzweifelt Antworten zu finden. Wie Kafka, eine Seele die versucht das tiefe schwarze Loch in einem zu füllen, so schwarz und so verzweifelt und sooo tief.

Aber das war ich nicht mehr. Ich hatte mich aufgemacht ins Leben, auf der Suche nach mir selbst. An diesem Nachmittag habe ich alle Geschichten, Theaterstücke und den einen Roman im Garten verbrannt, und das hat sich so gut angefühlt.

Den Flammen zuschauend, wusste ich, dass ich irgendwann wieder anfangen werde zu schreiben. Dann werde ich schreiben über Hoffnung und nicht über Hoffnungslosigkeit, über Glück, schreiben, nachdem ich gefunden habe, was immer es ist, dass mich zu einem kompletteren Menschen gemacht hat.

Dieser Gedanke hat immer in mir gewartet, mich nie verlassen, war immer da bis heute.

Das bin ich, 66 Jahre alt. Dies ist mein Leben. Nur ein Leben von 7 Milliarden die auf diesem Planeten existieren. Und ich bin mir sicher jeder von den 6.999.999.999 anderen Menschen könnte Geschichten erzählen, ehrlich und wahr, wie meine.


Mein Leben. Nach bestem Wissen und Gewissen erzähle ich mein Leben wie es passiert ist. Alle Gespräche gebe ich aus der Erinnerung wieder, wie ich meine, dass sie sinngemäß stattgefunden haben. Etliche Namen wurden von mir aus Rücksicht auf noch lebende Personen verändert.

Dieses Buch hat natürlich an einigen Stellen literarische und stilistische Schwächen. Ich lebe seit 1980 nicht mehr in Deutschland und die drei Sprachen die ich spreche sind eigentliche alle stilistisch versaut. Mit keiner werde ich jemals einen Nobelpreis für Literatur gewinnen. Aber so wie es geschrieben ist, das bin eigentlich ich. Und mehr will ich auch nicht sein.

Also:“Enjoy.“


Ein Leben

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