Читать книгу Nachtaufnahme - Katrin Sell - Страница 17
Tiefes Ohr
ОглавлениеDa will man lieber von innerer Logik reden, von persönlichen Systemen und den eigenen Substanzen,
um unanfechtbar gegen die abstrusen Phänomene zu kämpfen, die sich häufen auf dem Fell der Antilopen und den verwundeten Muscheln und auch bei mir.
Hat es den Gedanken heute schon gegeben, der halb ist und schutzlos und trotzdem seine Berechtigung hat? Hat sich der Seewind schon selbst getötet und der Apfelbaum mit dem unentwegten Rauschen in seiner Rinde den Mondstrahl verkürzt?
Verworren ist das Klima, und überraschend verlieren sich die Standpunkte und Erfolge.
Ich will es poetisch nennen, was da treibt, absurd, im blauen Wasser und keine Verbindungen kennt,
was droht und keine Vergleiche zulässt.
Wahrscheinlich hat sich wieder etwas eingeschlichen, dessentwegen man sich verkriechen möchte oder Kerzen anzünden: ein Schall, vielleicht, wie aus dem Weltraum, nirgends hörbar, doch dicht am Ohr,
den Abgrund beschreibend, und eine Stimme,
dann unbezwingbar meine Widerstände fortnehmend,
sodass ich aus den lakonischen Gebieten meines Daseins reisen muss, durch Nadelöhre steigend,
und mir fallen nur Worte ein, Amphibien, großer Fisch und Alkoven etwa.
So also höre ich.
Als Reisende wieder den Klängen entgegen.
Unterwegs, aber nicht in Zügen und auf Schiffen, eher treibend und ohne Argumente für mein heilloses Davon.
Und obwohl ich mich verschließen wollte, dringen Laute von Tropfen in mich hinein. Denn ich wollte in der deutlichen Sprache der anderen bleiben,
mich besaufen in Küchen und Fertiges auf Tische legen.
Kann sein, er ist zu verachten, dieser Klingklang der Sinne, wie er sich ausbreitet, auch um das Herz herum,
und die nächtlichen Stimmen zu sich holt.
Trotzdem, sagt nicht, es gäbe die atmosphärischen Klänge nicht, die wie gelbe Blüten fallen. Das ist ein Gesang, sagen die einen und kennen die Fruchtbarkeit von Tau und Nebel und das Summen der Sterne.
Ich will nur von Eindrücken sprechen, wie sie manchmal kommen.