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Woche vom 16.03. – 20.03.2020

Am Montag morgen gehe ich nochmal zur Schule, schaue, wen ich aus meiner Klasse noch unbetreut in Empfang nehmen soll, wer im Chaos seines Schubfaches, seines Regalfaches oder seines ansonsten favorisierten Fleckchens in der Klasse nach wichtigen Dokumenten und Notizen sucht und wer mich zum tausendsten Mal fragt, wie lange das Ganze denn nun dauern soll!

Manche SchülerInnen kommen mir entspannt vor und ich frage mich, ob es nicht doch so ist wie „in die Ferien zu gehen“….

Einige KollegInnen überholen sich gerade selbst in dem Bestreben, die Welt noch zu retten und man habe ja schließlich einen Auftrag!

Schließlich haben die meisten von uns nur einen schemenhaften Plan davon, was in den nächsten Wochen unterrichtsbedingt auf uns zu kommt: wie hinlänglich bekannt, liegt die Digitalisierung in den Schulen weitestgehend auf Eis.

Im Eiltempo wurde vor den letzten Sommerferien noch über die Anschaffung von LOGINEO als Lern- und Kommunikationsplattform auf der LehrerInnenkonferenz abgestimmt und locker Fortbildungen vereinbart und man hatte sie sogar schon auf dem eigenen Laptop… wer redet denn von Dienstlaptop?!? Es galt dann im Galopp Mailadressen und allgemeine Daten hineinzuhämmern.

So, damit stehen wir nun in Woche 1 des Lockdowns vor den SchülerInnen und versichern gebetsmühlenartig, dass sie an alle erforderlichen Daten herankämen, dass man noch Lernapps installieren würde und man ja auch schließlich jederzeit erreichbar sei.

Schnell wird noch ein Padletsystem hinterhergeschoben, von dem sich die SchülerInnen Aufgaben herunterladen sollen, damit sie über die Woche versorgt sind und die KollegInnen wissen nun, wie man den Sonntag noch gestalten kann: Aufgaben für die Woche auf 70 Klassenpadlets plus Oberstufe verteilen, Arbeitsblätter hochladen, aber bitte im PDF-Format und nicht zu viele!!!

Und dann die bange Frage: Wie halte ich Kontakt zu den SchülerInnen? Anrufen? E-Mails schreiben? Hausbesuche? WhatsApp-Gruppen?

Manche Schülerin und mancher Schüler haben sich nicht getraut zu sagen, dass man zu Hause keinen PC besitzt oder, dass sich drei schulpflichtige Kinder zu Hause einen PC teilen müssen und dass auch niemand anwesend ist, der Hilfestellung geben kann! Ganz zu schweigen von dem Vorhandensein eines Druckers…. Und Handy???? Für manche SchülerIn ist ein iPhone gerade gut genug, andere besitzen gar kein mobiles Telefon.

UND: WhatsApp ist erst für SchülerInnen ab 16 Jahren erlaubt. Klar, manche Eltern fühlen sich bemüßigt daraufhin zu weisen, man kann schließlich nicht wissen, ob LehrerInnen alles wissen, auch wenn man in der 5. Klasse bereits eine WhatsApp-Gruppe zur Unterstützung der Klassengemeinschaft mit Duldung oder auch auf Wunsch der Eltern gegründet und die ersten Probleme, die sich daraus ergaben, gelöst hat.

Dann entschließe ich mich auch noch, Videokonferenzen einzuberufen mit meinen SchülerInnen, damit ich sie nicht ganz aus den Augen verliere und sie im Fremdsprachenunterricht wenigstens auch mal zum Sprechen kommen.

Lasse ich ein Skypekonto einrichten? Mache ich mich über Microsoft TEAMS oder ZOOM schlau? Meine Kollegin macht mich als erstes darauf aufmerksam, dass man das doch wegen der Datensicherheit alles gar nicht darf (als ob in der Schule all das passiert, was passieren DARF!). Begeisterte Eltern rufen mich an und bieten mir ihre Unterstützung an, andere schicken mir wortlos einen Link von den „Tagesthemen“ aufs Handy mit einem Bericht darüber, dass in den USA ein auswärtiger Schüler eine Videositzung über ZOOM „gesprengt“ hat….

Man weiß nicht, wie man es am besten falsch macht!

Zum Abholen fehlender Unterlagen, noch herauszugebender Klausuren und Klassenarbeiten vereinbare ich mit meinen SchülerInnen einen Außentermin: meine Gartenmauer, die meinen Vorgarten umgibt auf einem Grundstück, das in einer gemischten Wohngegend liegt, indem sich auch Kleingewerbe befindet, das regelmäßig frequentiert wird: Hausgerätehandel und Zeitungskiosk.

Ich platziere zum verabredeten Zeitpunkt und, wenn das Wetter es zulässt , die Materialien auf dem Abschlusspfosten, rufe die SchülerIn/ den Schüler an, begebe mich zum Haus, warte oder beschäftige mich auf der Terrasse und winke kurz über das Tor hinweg, wenn der Bote/die Botin oder auch die SchülerIn/der Schüler erscheint. Klappt prima und allen ist geholfen. Nachdem fünf Personen dort etwas abgeholt haben, fragt mich mein hilfsbereiter und allerbester Nachbar auch nicht mehr, ob ich auf dem Mäuerchen etwas vergessen hätte!

Später werde ich mich auch auf das Fahrrad oder ins Auto setzen und Sachen verteilen: bei 200 SchülerInnen eine Beschäftigung, die zeitmäßig deutlich über einen Abend hinausgeht!

Gegen Ende der ersten Woche des ersten Lockdowns dann die erste Gewissheit: es gibt SchülerInnen, die die Situation mit Schulferien verwechseln. Eine Schülerin, die wir seit drei Tagen versuchen zu erreichen, treffen wir telefonisch in Mainz an. „ Familienbesuch“, wie es heißt! Meine Kollegin klärt sie darüber auf, dass es auch so etwas wie Reisebeschränkungen gibt und sie (die Schülerin) doch bitte zurückkommen möge!

Daraufhin stelle ich mir die Frage, ob ich vielleicht den Distanzunterricht verbindlicher gestalten sollte, mehr Präsenz in Form von Telefonanrufen zeigen oder doch mehr Aufgaben geben sollte. Schwierig, denn ich darf lt. Erlass des Ministeriums keine Sonderleistung abrufen bzw. diese auch nicht oder schon gar nicht bewerten. In der Oberstufe merke ich zudem, dass SchülerInnen den Präsenzunterricht bereits nach einer Woche schmerzlich vermissen und mit der Fertigstellung der Aufgaben warten, bis ich die Lösungen zu den Aufgaben hochgeladen habe. Das soll sich in den nächsten Wochen noch fortsetzen.

Pandemie und Pannenwirtschaft

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