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Apologie einer Spezies

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Das fragwürdige Glück ist weiter verschollen und

die Eberesche schüttelt ihre Zweige in den Himmel.

Wie gehabt, bleiben in der Ferne die monströsen Versprechen und ein ängstliches Begehren. Wenn ein Tag zieht, vorbei am Geröll eines fremden Herzens,

das keine Zuwendung will, verweilt eine Wolke beim armen Träumer. Er nennt die Dinge bei ihrem Namen, denn er ist ein Narr mit seinen blanken Augen und seinem Anisgeruch.

Und unterirdisch wuchern die Rosen mit erneuter Sanftheit, um noch einmal den Aufbruch zu wagen, hinaus aus den Schmerzen und dem frühen Rückzug. Noch immer sind Stimmen und Teppiche da sowie die Normalität von Glastüren und Plastikbechern.

Sich festhalten an der stummen Materie, die ihren Wandel durch uns vollzieht: Du musst durchhalten, wenn auch niemand kommt; und nur Frachtschiffe

sind voll Kohle und Ruß, wie aus abgelebten

Jahrhunderten.

Nein, sagt manchmal der Träumer, obwohl sich etwas regt, wie auferstanden. Sein Herz ist träge geworden, und Maden sichtete man schon an seinen Rändern. Und selbst, wenn in den Verstecken

seines Ichs Erschütterungen von Tänzern fühlbar werden, lächelt er nur knapp.

Welchen Anreiz gibt es, wenn die Erfüllung Trauer trägt, weil sie die roten Münder fraß? Zu viel Erdigkeit, zu viel Planet und Stoff, zu viel Hinterher, Verbrauch und klebrige Dinge.

Im Wollen soll das Glück enthüllt werden. Ganz Geist dann, gleitet wie ein Schwan. Wäre alles nur gleitend und leise, hätte Federn und lange Schleppen!

Von Ahnungen kann der Träumer erzählen,

den vielen, die in Bäuchen schwimmen, sich verlieren an den Drähten eines einfachen, harten Tages; denn die anbrechende Dämmerung ist nicht sein Gebiet.

Ich sehe Wasser und Wölbungen, sagt er, Zungen,

die auf Süßem kauen und verwandelte Gegenstände,

nicht mehr in Schlamm getaucht.

Seid ihm nicht böse, als wäre er ein irrer Prophet.

Nachtaufnahme

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