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Kapitel 8 Heute

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Langsam wurde es etwas kühler und ich schaute auf die Uhr, es war nach Mitternacht.

„Wollen wir ins Bett gehen mein Schatz“, fragte ich Eva.

„Schade“, antwortete sie, „ es war gerade so spannend. Aber du hast Recht, morgen ... ach nein, heute ist ja auch noch ein Tag“, sagte sie lachend und stand auf.

„Ich schau noch einmal in den Pferdestall ob alles in Ordnung ist, bis gleich Liebes“, sagte ich zu ihr und ging langsam um das Haus herum zum Stall.

* * *

Eva ging ins Haus brachte das Geschirr in die Küche und dachte dabei:

‚Carlo beschäftigt irgendetwas. Er macht so ein nachdenkliches Gesicht, er macht sich über irgendetwas Gedanken und Sorgen. Ich glaube, ich werde ihn etwas ablenken und überraschen wenn er gleich kommt.‘

Sie ging ins Badezimmer und legte ihre Kleidung ab, bei dem Gedanken, was sie gleich vorhatte, wurde es ihr schon ganz warm. Sie duschte sich lauwarm ab und ging dann ins Schlafzimmer. Sie schlug die Bettdecke zurück und ein wohliger Schauer der Lust lief ihr über den Rücken. Sie hörte Carlo ins Haus kommen und in die Dusche gehen, sie war voller Vorfreude und Sehnsucht nach ihm. Das warme Gefühl zwischen ihren Schenkeln bereitete sich langsam über ihren ganzen Körper aus. Als sie hörte, wie die Dusche abgestellt wurde, legte sie sich nackt auf das Bett. Die Tür ging auf und Carlo kam nackt und vor Feuchtigkeit glänzend in das Schlafzimmer. So wie er da im Türrahmen stand, mit seinen 175 cm und der athletischen Figur, braun gebrannt mit grau melierten kurzen Haaren, machte er sie noch heißer.

* * *

Ich war auf dem Weg zum Stall. Es war ruhig, kein Auto war zu hören, kein Flugzeug, nur die Geräusche der Natur. Da kam aus dem dunklen Stall ein Schatten auf mich zugeflogen.

„He Blacky, alles klar im Stall? Mach langsam, nicht so stürmisch.“ Schwanz wedelnd stand er vor mir und ich streichelte ihm über den Kopf und kraulte seinen Nacken. Er lief neben mir her in den Stall.

Ich sah in die einzelnen Boxen und begrüßte sie und freute mich schon auf den heutigen Vormittag, wenn wir zusammen ausreiten würden, dann gab ich Blacky noch etwas Leckeres für die Nacht. Es waren alle versorgt und ich ging langsam zurück ins Haus, um mich für die Nacht fertig zu machen. Mein Weg führte mich gleich unter die Dusche, wo ich mir wohlig das lauwarme Wasser über den Körper laufen ließ und zum Schluss den Wasserhahn auf kalt drehte.

Als ich ins Schlafzimmer kam, sah ich Eva auf dem Bett liegen, wie Gott sie erschaffen hatte. Lange schlanke Beine, Ein Meter siebzig groß, schwarze, lange Haare und dunkle, unergründliche Augen.

„He du! Seemann. Komm und nimm mich endlich! Oder muss ich mir jemanden anderes ins Bett holen?“ Ich ging zum Bett und legte mich zu ihr. Langsam fingen wir an, uns zu liebkosen und streichelten uns mit den Händen. Ich küsste ihre Brustwarzen und spielte mit meiner Zunge. Sie stöhnte leicht auf und streckt mir ihre Brüste noch mehr entgegen. Meine Hände glitten langsam über ihre Schenkel hinauf zu ihrem Venushügel. Ihre Hände streichelten suchend über meinen Körper. Wir liebten uns in dieser Nacht so, als wenn es unsere letzten Stunden wären. Stürmisch, fordernd und zärtlich zugleich.

Am Morgen wurden wir durch das Bellen von Blacky geweckt. Im Sommer hatten wir immer die Fenster offen stehen, sie waren nur durch ein Fliegengitter geschützt. Ich sprang aus dem Bett und schaute aus dem Fenster Richtung Meer. Hier war nichts zu sehen, also lief ich in die Küche und sah vorne raus, zum Stall.

Da sah ich, wie zwei Männer langsam dem Weg vom Berg herunter und auf unser Haus zukamen. Blacky stand sichernd am Stall und rührte sich nicht vom Fleck, nur seine Nackenhaare standen aufrecht als Zeichen dafür, dass er voll angespannt war.

Da ich nackt war, ging ich ins Schlafzimmer, um mir eine Hose anzuziehen und ein Polohemd überzuziehen. Dann sagte ich zu Eva, dass wir ungebetenen Besuch bekommen und sah zu, dass ich nach draußen zu Blacky kam. Gerade bog ich um die Hausecke, als die beiden den Weg zum Haus einschlugen. Ich rief Blacky zu mir. Er kam angeschossen wie ein Blitz und sah die beiden lauernd an.

„Buon giorno“, sprach ich die beiden an, blieb stehen und ließ sie auf mich zukommen. So konnte ich sie eingehend betrachten und mir ein Bild von ihnen machen.

„Guten Morgen“, sagten sie fast gleichzeitig und streckten mir ihre Hände zum Gruße entgegen.

„Sprechen Sie vielleicht auch deutsch?“, fragten sie mich.

„Ja, das tue ich”, antwortete ich, ohne ihnen die Hand zu geben.

„Oh schön! Dann müssen wir nicht unser dürftiges Italienisch ausgraben.“

„Wie kommen Sie den hierher?“, fragte ich die beiden.

„Ja, wir sind einfach den Feldweg nachgegangen und wollten ans Meer“, antwortete der links Stehende.

„Da kommen Sie auf diesem Weg zwar hin, aber Sie befinden sich auf einem Privatgrundstück“, gab ich zur Antwort.

„Entschuldigung! Das tut uns leid, das wussten wir nicht. Da gehen wir mal wieder zurück“, sagte der Zweite und sie wandten sich ab, um wieder zur Straße zurückzugehen.

„Ich werde Sie zurückbegleiten“, sagte ich, während ich mich den beiden anschloss.

„Komm Blacky!“, sagte ich zu ihm und er lief neben mir her.

„Ist gut mein Bester, komm wir gehen ein wenig spazieren”, redete ich weiter zu ihm, um ihn etwas zu beruhigen. Ich sah noch einmal zurück und bemerkte, dass Eva am Fenster stand. Ich gab ihr ein Zeichen, dass wir in fünfzehn Minuten wieder zurück sein würden.

„Gehört das alles Ihnen?“, fragte mich einer der beiden.

„Ja, ist unser Altersruhesitz“, gab ich ihnen zur Antwort und tätschelte Blacky den Kopf.

„Da haben Sie sich aber ein schönes Fleckchen Erde ausgesucht, genau wie der Hund. Ist ein sehr schönes Tier.“ Ich nickte nur, ohne darauf zu antworteten. Auf diese Art von Konversation hatte ich so früh am Morgen und ohne Frühstück keine Lust. Ich war nur gespannt, was diese beiden Herren wirklich hier wollten, denn groß verlaufen konnte man sich hier wirklich nicht und ein Hinweisschild Privat-Grundstück war sogar in vier Sprachen unten am Weg angebracht.

„Machen Sie Urlaub auf Sardinien?“, stellte ich neugierig meine nächste Frage.

„Nein! Eigentlich sind wir geschäftlich hier, wir haben heute nur etwas Zeit und wollten schwimmen gehen.“

In der Zwischenzeit waren wir über den Hügel gekommen und man konnte unten die Straße, die zum Dorf führte, erkennen. Hier gab es keinen Parkplatz und ich sah einen Wagen direkt in unserer Wegeinfahrt vor dem geschlossenen Tor stehen.

„Ist das Ihr Wagen?“, fragte ich und deutete mit der Hand hinunter zu dem Fahrzeug.

„Ja“, war die kurze und knappe Antwort. Ich blieb stehen und sagte:

„Fahren Sie einfach auf der Straße weiter Richtung Stadt. Dort finden Sie dann auch einen Weg, der Sie ans Meer führt.“

„Danke und noch einen schönen Tag wünschen wir Ihnen.“

Ich blieb stehen und beobachtete sie weiter, bis sie in den Wagen stiegen, losfuhren, und den Weg zur Stadt einschlugen. Erst als sie außer Sichtweite waren, drehte ich mich um und ging nachdenklich zurück zum Haus. Irgendetwas hat mir an diesen beiden Kerlen nicht gefallen. Erst als wir am Frühstückstisch saßen, erzählte ich Eva die Geschichte mit den beiden.

„Ich glaube, wir sollten für Blacky noch ein oder zwei Spielkameraden holen, damit er nicht so alleine ist. Außerdem kann es auch nicht schaden, ein wenig mehr für unsere Sicherheit zu tun“, sagte ich und biss ein Stück vom Landbrot mit Blütenhonig ab. Sie sah mich nachdenklich an und sagte dann zu mir:

„Meinst du denn, dass die beiden etwas anderes wollten als nur ans Meer zu gehen?“

„Keine Ahnung. Aber mein Gefühl sagt mir, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wir sollten nach dem Frühstück mal rüber reiten zu Luciano und mit ihm reden. Vielleicht ist ihm ja in letzter Zeit etwas im Dorf aufgefallen.“

Luciano war Leiter unserer Polizeistation und ziemlich auf Draht. Er war immer über alles bestens informiert, was in dieser Gegend so passierte und er war immer sehr wachsam.

„Ja, das machen wir. Ich freue mich schon auf unseren Ausritt. Dann könnten wir aber auch gleich rüber zu Betti reiten, um zu sehen, ob sie noch zwei schöne Hunde für uns hat.“

„Das ist eine gute Idee, wir lassen Blacky aber heute lieber hier“, sagte ich und nahm mir noch ein Stück von dem Landkäse.

„Ich räume gleich ab und du kannst ja schon einmal die Pferde satteln“, sagte sie fröhlich und voller Vorfreude, als wenn nichts gewesen wäre.

Nach dem Frühstück zog ich mir die Reithose an, ging zum Stall und fing schon an, die Pferde zu satteln. Als Blacky das sah, tollte er schon voller Freude auf den Ausritt, um mich herum.

„Tut mir leid Blacky, aber heute musst du hier bleiben und auf das Haus aufpassen.“ So, als wenn er es verstanden hätte, zog er sich schmollend in eine Ecke zurück.

Ich nahm die beiden Pferde an die Zügel und ging Richtung Haus, als mir Eva auch schon entgegenkam. Sie sah einfach wieder umwerfend aus in ihrem Reiterdress. Die Lederhose, das karierte Hemd mit dem Schal um den Hals, das betonte ihre Figur ungemein. Wir stiegen auf und da kam auch schon Blacky angelaufen. Ich zeigte aufs Haus und sagte zu ihm:

„Platz, mein Guter. Heute bleibst du hier, musst auf das Haus aufpassen.“ Er sah zu Eva, in der Hoffnung, dass sie vielleicht was anderes sagte. Aber auch sie wiederholte den Befehl noch einmal. Daraufhin legte er sich auf die Terrasse und sah uns nicht mehr an, wir ritten los und genossen die Ruhe und die Natur.

Eigentlich wollten wir hier zurückgezogen unseren Lebensabend verbringen und genießen. Die Geschäfte sollten von unserem Geschäftsführer und den Abteilungsleitern weitergeführt werden. Aber wenn schon zwei Typen wie die beiden heute Vormittag hier herumliefen, würde es doch noch mal Zeit, sich selbst um diese Geschichte zu kümmern. Außerdem würde es sicher nicht schaden, hier gewisse technische Einrichtungen zur Sicherung installieren zu lassen.

Außer drei Personen wusste bis jetzt niemand in unserer Firma, dass wir hier auf Sardinien ein Haus hatten und uns hier öfter aufhielten. Unsere Chefsekretärin Barbara Rausch, die in der Zentrale alle Geschäftseingänge und Anfragen bearbeitete und an die jeweiligen Abteilungen verteilte. Bei schwierigen Entscheidungen nahm sie Verbindung über das Handy mit uns auf. Dann Peter Steiner, der Geschäftsführer unserer Holding und Manfred, Leiter der Operation Group.

Durch eine Erbschaft, Aktiengeschäfte und den Verkauf von Immobilien bauten Eva und ich uns ein neues Leben auf, ein Leben mit der E + K Holding GmbH. Ein Unternehmen, das wir nach und nach vergrößerten und das aus mehreren Firmen bestand.

Speditionen, ein Autohaus, ein Unternehmen für Personen- und Objektschutz, das in ganz Europa seine Büros hat. Wir hatten Anteile an einem Elektrokonzern und kauften uns Sportschulen dazu, um unsere Leute unauffällig ausbilden zu können. So hatten wir die Möglichkeit, unsere Operation Group unbemerkt aufzubauen. Wir wollten im Hintergrund aktiv sein. Der Sinn dieser Operation Group war, Personen zu helfen, die sich alleine nicht helfen konnten.

Wir wurden bei Entführung oder Erpressung gerufen, um zu helfen, wir suchten Vermisste, wir befreiten Entführte aus den Händen der Geiselnehmer und unterstützen auch Behörden, wenn sie alleine nicht so konnten wie sie gern wollten, weil die Gesetzgebung zu starr und unflexibel war. Wir agierten weltweit, aber unsere Auftraggeber kamen meist aus dem europäischen Bereich. Es gab nur zwei Möglichkeiten, mit der Operation Group Kontakt aufzunehmen, die erste war über Manfred Kaminski, Leiter der Operation Group. Er hatte sein Büro in der Firmenzentrale, hier liefen auch alle Fäden zusammen. Er hatte den totalen Überblick über alle Aktionen und deren Stand. Die zweite Möglichkeit der Kontaktaufnahme war über unseren Firmen Anwalt und Freund Dietmar Pfeiffer.

Er hatte in Deutschland mehrere Soziteten eröffnet, wobei wir ihm halfen. Er selbst war eigentlich immer nur für uns tätig, es gab bei den Aktionen immer etwas zu tun. Da wir bei unseren Einsätzen auch immer die Rechtslage des jeweiligen Landes berücksichtigen mussten und ab und zu hart an der Grenze agieren, war er uns immer eine sehr große Hilfe. Seine sehr guten Kontakte zu ausländischen Kanzleien waren uns immer sehr hilfreich.

Unsere Operation Group besteht aus mehreren Teams, die alle eines gemeinsam haben, alle Angehörigen der Teams wurden einmal ausgebildet zum Auskundschaften, Vernichten oder auch zum Töten. Es waren ehemalige KSK Soldaten (Kommando-Spezialkräfte), denen man nachsagte:

‚Keiner sieht sie kommen. Keiner weiß, dass sie da sind.

Und wenn ihre Mission beendet ist, gibt es keinen Beweis dafür, dass sie jemals da waren‘, französische Söldner, Soldaten der U.S. Special Forces (Green Berets), der britischen Special Air Service (SAS) und den U.S. Navy Seals sowie Bodyguards, ausgebildet für den Personen- und Objektschutz, waren in unserer Truppe tätig. Wir waren eine verschworene Gemeinschaft, die ihr Erlerntes und ihr Können nur noch für einen Zweck einsetzen wollen, anderen zu helfen!

Unsere Operation Group bestand aus zwei Komlei Bussen, die im Norden und im Süden Europas stationiert sind, einer im Raum Berlin und einer im Süden, in Nord-Italien. Diese Busse waren besetzt mit sieben Personen Stammpersonal, alles Techniker, Kommunikations- und Computerfachleute. Zu jedem Bus gehörten acht, zwei Mann- bzw. Frauenteams, die wir bis auf zehn Teams aufstocken konnten. Dazu griffen wir auf unsere Bodyguards vom Personen- und Objektschutz zurück. Zur Gruppe von einem Komlei Buss gehörte ein Techniker-Truck, der die nötigen Fahrzeuge transportiert und technisch wartet, im Track gab es Motorräder und Autos.

Zu den Komlei Teams Nord und Süd gehörten: ein Bus, ein Track bestückt mit vier Motorrädern und zwei Wagen und acht Teams mit acht Fahrzeugen. Die sich aber nicht immer im Umkreis vom Bus befinden mussten. Vier dieser Teams waren in einem Umkreis von 200 bis 300 Kilometern um den Bus verteilt. Nur vier Teams befanden sich direkt beim Bus. Alle Fahrzeuge hatten über ein gemeinsames Kommunikationsnetz die Möglichkeit, sich alles auf ihre in den Fahrzeugen eingebauten Monitore geben zu lassen. Die Komlei Busse bilden in diesem Fall den Dreh- und Angelpunkt des Geschehens und überwachen auch das Datennetz.

Dann hatten wir noch ein Küstenmotorschiff, die MS „Freya“ und zwei Motorjachten, die „Sea King“ und die „Sea Princess“ im Mittelmeer liegen. Zwei Learjets und Hubschrauber waren zum Transportieren der Mannschaft oder Kunden da.

Es war genug Kapital vorhanden, um gut leben zu können und uns eben diesen Lebenstraum erfüllen zu können, Armen und Schwachen zu helfen, die sonst keine Hilfe zu erwarten hatten. Weil wir gewissen Staaten auch da halfen, wo sie selbst nichts machen konnten, haben wir dadurch gewisse Freizügigkeiten erlangt.

In der Zwischenzeit waren wir bei Luciano im Dorf angekommen, setzten ab, banden unsere Pferde fest und gingen in die Polizeistation.

„Guten Morgen Luciano“, begrüßte ich ihn, „wie geht es deiner Familie?“

„Guten Morgen Luciano“, begrüßte ihn auch Eva.

“Buon giorno Signora Eva, dottore. Danke der Nachfrage und wie geht es euch beiden?“

„Wie du siehst, sind wir beide bei bester Gesundheit und guter Laune. Luciano, heute Morgen hatte ich eine sonderbare Begegnung mit zwei Männern. Sie haben sich bei uns auf dem Grundstück herumgetrieben und sich als Geschäftsleute ausgegeben. Als ich sie angesprochen habe, sagten sie, sie hätten sich verlaufen. Aber wir haben, wie du ja weißt, überall Schilder mit der Aufschrift Privat-Grundstück stehen und sogar in mehreren Sprachen. Weißt du etwas über die zwei Fremden hier im Dorf?“

Luciano sah uns fragend an und meinte dann:

„Was meinst du mit sonderbarer Begegnung?“

„Na ja, sie verhielten sich eben nicht wie Touristen, sie stellen mir einfach zu viele Fragen.“ Er sah uns nachdenklich an:

„Ist irgendetwas passiert, dass ihr annehmen könntet, dass es keine Touristen sind?“

„Ihr Verhalten und ihre Kleidung war auf keinen Fall touristisch. Sie schauten sich sehr interessiert das Grundstück und das Haus an. Wenn Blacky sich nicht gemeldet hätte, wären sie unbemerkt bis ans Haus gekommen.

Deshalb haben wir uns entschlossen, etwas mehr für die Sicherheit zu tun. Wir reiten auch gleich weiter zu Betti und holen uns noch zwei Hunde dazu.“

„Gut, ich werde mich umhören und das mit den Hunden finde ich sehr gut. Betti hat die besten, da könnt ihr euch drauf verlassen“, er griff zum Telefon und wählte eine Nummer.

„Werde mal im Hotel nachfragen. Wenn überhaupt, dann werden die bestimmt dort abgestiegen sein.“

„Guten Tag Rosa, hier ist Luciano. Haben sich bei euch zwei Gäste aus Deutschland einquartiert? Gut - sei so lieb und bring mir doch die Anmeldeformulare heute noch rüber, ciao Rosa.“ Er legte den Hörer auf und wandte sich an uns.

„Ja, du hattest Recht. Im Hotel sind gestern zwei Männer aus Deutschland abgestiegen, sie wollen bis übermorgen bleiben.“

„Wir danken dir sehr, Luciano. Bis später Luciano, ich komme noch mal vorbei, um mir die Daten der beiden anzusehen, wenn du nichts dagegen hast.“

„Nein, komme ruhig, die Anmeldeformulare liegen dann eben hier im Korb“, sagte er und zeigte auf einen Aktenkorb neben dem Telefon.

„Danke Luciano. Ciao“, sagte ich und wir gingen nach draußen, nachdem sich auch Eva von ihm verabschiedet hatte. Wir stiegen auf die Pferde und ritten weiter zu Betti, die ihr Haus am Dorfrand hatte. Während wir unterwegs waren, tat ich etwas, was man sonst nicht unbedingt auf einem Pferd tun sollte. Ich nahm mein Handy und telefonierte mit Peter Steiner, unserem Geschäftsführer.

„Guten Morgen Peter, wie geht es bei euch?“

„Guten Morgen Carlo, du weißt doch, wenn du nichts von uns hörst, geht alles seinen gewohnten Gang. Was liegt dir auf dem Herzen, du rufst doch nicht nur an um dich nach uns zu erkundigen?“

„Nein, du hast Recht, Peter, wir benötigen zwei Männer von der Operation Group hier bei uns. Wer ist verfügbar?“

„Was ist passiert, wolltest doch, dass euer Aufenthaltsort geheim bleiben sollte.“

„Ja, stimmt. Aber es treiben sich hier zwei Typen herum und es macht mir den Eindruck, dass sie gezielt nach uns gesucht haben.“

„O.K., ich sage Manfred Bescheid, er ruft dich dann gleich an und sagt dir, wer frei ist und kommt. Wie geht es Eva und wie ist das Wetter bei euch, lohnt es sich, dort Urlaub zu machen?“

„Danke der Nachfrage, Eva geht es auch gut und sie lässt dich grüßen. Wir haben es hier siebenundzwanzig Grad und genießen die Ruhe, bis jetzt jedenfalls. Damit es so bleibt, benötige ich zwei Männer, die ein Auge auf unser Grundstück und vor allem auf die beiden Typen werfen. Gut Peter, ich warte dann mal auf den Anruf von Manfred, einen schönen Tag noch und Tschüss.“

Ich unterbrach die Verbindung und wartete auf den Rückruf von Manfred, unserem Leiter der Operation Group. Es dauerte auch nicht lange und das Handy klingelte, ich nahm das Gespräch an:

„Pronto?“

„Hi Carlo, hier ist Manfred. Peter sagte mir gerade, dass ihr ein Team braucht, reicht denn eins? Gibt es Probleme oder ist gar Gefahr im Verzug? Wie geht es Eva?“

Das war mal wieder typisch Manfred, sobald es im Dunstkreis von Eva Probleme gab, hätte er am liebsten seine ganze Armee geschickt.

„Hallo Manfred, ja, es reicht ein Team. Eva geht es auch gut.

Es geht nur darum, dass sich hier zwei Männer herumtreiben und ich möchte auf Nummer sicher gehen und kein Risiko eingehen. Wann können die beiden hier auf Sardinien sein und wen schickst du uns?“

„Es kommen Pit und Josef, ich lass sie sofort mit dem Learjet runter fliegen und mit dem Heli zu euch bringen. Dann sind sie in spätestens fünf Stunden unten.“

„Gut, das reicht aus. Bis dahin sind wir auch wieder im Haus.“

„Gut, ich veranlasse jetzt alles. Noch schöne ruhige Tage da unten und grüße Eva von mir. Tschüss.“

„Ja danke, das mache ich. Tschüss.“

Ich unterbrach die Verbindung. Unterdessen waren wir auch schon bei Betti angekommen. Betti war eine ganz liebe Freundin von uns, sie kam aus Hamburg und hatte hier unten eine Hundezucht aufgebaut. Sie züchtete verschiedene Rassen, aber alle hatten eines gemeinsam, es waren Hunde, die für den Schutz- und Sicherheitsdienst eingesetzt wurden. Sie bildete sie selbst aus, aber alles ohne Gewalt. Blacky haben wir damals auch von ihr bekommen.

Wir stiegen im Hof ab, banden die Pferde fest, lösten die Sattelgurte und sahen uns um, wo konnte sie stecken? Eva ging zu Haustür und betätigte die Klingel, ich schlenderte zur Scheune um zu sehen, ob sie sich dort aufhielt. Eva hatte Glück, Betti öffnete die Haustür und sagte erfreut:

„Hallo, ihr beiden! Was führt euch zu mir? Kommt rein auf einen Wein oder lieber einen Grappa?“, fragte sie lachend.

„Hallo Betti. Nein, nein lieber einen Wein. So früh trinken wir nichts Scharfes“, antwortete Eva und wir gingen durchs Haus auf die Terrasse und setzten uns in die bequemen Korbstühle. Betti schenkte uns aus einer Karaffe ein Glas Wein ein und sah uns fragend an.

„Was führt euch denn so früh am Tage zu mir?“

„Der Grund ist, wir hätten gern noch zwei Hunde bei dir gekauft. Hast du denn noch welche, so kurzfristig, für uns da?“

„Oh ha, so schnell noch zwei Hunde? Ist was bei euch passiert und wie geht es Blacky? Ihr wisst, wie viel einer kostet?“, sagte sie und sah uns beide an.

Natürlich war die Frage schon berechtigt, denn die Hunde von Betti waren bestimmt nicht kostengünstig zu nennen. Aber sie waren auch jeden Euro wert. Sie wurden zwar für den Wach-, und Sicherheitsdienst ausgebildet, aber sie waren Tiere mit Herz und Verstand.

„Blacky geht es sehr gut, wir haben ihn nur zu Hause gelassen, damit er aufs Haus aufpasst. Bei uns haben sich heute zwei Männer herumgetrieben. Das machte uns klar, dass Blacky alleine für das Grundstück nicht ausreicht und es auch schön wäre, wenn er Spielkameraden hätte. Deshalb wollen wir noch zwei dazu kaufen.“

„Ich habe gerade vier hier. Zwei davon sind schon mit der Ausbildung fertig, die habe ich aber eigentlich schon einem Kunden in der Schweiz versprochen. Für die anderen zwei würde ich noch vier Wochen für die Ausbildung benötigen. Er wollte ja sowieso erst in fünf Wochen kommen und sie abholen, das würde dann ja auch noch reichen. Dann kann er ja die zwei bekommen.“

Bei Betti bestellte man die Tiere und man sagte ihr, wofür man sie einsetzen wollte. Dann wurden sie von ihr ausgebildet und dressiert. Waren sie fertig ausgebildet, musste man sie selbst abholen und etwas Zeit mitbringen. Sie hatte mehrere Zimmer zum Vermieten und da konnte man sich auch einquartieren. Dann begann die Gewöhnungsphase zwischen Hund und dem neuen Besitzer.

„Gut“, sagte ich, „das wäre toll, dann könnten wir ja schon morgen mit der Eingewöhnung beginnen. Was sind es denn für Tiere?“

„Ich kann euch nur Curly und Red geben. Curly ist ein Curly Coated Retriever, die sind robust und witterungsunempfindlich.

Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und vielseitig einsetzbar. Als Jagdhunde, Rettungshunde oder Schutzhunde. Haben einen eigensinnigen Charakter und benötigen eine konsequente Erziehung. Curly ist temperamentvoll und benötigt Familienanschluss und viel Platz zum Austoben, was ja bei euch gegeben ist. Er ist achtundsechzig Zentimeter groß und wiegt vierzig Kilo, seine Farbe ist schwarz. Dann ist da noch Red, ein Rhodesian Ridgeback. Sie werden auch Löwenhunde genannt, weil sie zur Löwenjagd genommen werden. Sie sind intelligent, lernfreudig, lebhaft, mutig und reaktionsschnell. Red ist ein ausgezeichneter Wach- und Schutzhund, aber er will die Befehle, die man ihm gibt, verstehen und denkt nach, bevor er sie ausführt. Er ist freundlich und benötigt sehr viel Einfühlungsvermögen. Seine Größe ist neunundsechzig Zentimeter und er wiegt fünfundvierzig Kilo. Die Fellfarbe ist rotweizenfarben, deshalb auch der Name Red“, zählte sie die Vorteile der beiden Hunde auf.

„Kommt doch mit rüber zu den Stallungen, dann könnt ihr sie euch ja mal ansehen“, sagte sie und stand auch schon auf. Wir gingen über die Terrasse zum Hundezwinger und sahen uns die Tiere an. Eva war von den beiden sofort begeistert, vor allem von Red.

„Oh ja! Die nehmen wir“, sagte sie schwärmerisch.

„Gut, dann komme ich morgen früh mit den beiden rüber und wir fangen mit der Gewöhnung an.“

Wir verabschiedeten uns von Betti und ritten zurück zum Haus. Wir mussten noch ein paar Vorbereitungen für die beiden Jungs aus Deutschland treffen.

In Sichtweite unseres Hauses pfiff ich und schon kam ein schwarzer Blitz aus dem Stall gefegt und lief uns entgegen. Blacky freute sich, uns wiederzusehen.

Am Küchenfenster tauchte ein Kopf mit schwarzen Haaren auf, das war Anna, unsere gute und fleißige Seele. Sie kam jeden Tag und half im Haus und wenn wir Gäste hatten, kochte sie auch gute sardische Küche.

Wir winkten ihr zu und sie winkte freudestrahlend zurück. Im Stall sattelten wir die Pferde ab, striegelten sie und gaben ihnen noch ein paar Möhren. Dann gingen wir zum Haus.

„Mein Lieber, jetzt machen wir Folgendes: du setzt dich jetzt auf die Terrasse und spannst ein wenig aus und ich informiere Anna, dass Besuch kommt und sie so gut sein soll, das Gästehaus herzurichten. Dann besorge ich uns noch ein kaltes Getränk, etwas zum Knabbern und du erzählst dann noch ein wenig aus deiner Vergangenheit, bis unsere beiden Männer ankommen.“

„Du hast immer gute Ideen, mein Schatz“, sagte ich und ging zur Terrasse, um mich schon einmal in die Sitzgruppe zu setzen, die Beine hochzulegen und auf Eva zu warten. Sie brachte uns eine Karaffe mit schön gekühltem Wasser mit, eine Schale mit Dolci Sardi und setzte sich zu mir.

„So, jetzt haben wir alles, was wir brauchen, jetzt kannst du anfangen zu erzählen. Ich bin schon ganz gespannt wie die Geschichte weitergeht.“

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