Читать книгу Tranquillitatis - Karlheinz Vonderberg - Страница 8

6. März, 9.00h

Оглавление

NASA- Zentrale

„Wie weit sind die Untersuchungen fortgeschritten, Dr. Hider?“, fragte Peter Soerenson, der Leiter der Mond-Observierungsgruppe. Er war Schwede und gehörte dem internationalen Team an, das hier arbeitete. Er war groß, blond, eben ein typischer Schwede, wie die Amerikaner sagten, und das hörte man an seinem netten nordischen Akzent.

Dr. Hider drehte sich um. Sie war eine alteingesessene Mitarbeiterin der NASA, die sich auf den Mond spezialisiert hatte. Sie kannte alle Landeplätze, alle Daten und Besonderheiten. Von den vielen Mitarbeitern der Gruppe, die es während der Mondlandungen des Apollo-Projekts gab, waren nur drei übriggeblieben. Dr. Hider war eine von ihnen. Auf ihre Kenntnisse konnte nicht verzichtet werden. Was den Mond und die Apollo-Missionen anging, war sie ein wandelndes Lexikon.

Dr. Hider war nicht sehr groß, aber sie füllte, wo immer sie auftauchte, sofort alle Räume, denn sie war eine Persönlichkeit, die man nicht übersehen konnte. Die kurzen braunen Haare wirkten eher wie ein dunkler Schleier um ihr schmales Gesicht. Die haselnussbraunen Augen mit den goldenen Einsprengseln schienen immer auf der Suche nach einem festen Punkt zu sein. Sie hatte die Scheidung vor fünf Jahren noch nicht ganz überwunden, und wenn jemand ihr zu nahekam, machte sie schnell deutlich, wo die Grenze ihres persönlichen Bereichs lag. Dennoch war sie bei allen Mitarbeitern geachtet und beleibt. Ihr eilte der Ruf nach, sie könnte mit einem Kompass, einem Zelt, etwas Ausrüstung und einem Schlafsack die Rocky Mountains durchwandern, ohne auch nur einen Ort aufzusuchen. Sie war Nichtraucherin, was nicht immer auf Verständnis stieß.

„Der Reflektor ist wie vom Mondboden verschluckt, Chef“, antwortete sie. „Es gibt dafür nur eine Erklärung, jedenfalls nach meiner Meinung.“

„Und die wäre?“, fragte ihr Chef zurück.

„Ein kleiner Gesteinsbrocken aus dem All hat den Reflektor getroffen und zerstört. Vielleicht nur beim Aufprall umgeworfen, alles ist möglich.“

Dr. Hider hatte diesen merkwürdigen Sprachstil, an den man sich erst gewöhnen musste. Sie sprach neben ihrer Muttersprache noch zwei weitere Sprachen fließen, Französisch und Spanisch. Sie behauptete, nie so ganz trennen zu können, in welcher Sprache sie gerade dachte. Vielleicht kam ihr besonderer Sprachstil auch daher.

„Vielleicht auch ein Mikrobeben, wer weiß. Jedenfalls ist der Reflektor nicht mehr erreichbar.“

„Irgendeine Idee?“, kam die Gegenfrage. Wie konnte man bei einem eigentlich unmöglichen Ereignis überhaupt eine Frage haben, die Sinn machte? Doch Dr. Hider dachte schnell und analytisch.

„Wir haben doch den Luna-Orbiter, der das Gravitationsfeld ausmessen und die Oberfläche kartieren soll. Tranquillitatis kommt erst in einigen Monaten an die Reihe. Könnte man aber wohl ändern. Auflösung liegt bei 40 cm. Könnte gerade noch klappen. Dann sehen wir das Ding. Außerdem haben wir dann mal wieder ein aktuelles Foto von der Landefähre, besser wohl von dem Gestell, das dort geblieben ist. Das schicken wir dann den ewigen Skeptikern, was Apollo angeht. “

Ihr Chef sah sie skeptisch an.

„Wie sollen wir das begründen?“, wollte er wissen. „Die Geologen werden sich nicht so einfach unterordnen, wie ich die kenne.“

„Grund? So ist das billiger als eine neue Landung für einen neuen Reflektor“, kam sofort die Antwort in der typischen Dr. Hider Manier. „Das werden auch die Gesteinsfreaks einsehen.“

Sie sah Peter Soerenson an und wedelte mit ihrem Block, den sie immer noch in der Hand hielt. „Eine Alternative wäre, dass die Russen, Chinesen oder Europäer das Ding geklaut haben. Doch diese Idee wird wohl keiner ernsthaft vertreten, oder?“ Sie stoppte ihren Gang abrupt. „Sie werden das schon schaffen, Peter. Die sind sicher genauso neugierig wie wir alle.“


Tranquillitatis

Подняться наверх