Читать книгу Die Botschaft - Karlheinz Vonderberg - Страница 7
KONRAD
ОглавлениеKonrad Menthel ist Oberkommissar bei der Kripo Hamburg. So lange er zurückdenken kann, wollte er schon immer bei der Polizei arbeiten, und das, obwohl seine beiden Eltern immer viel Abstand von der Polizei hielten. Das lag daran, dass sie Verfechter der freien Nutzung von Hasch waren, und nichts konnte sie davon überzeugen, dass das Gesetz über ihrem Genuss stand. „Sieh dir doch an, wie viele Säufer es gibt, Konrad“, argumentieren sie noch heute, wenn Konrad mal ein Wochenende im Haus seiner Eltern verbringt und sich über den Geruch von Cannabis aufregt. „Denk mal an die vielen Toten und die hohen sozialen Kosten, die Alkohol aufwirft. Und was tut der Staat dagegen?“ Sie warten die Antwort nicht ab und geben sie selbst. „Nichts. Denn er verdient ja dran. Oder die Raucher. Wie gefällt es dir, die Bilder auf den Zigarettenschachteln zu sehen? Raucherlungen, Krebs, Raucherbeine, Amputationen. An einem Joint ist noch keiner gestorben, oder?“
Konrad Menzel, mittlerweile 39 Jahre alt, Nichtraucher und Seltentrinker, lächelt milde. Was soll er auch sagen? Er liebt seine Eltern und versucht, sie so gut es geht zu verstehen. Immerhin ist er nicht bei Drogenabteilung, sondern bei der Mordkommission.
Er ist ledig, wie er immer wieder mit leicht leidender Stimme verkündet. Dabei liegt es nicht an ihm, wie er immer betont. Er hätte gerne geheiratet, sofort. Mit 1,82m und athletischen 72 Kg war er trotz des beginnenden Haarausfalls ein attraktiver Mann. Judo, Boxen, Ringen und Leichtathletik hielten ihn fit. Aber er hatte eine Achillesferse, wie er immer wieder feststellte. Es waren seine inneren Wünsche nach einer bestimmten Form der Sexualität, die ihm Probleme machten. Dabei war es nichts Perverses, was ihm so vorschwebte, nichts, was einer Partnerin dauernden Schaden verursacht hätte. Es war viel einfacher, wie er selbst meinte. Aber das, was in den Pornofilmen immer wieder als so selbstverständlich dargestellt wurde, erwies sich im Leben als sehr schwierig. Mit dieser Last umzugehen, das ist sein Problem.
Seine erste Freundin Petra hatte ihn schon beim ersten Zusammentreffen überwältigt. Rotes Haar, seine Leidenschaft. Schlanke, sportliche Figur, begeisterte Tänzerin, klug und trotz der jungen Jahre – er war gerade 19 Jahre und sie 17 Jahre alt- schon mit einer Mischung von Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit versehen, die ihn sofort begeisterte. Dass er in der Polizeischule war, störte sie nicht. Das Gemeinsame war ihr wichtig, die Grundprinzipien, wie sie immer sagte. Alles schien wunderbar zu laufen. Auch der erste Sex, mehr ein unbeholfenes Herantasten an den Körper des Anderen als ein großes Erlebnis, war von einem gewissen Strahlen erfüllt, das durchaus ausreichen konnte, um ein langes Leben zu verschönern. Es war, wie Petra sagte, der Vorgeschmack auf das Versprechen der großen Liebe. Konrad war ihr völlig verfallen, und er zählte immer schon die Stunden, bis er wieder mit ihr zusammen sein konnte. Sie stand kurz vor dem Abitur und hatte schon große Pläne mit Studium und Beruf. Journalistin wollte sie werden. Dann erhielten sie von Christine, Petras Freundin, eine ominöse Einladung.
„Wir veranstalten eine intime Party mit tollem Essen, Tanzen und zum Abschluss gibt es einen guten Pornofilm, den Jochen ausgesucht hat. Wir würden uns freuen, wenn ihr mit von der Party sein könntet.“
Dann folgte die Liste der weinigen Eingeladenen, mit denen Petra und Konrad aber schon seit gut einem Jahr vertraut waren. Petra sah ihn fragend an. Porno? Sie formte das Wort mit den Lippen, als sein es ein Geheimnis, das sie fortan mit allen anderen tiefer verbinden würde als eine gewöhnliche Freundschaft. Ihr Gesicht war etwas gerötet. Jochen spürte die Unsicherheit. Trotzdem nahm er sie in den Arm und meinte, dass das doch mal eine schöne Sache wäre. So in der Freundesrunde einen Porno zu sehen, schließlich seien sie ja erwachsen. Petra nickte, wenn auch etwas unsicher.
So kam es, dass Konrad zum ersten Mal einen Hartcoreporno zu sehen bekam. Die Handlung war wie immer simpel gestrickt: oral, vaginal, anal. Dazwischen ein paar dünne Dialoge und das stereotype Hecheln und Stöhnen. Trotzdem starrten alle gebannt auf den Fernseher, auf dem der Film lief.
Konrad spürte, dass es eine gewisse Szene gab, die ihn nicht mehr losließ. Während er bei dem Wechsel von oral über vaginal zu anal kaum den Blick abwenden konnte, sah Petra einfach nur nach unten. Er spürte die verkrampfte Haltung und versuchte, sie durch leichtes Streicheln zu entspannen. Aber es half nicht. Das Gekicher und die beifälligen Kommentare der Freunde machten es für Petra noch schwieriger, und sie rutschte auf dem schwarzen Ledersofa unruhig und unsicher hin und her.
Sie tanzten nach dem Porno noch eine paar Runden, aber es war klar, dass die Freunde von dem Film so angeregt waren, dass sie schnell ihre Privatsphäre haben wollten. Dieses Wissen um die Wünsche der Anderen setzte Petra noch mehr zu. Sie wollte einfach nur nach Hause. Weg von dieser zu intimen Szene. Gekünstelt fröhlich und aufgekratzt verließen sie die Freundesgruppe.
Für Petra war klar, dass sie diesen Abend nicht wiederholen wollte. Es ging ihr zu sehr gegen ihre eigenen Vorstellungen von gutem Sex. Für Konrad aber lief es anders. Immer wieder, wenn er mit Petra zusammen war, kamen die Bilder von oralem, vaginalen und analen Sex auf. Zunächst eher sanft, wie ein Wind im Sommer, dann aber immer stärker, wie ein Herbststurm.
„Könntest du dir vorstellen, dass wir das auch mal so probieren können wie im Porno?“, fragte er Petra leise. „Das hat mich so angemacht.“
„Dann musst du dir dafür eine andre Frau suchen“, kam die prompte Erwiderung. „Das mit dem Mund geht ja, wenn du keinen Orgasmus haben willst, aber das mit dem Hintern? Nie und nimmer!“
Für Konrad war das ein Schock. Auf dieses anale Erlebnis sollte er für immer verzichten? Das sprach ihn doch gerade so sehr an. Diese Kombination. Er versuchte alles, um Petra wenigsten für einen Versuch zu gewinnen. „Wir brechen das sofort ab, wenn es dir nicht gefällt“, versprach er damals. „Lass uns es doch wenigsten mal probieren.“ Doch Petra wollte nicht, und er spürte, dass dieses sein Begehren einen Keil zwischen sie getrieben hatte. Er war mit ihr so glücklich, aber dieser eine Mangel in der Beziehung wuchs sich zu einem Feuer aus, das in ihm brannte und nach und nach das Verhältnis vergiftete.
Er und Petra waren noch eine Zeitlang ein Paar, aber nach dem Abi war Petra froh, ihr Studium in München zu beginnen. Die Beziehung zerbrach. Beide litten unter der Situation, aber Konrad wusste nun, dass er nur dann mit einer Frau auf Dauer glücklich werden konnte, wenn sie ihm diese drei Möglichkeiten eröffnete.
Nach Petra kam Michaela, nach ihr Christine, nach dieser Andrea und dann noch ein paar weitere Frauen. Sie alle waren rothaarig, schlank, sportlich und intelligent, aber sie alle lehnten die „Dreiheit“, wie er sein Verlangen nannte, ab. Konrad wurde älter, und er hatte die Hoffnung schon aufgegeben, als er bei einer Razzia auf Anita traf. Die Sitte hatte bei der Kriminalpolizei um Verstärkung gebeten, weil sich nicht nur einige freischaffende Prostituierte in einem Wohngebiet niedergelassen hatten und per Kontaktanzeigen nach Kunden suchten, sondern auf zwei Zuhälter, die auch mit Drogen handelten. Konrad war gerade Kriminalkommissar geworden, und es war sein erster und einziger Einsatz zusammen mit der Sitte. Jeder wusste, in welchen Häusern die Frauen wohnten und wo die Zuhälter ihr Unwesen trieben.
Die Razzia war ein Erfolg. Fast alle Freischaffenden wurden gefasst, die Zuhälter und ihre Drogenkuriere festgenommen. Nur bei Konrads Adresse gab es ein Problem. Dieses Problem hieß Anita. Rothaarig, irgendwie witzig, wie er fand, große blaugrüne Augen, eine sportliche Figur.
„Müssen Sie mich festnehmen?“, fragte sie. „Ich will nicht auf ST. Pauli für einen Luden anschaffen gehen. Dann bringe ich mich lieber selbst um.“ Sie zeigte ihm die drei Narben auf ihrem Bauch. Kreisrund. „Das waren die Zigaretten des Zuhälters, für den ich gearbeitet habe. Als ich nicht genug für seine Spielsucht anschaffte, hat er sich so bedankt.“ Konrad wurde es übel, als er das hörte. „Jeder auf St. Pauli weiß das. Wenn ich wieder dorthin muss, wird es wieder passieren. Der verrückte Lude läuft immer noch herum.“
„Sie können doch etwas Anderes machen“, entgegnete Konrad Menthel. „Sie wurden doch nicht als Nutte geboren. Schon mal drüber nachgedacht?“ „Ich mache das nun seit elf Jahren, Herr Kommissar“, kam die Antwort. „Was soll ich noch Anderes machen? Ich wurde da hineingezogen, und nun gibt es nichts mehr Anderes.“
Konrad Menzel erinnerte sich immer wieder an diesen Tag, als er es zuließ, dass die rothaarige Anita sich verstecken konnte. Es war für ihn eher ein Reflex, als er die Chance erkannte. „Machen Sie alles mit?“, war seine geflüsterte Frage. „An was denken sie denn, Herr Kommissar?“ „An oral, vaginal und anal“, gestand er ihr damals offen. „Es liegt wohl in meiner Natur.“
Anita sah ihn damals lange an. „Das ist ein kleines Problem“, meinte sie. „Ich bin nicht der anale Typ, und ich lehne das normalerweise ab. Aber für Sie…“ Sie ließ den Rest offen, und Konrad Menthel beging ein Dienstvergehen, als er seinen Mitstreitern erklärte, in der Wohnung keine Professionelle angetroffen zu haben. Da habe wohl einer der Nachbarn sich einen kleinen Rachefeldzug erlaubt, weil er abgeblitzt sei. Die junge Frau habe ihm eine Lohnabrechnung und ihren Ausweis vorgelegt. Sie sei bei einer Spedition als Sachbearbeiterin angestellt.
Die Lüge klappte. Die Kollegen vertrauten ihm. Anita blieb unbehelligt, und seit dieser Zeit hat Konrad in gewisser Weise das private Glück gefunden. Anita zog bald in eine andere Gegend um und arbeitete nur noch in Hotels, nicht mehr in der eigenen Wohnung. Die war nun ihr und ihrem Kunden Konrad vorbehalten. Für 100 Euro erhielt er 30 Minuten Liebesdienste. Je 10 Minuten oral, vaginal und anal. Es war, wie er es immer nannte, eine win-win- Situation.
Ansonsten ist Konrad bei seinen Kollegen beliebt. Er spielt eine tragende Rolle bei der Volleyballmannschaft der Polizei. Bezeichnenderweise nennen sie sich „Zahme Bullen“, was auf einen feuchtfröhlichen Abend zurückging, der der Namensfindung diente. Innerhalb der vielen Privatvereine sind sie aber als überhaupt nicht zahm bekannt. Vor allem An den wenigen Abenden, die ihm verbleiben, beschäftigt er sich gerne und ausführlich mit alter Geschichte, besonders mit Ägypten. Er sammelt geradezu auf allen Flohmärkten Artefakte zu diesem Thema und seine Buchsammlung zum Thema „Wie entstand die se Hochkultur wirklich?“ ist so bekannt, dass alle Fanatiker seine private Mailadresse haben. Judo, Boxen und Ringen praktiziert er in einem eigenen Polizeisportverein. Er liebt es eben einfach, fit zu sein. Obwohl Konrad mit Glauben nicht viel am Hute hat, ist er davon überzeugt, dass er schon viele Leben hinter und noch mehr vor sich hat. Das gibt ihm in kniffligen Situationen Kraft. Außerdem wünscht er sich insgeheim, dass er das nächste Leben mit Anita in einer festen Beziehung verbringen kann. Dieses Sehnen nach einem Partner lässt ihn einfach nicht los.
„Wir helfen dir, eine Frau zu finden“, witzeln seine Kollegen immer und machen ihm alle möglichen Vorschläge, die er aber mittlerweile nicht mehr ernst nimmt.
Heute ist wieder Freitag, und das heißt, es ist sein Tag bei Anita. Nach den dreißig Minuten öffnet er die Weinflasche, die er mitgebracht hat. Er ist freitags immer Anitas letzter Kunde, und längst hatte sich dieses Ritual eingeschlichen. Er brachte den Wein und Sushi mit, um bei entspannter und fast familiärer Atmosphäre mit Anita zu essen und zu trinken.
„Hat du das mit dem Meteoriten gehört, Konrad?“, fragte Anita und griffgeschickt mit den Stäbchen wieder zum Sushi. „Das ist doch verrückt. Da rast ein Meteorit Millionen von Kilometern durch das All, um dann anschließend hier herunterzufallen. Hier in Hamburg!“
„Im Radio, so nebenbei“, antwortet Konrad. „Ich bin einfach zu beschäftigt, um auf diese Dinge zu achten. Was war denn damit?“
„Die haben doch den ganzen Tag im Radio davon berichtet, Konrad. Die zahlen sogar Geld für die Metallbrocken.“ Sie strich mit den langen, rot lackierten Fingernägeln über den Saum des blassgrünen Kleides, das sie angezogen hatte. Grün passte so gut zu ihrem Haar, fand sie, und Konrad liebte es, sie in diesem Kleid zu sehen. Dennoch spürt sie selbst, dass es auch ihr gut tut, von ihm nicht nur in der Rolle der Prostituierten gesehen zu werden. Nicht nur in diesen Momenten akzeptiert er sie ganz offensichtlich auch als Frau, es ist eine ungeklärte Mischung aus Begehren, Zärtlichkeit und Sex. Jedenfalls ist es mehr, als sie von je einem anderen Mann bekommen hatte. Sie kann sich ihm zwar nicht völlig öffnen und mit dem Gefühl einer normalen Frau an ihn herantreten, dieser Weg war schon längst verschüttet, aber sie genießt, was von den Wünschen und Träumen der Jugend noch an Bruchstücken in ihr hochkommen konnte. Konrad scheint das zu ahnen, und er gibt sich Mühe, genau diese Mischung zu finden, die sie noch ertragen kann und die ihm die Illusion eröffnet, es sei mehr als ein professionelles Verhältnis.
„Ist für mich nicht wichtig Anita. Mich interessiert der ganze Kram nicht. Freitags habe ich nur Gedanken für dich. Du weißt hoffentlich, wie wichtig du für mich bist.“ Er schenkt ihr Wein nach und erhebt das Glas, um ihr zuzuprosten. Sie sah seinen bewundernden und begehrlichen Blick und genoss die Situation. „Schade, dass ich nie eine Frau wie dich gefunden habe. Dann hätte ich jetzt eine Familie und Kinder.“
Ein unangenehmes Thema für Anita. Diese Bemerkung zielt immer in eine Region ihres Wesens, die sie für nicht mehr existent hielt.
„Das haben wir schon alles besprochen, Konrad. Ich bin nicht geeignet, dir als Frau zu dienen. Ich bin das, was ich bin, und ich bin es irgendwie gerne. Stell dir mal vor, was deine Kollegen von dir denken würden. Konrad hat eine Professionelle geheiratet! Dann wärst du einen Job los.“ Sie nippt an dem Wein. „Du hat einen guten Weingeschmack, Konrad. Da bin ich doch froh, dass wir zueinander gefunden haben. Auf unsere spezielle Beziehung!“
Sie sieht den Schatten, der über Konrads Gesicht huschte. Aber er atmet nur einmal durch, wie er es bei diesem Thema immer tat.
„Auf unseren Freitagabend!“ Konrad lächelt. „Ich hätte auch nie gedacht, dass das einmal mein Leben wird. Aber ich bin zufrieden, so, wie es ist. Und du bist einfach toll. Danke dir.“
Anita steht auf und deutet eine leichte Verbeugung an. „Stets zu Ihren Diensten, Monsieur. Wenn Sie zufrieden sind, bin ich es auch. Ich möchte diese Freitagabende auch nicht missen. Bei dir fällt es mir leicht, auch meinen Hintern hinzuhalten. Was ich sonst nicht tue!“ Sie kichert und Konrad greift sich lächelnd einen neuen Happen.
Konrad steht auf und geht zum CD-Player. Er legt eine CD ein, die er sich erst kürzlich gekauft hat. Les Chants d‘ Auvergne. Eine leise, zärtliche Frauenstimme klingt durch den Raum, begleitet von Klarinette und Fagott. Er zieht Anita zu sich heran und beginnt langsam mit ihr zu tanzen.
„Also, was interessiert dich an diesem Meteoriten?“, hakt er nach, während sie sanft durch den Raum schweben.
„Ich hätte auch gerne ein solches Stück Metall“, gibt Anita zu. „Weißt du, es ist schon aufregend, etwas zu besitzen, was so lange durch das All geflogen ist und was – weiß- ich gesehen hat. Alleine schon, es zu berühren und zu wissen, dass es Millionenmal länger durch das Universum gesaust ist als ich leben werden.“ Sie atmen leise und vorsichtig, als könnten sie die Musik und ihre Gedanken zu sehr stören. „Aber das sind nun mal Wünsche.“
Konrad überlegt. „Du könntest doch beim NDR anrufen und nachfragen, ob ein glücklicher Besitzer es dir erlaubt, das Stück Metall zu berühren“, schlägt er vor. „Versprich ihm eine Flasche Prosecco, und dann ist das vielleicht schon geritzt.“ Eine sanfte Drehung, ein Nachführen der Füße.
„Wie soll ich das machen?“, fragt sie. „Das ist mir zu gefährlich, falls ein Kunde die Sendung hört und meine Stimme erkennt. Dann ruft er vielleicht nach mir an und sagte: Das wäre doch toll! Dann würde eine Professionelle mal etwas anderes spüren. Und ich wäre dann vor allen Zuhörern lächerlich gemacht worden.“ Konrad spürt die Bitternis in ihrer Stimme und die leichte Verkrampfung in ihrer Haltung. Er beendet das Tanzen aber nicht, wiegt sich mit ihr nur leicht auf der Stelle, so, als wolle er neuen Schwung holen.
„Ich kann das ja für dich machen“, bietet Konrad an. „Für dich würde ich doch schon fast alles machen. Jedenfalls fast alles.“ Er grinst mit diesem lausbübischen Lächeln, dass sie an ihm mag. Es macht ihn jung und attraktiv, findet sie. Fast schon zu attraktiv. Sie entspannt sich wieder und wiegt sich mit ihm in dem Takt der sanften Frauenstimme. Nur ein paar Schritte noch, nur noch ein paar Atemzüge an dieser Schulter. Das gehört nicht zu ihrem Job, wie sie es nennt. Es ist irgendwie anders. Schön und doch fremd.
Anita umschlingt seinen Hals und legt ihren Kopf an seine breite Schulter. „Ja, das weiß ich, Konrad. Mache es für mich. Bitte.“