Читать книгу Sage es niemandem, sonst... - Karlotta Pauly - Страница 11

Die Schulspeisung

In der ersten Klasse gab es Schulspeisung für die Kleinen. Die Schokoladensuppe war köstlich und erst die Brühe. Ich hatte ein altes Kochgeschirr, in dem ich dann immer einen Teil mit nach Hause nahm für meine Brüder, die so etwas nicht bekamen. Ich freute mich immer, wenn ich ihnen etwas mitbringen konnte.

Doch das Kochgeschirr schloss nicht dicht ab, und ich hatte einen langen Schulweg, und ich war auch nicht immer ganz vorsichtig. So wurde immer wieder mein Mantel schmutzig, und meine Mutter schimpfte. Nach kurzer Zeit bekam ich kein Kochgeschirr mehr mit und durfte nicht mehr an der Schulspeisung teilnehmen. Obwohl ich immer Hunger hatte.

Die Tage, an denen der Duft von Brühe durch die Schule zog, waren besonders schlimm.

Schuldgefühle

Eines Tages gingen meine Mutter, mein Bruder und ich in die Stadt. Ich war wohl 7 Jahre alt. Plötzlich fiel meinem Bruder ein, dass es der Geburtstag meiner Mutter war. Er gratulierte ihr und hüpfte unbekümmert weiter

-- Bei uns wurden nie Vorbereitungen für die Geburtstage der Eltern getroffen und so konnte man auch nicht merken, dass ein Fest bevorstand. Es war ja auch kein Fest, es wurde nicht gefeiert. Ich kann mich an keine Geburtstagsfeier der Eltern erinnern. Auch die Geburtstage von uns Kindern waren nichts besonderes. Nur an meinen 8. Geburtstag, an dem ich meine erste neue richtige Puppe bekam, habe ich ganz schwache Erinnerungen.--

Ich bekam einen fürchterlichen Schreck und fühlte mich todunglücklich. Wie konnte ich so etwas Wichtiges vergessen. Ich gratulierte auch und versuchte mich zu entschuldigen. Ich hoffte auf ein tröstendes Wort von meiner Mutter. Doch sie gab mir zu verstehen, dass man daran sehen kann, wie lieb ein Kind seine Mutter hat. Sie fühlte sich sicher auch nicht gut, weil man sie vergessen hatte. Doch ihre Worte galten nur für mich, zwischen meinem Bruder und ihr gab es keine Probleme.