Читать книгу Geballte Ladung Liebe - Katharina Wolf Sammelband - Katharina Wolf - Страница 5
ОглавлениеProlog
Ich wachte plötzlich auf. Schlagartig. Kein langsames Erwachen, bei dem man sich noch minutenlang wehrt und versucht, sich krampfhaft an die wohltuende Bewusstlosigkeit oder den angenehmen Traum zu klammern. Nein. Völlig wach. Ohne Umwege. Ich schlug die Augen auf und bereute es sofort. Mein Kopf schmerzte erbarmungslos und in meinem Mund herrschte ein auffällig starker Geschmack nach Alkohol und Erbrochenem. Durst. Ich hatte so unglaublichen Durst. Mir klebte die Zunge am Gaumen. Außerdem tat mein Rücken weh. Ein Stöhnen entwich meinen Lippen und ich griff unter mich. Zwischen mir und der Matratze zog ich eine Tube Gleitgel und eine leere Bierflasche hervor. Kein Wunder, dass mein Rücken mich gerade umbrachte!
Ich blickte mit müden Augen nach links und sah blaue Wände, an denen sich das morgendliche Licht in einem seltsamen Streifenmuster brach. Der Rollladen war nicht ganz unten. Daher konnte ich auch den Typen rechts von mir erkennen. Wobei erkennen doch übertrieben war. Der Kerl war mir völlig fremd. Nur dunkel erinnerte ich mich an den gestrigen Abend, der wohl etwas eskaliert war. Da war eine Bar, zu viele Tequila-Shots und eine pompöse Line weißes Pulver.
Der Typ riss mich aus meinen Überlegungen. Er schmatzte, hustete, kratzte sich am stoppeligen Kinn und schnarchte dann leise weiter. Okay, das hier waren dann wohl seine Wohnung und sein Schlafzimmer. Ich rieb mir resignierend über die Augen. Alter, wo war ich jetzt schon wieder gelandet? Das war mir alles mehr als suspekt! Aber leider war das nicht das erste Mal, dass mir so etwas passierte.
Mühsam quälte ich mich aus den Laken und suchte meine Unterwäsche. Auf dem Boden hinter dem Bett fand ich sie, neben zwei gebrauchten Kondomen. Wenigstens hatten wir noch an Verhütung gedacht.
Ich verließ das Schlafzimmer auf Zehenspitzen und entdeckte im Flur meine Jeans und meinen Pullover. Ich zog mir alles über und suchte das Badezimmer. Dort spritzte ich mir etwas Wasser ins Gesicht und spülte mir den Mund aus, um diesen widerlichen Geschmack loszuwerden. Dann betrachtete ich mich im Spiegel. Kein erfreulicher Anblick.
Nachdem ich mir die Haare zurückgebunden hatte, schnappte ich mir meine Handtasche, die ich neben der Eingangstür fand, und verließ die Wohnung. Keine Ahnung, wer der Typ war und in welchem Stadtteil ich mich gerade befand. Es interessierte mich aber auch nicht die Bohne. Ich war so verkatert, dass mir alles egal war. Außer einem schnellen Kaffee und einer Sonnenbrille, die mich vor der gnadenlosen Morgensonne schützte, begehrte ich momentan nichts. Mein Kopf war wie leergefegt.
Brainfucked.
Gut so! Ich hasste es, nachzudenken. Brachte meist eh nichts und machte nur schlechte Laune. Aber ganz ausschalten konnte ich mein Gehirn leider doch nicht. Ein Zeichen dafür, dass der Alkoholpegel und die Wirkung der Drogen langsam, aber sicher nachließen.
Ich war nicht immer so gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der mir nicht alles so dermaßen scheißegal gewesen war. In der ich nicht von einem One-Night-Stand zum nächsten gesprungen war. Von einem Rausch in den nächsten. Von einem Vergessen zum nächsten … Aber das war lange her.
Zu lange.
Eigentlich wusste ich schon nicht mehr, wie das gewesen war. Das Leben davor.
Weniger anstrengend?
Nein.
Es war schmerzhafter.
Oder?
Was soll‘s ... Man konnte die Zeit ja eh nicht zurückdrehen ...