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Woche vom 30.03. – 03.04.2020

Wir befinden uns in der letzten Woche vor den Osterferien, von denen jeder weiß, dass sie ganz anders ablaufen werden als sonst.

Aus der Wissenschaft und aus der Politik kommen täglich Warnungen und Empfehlungen mit der Bitte, zu Hause zu bleiben und NICHT zu verreisen. Ich storniere einen einwöchigen Familienurlaub auf der ostfriesischen Insel Juist. Das Land Niedersachsen sperrt seine Touristengebiete kurzfristig, man zeigt sich jedoch flexibel bei der Rückerstattung der Hotelkosten. Anderswo sieht die Sache anders aus.

Eigentlich soll ich im Juni 2020 eine Oberstufenfahrt der Spanischkurse nach Málaga begleiten. Wir werden am 31.3. durch die Schulleitung aufgefordert, die Reise zu stornieren. Das Land NRW übernehme die Stornierungskosten, so heißt es!

Das Reisebüro in der ehemaligen Hauptstadt zeigt sich äußerst verwundert über die Stornierung: schließlich könne man wieder nach Spanien fliegen und man könne ja auch einen anderen Termin für die Kursfahrt wählen. Von der Verantwortung, die die Schule für ihre SchülerInnen hat, ist nicht die Rede. Stattdessen wird auf der Reiserücktrittskostenversicherung herumgeritten, die man ja schließlich abgeschlossen habe, die aber den Fall „Corona“ nicht vorsehe, wie immer in solchen Fällen! Das Problem ist, dass ich auch für das bereits gezahlte Geld der SchülerInnen als Anzahlungsleistung verantwortlich bin und den Eltern gegenüber eine Antwort schuldig bin.

Außerdem lässt mich mein begleitender Kollege ziemlich allein wegen eigener gesundheitlicher Probleme.

Ich habe mich während der ganzen Zeit der Reiseorganisation nicht optimal von ihm begleitet gefühlt, da er erst im September 2019 an unsere Schule gekommen war und die SchülerInnen auch nicht kannte! Er freue sich aber auf die Fahrt und die vielen jungen Mädchen!! Erst viel später sollte ich Gelegenheit bekommen, diesen Satz zu reflektieren und meinem Chef mitzuteilen.

Am Rande meiner Arbeit bekomme ich aber schon mit, wie viele KollegInnen ihren Urlaub planen. Es soll in die Berge oder ans Meer gehen, vorzugsweise nach Holland.

Die niederländische Regierung hat schon mitgeteilt, dass Restaurants und Cafés geschlossen sein werden und dass auch Ferienhausbesitzer nicht darauf zählen können, in ihre Häuser zu dürfen.

Die letzte Schulwoche vor den Ferien ist um, die SchülerInnen in die schulfreie Zeit entlassen. Die nächsten beiden Wochen höre ich keine Sätze wie: „Ich kann die Datei nicht finden!“ oder „P. hat schon wieder seine Aufgaben nicht abgegeben“ oder „Können Sie mir die Aufgaben bitte im PDF-Format übermitteln?“ Ich bin einfach nur froh aus der Dauerobservation herauszukommen, SchülerInnen einmal nicht hinterherlaufen zu müssen und zu Hause die Dinge erledigen zu können, die schon lange liegen geblieben sind.

Privat bewundere ich die Kinder aus meiner Nachbarschaft. Es scheint eine feste Struktur im Tagesablauf in deren Elternhäusern zu geben. Morgens werden Hausaufgaben und der Haushalt erledigt, nachmittags sind alle zum Spielen und Arbeiten draußen – jeder in seinem Garten. Denn: mit dem 16. März ist der Frühling pünktlich zum Beginn des Lockdowns eingekehrt! Von da an scheint bis in den Oktober hinein fast durchgehend täglich die Sonne begleitet von stetig steigenden Temperaturen.

Ich freue mich für all die SchülerInnen und Kinder, die in engen Wohnverhältnissen eines mehrstöckigen Hochhauses leben und weder auf den Balkon noch in den eigenen Garten gehen können! Denn neben den Schulen sind ja auch alle Sportvereine geschlossen!

Das Osterfest läuft coronabedingt ohne weitere Kontakte ab: am Ostersamstag treffen wir uns mit unseren Nachbarn – jede Familie bleibt in ihrem Garten – zum Osterfeuer. Jeder veranstaltet eines!

Am darauffolgenden Sonntag veranstalten meine beiden erwachsenen Söhne für die Kinder aus der Nachbarschaft eine Ostereier- und Schokohasensuche. Hinter unseren Grundstücken befindet sich ein 10 Meter breiter Grünstreifen, der durch eine begrünte Schallschutzwand von der hinter unseren Häusern verlaufenden Umgehungsstraße begrenzt wird. Eigentümerin ist die Stadt, die sich nicht kümmert und die Pflege den Anliegern überlässt. Im Laufe der Zeit haben sich hier Brombeerranken, Kiefern, Weintrauben, Walnussbäume, Fliederbüsche und Obstbäume vermehrt . Es ist ein regelrechtes Dickicht entstanden: gut geeignet zum Buden bauen, Versteck spielen und Aussichtsplattformen bauen für Kinder. Manchmal finden auch Wildschweine den Weg hindurch.

Am Ostersonntag also werden hier Osterleckereien versteckt, gesucht und gefunden.

Die Kinder krabbeln durch das Gebüsch, die Erwachsenen (jeder von seinem Grundstück aus) bejubeln das Ganze und feuern an.

Eine Neuauflage soll zu Ostern 2021 folgen!

Pandemie und Pannenwirtschaft

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